
2. November 2023, 3:58 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ein guter Schlaf ist das A und O, damit wir tagsüber erholt und leistungsfähig sind. Doch die Wirkung des Schlafs geht noch viel weiter. Eine Studie fand nun heraus, dass insbesondere Tiefschlaf wichtig ist, um das Risiko für Demenz zu reduzieren.
Schlaf ist nicht gleich Schlaf. Viele Menschen wachen mehrmals pro Nacht auf, können schlecht einschlafen oder schlafen regelmäßig zu wenig. Das hat nicht nur große Auswirkungen auf den Alltag, weil man sich ständig erschöpft und müde fühlt. Auch die Gesundheit und Fitness leiden darunter. Menschen, die zu wenig Schlaf bekommen, haben beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Übergewicht – bei Männern eine der Ursachen für einen Bierbauch (FITBOOK berichtete). Doch es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass auch unser Gehirn und Nervensystem Schaden nehmen, wenn wir über einen langen Zeitraum schlecht oder zu wenig schlafen. Laut einer neuen australischen Studie erhöht bereits ein leichter Rückgang beim Tiefschlaf das Demenzrisiko erheblich.
Übersicht
Forscher analysierten zweiteilige Schlafstudie mit über 60-Jährigen
Forscher von der australischen „Monash School of Psychological Sciences“ und dem Turner-Institut für Gehirn und geistige Gesundheit haben eine zweiteilige Schlafstudie ausgewertet. Darin wurden 346 Probanden untersucht, die während des Untersuchungszeitraums allesamt über 60 Jahre alt waren. Sie hatten an der zweiteiligen Schlafstudie in den Jahren 1995 bis 1998 und von 2001 bis 2003 teilgenommen. Im Durchschnitt lagen fünf Jahre zwischen den beiden Studien. Alle Probanden beider Studienteile wurden bis zum Jahr 2018 beobachtet und insbesondere ausführlich auf Demenz untersucht.
Bereits beim Auswerten der Daten beider Studienteile fanden die Forscher heraus, dass der Anteil des Tiefschlafs zwischen den beiden Studien im Durchschnitt abnahm. Ein Hinweis dafür, dass mit zunehmendem Alter die Tiefschlaf-Phasen kürzer werden.
Weniger Tiefschlaf erhöht das Demenzrisiko erheblich
In dem 17-jährigen Nachbeobachtungszeitraum registrierten die Forscher 52 Fälle von Demenz bei den Probanden, die an der zweiteiligen Schlafstudie teilnahmen. Um einen klaren Zusammenhang zwischen Schlafqualität und Demenzrisiko herstellen zu können, wurden die Daten um folgende mögliche Einfluss- und Risikofaktoren bereinigt:
- Alter
- Geschlecht
- genetische Veranlagung
- Raucherstatus
- Einnahme von Schlafmitteln
- Einnahme von Antidepressiva und Anxiolytika (angstlösende Medikamente)
Nachdem die Wissenschaftler diese Risikofaktoren ausgeschlossen hatten, wurde deutlich, dass bereits ein Prozent weniger Tiefschlaf pro Jahr das Demenzrisiko um enorme 27 Prozent ansteigen ließ. Das gilt zumindest bei der in der Studie untersuchten Altersgruppe der über 60-Jährigen.
Warum guter (tiefer) Schlaf vor Demenz schützen kann
Den Forschern war bereits bekannt, dass guter Schlaf vor Demenz schützen kann: „Wir wissen, dass Schlaf den Abtransport von Stoffwechselabfällen im Gehirn fördert, dazu gehört auch die Beseitigung von Proteinen, die verklumpen und dadurch Alzheimer auslösen“, erklärt der beteiligte Studienforscher Matthew Pase in einer Pressemitteilung der Monash-Universität. Allerdings war bislang noch unklar, wie wichtig insbesondere der Tiefschlaf bei der Senkung des Demenzrisikos ist.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Rückgang des Tiefschlafs ein variabler Demenz-Risikofaktor sein könnte“, sagt der Forscher Pase. Mit anderen Worten: Wer im höheren Alter seinen Tiefschlaf verbessern und ausdehnen kann, senkt dadurch höchstwahrscheinlich das Demenzrisiko deutlich.
Die Forscher untersuchten zusätzlich, ob das genetische Risiko für die Entstehung von Alzheimer oder das niedrigere Hirnvolumen, das auf eine frühe Neurodegeneration hindeutet, mit einer Verringerung des Tiefschlafs verbunden ist. Tatsächlich sorgt die genetische Veranlagung für Alzheimer für einen beschleunigten Rückgang des Tiefschlafs im späteren Alter, nicht jedoch ein geringeres Hirnvolumen.

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Wie Sie Ihre Schlafqualität verbessern können
Diese Studie verdeutlicht mal wieder, wie wichtig ein guter Schlaf für unsere Gesundheit ist und das Risiko für Erkrankungen wie Alzheimer bzw. Demenz reduzieren kann. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, die Schlafqualität zu verbessern. Hier einige Tipps:
- abends keine schweren Mahlzeiten essen oder ganz aufs Essen verzichten
- keine großen Mengen Alkohol zu sich nehmen oder ganz auf Alkohol verzichten
- am besten am mittags keinen Kaffee oder andere koffeinhaltige Getränke mehr trinken
- Mediennutzung insbesondere von Bildschirmen, die aktivierendes blaues Licht ausstrahlen, spätestens eine Stunde vor dem Schlaf vermeiden
- das Schlafzimmer sollte richtig temperiert sein (FITBOOK berichtete)
- Lichtquellen im Schlafzimmer unbedingt vermeiden und den Raum möglichst dunkel halten
- Geräusche im Schlafzimmer, wenn möglich, eliminieren, notfalls durch Ohropax für Ruhe sorgen
Entspannung ist der Schlüssel zum Einschlafen
Diplom-Psychologen Dr. Hans-Günter Weeß, Buchautor und Leiter des Schlafzentrums am Pfalzklinikum in Klingenmünster hat in einem Gespräch mit FITBOOK einmal betont: „Nur über Entspannung führt der Weg zum Schlaf.“ Deshalb sei neben Alltagsstress auch der Druck machende Gedanke an genügend Schlaf kontraproduktiv. „Wer ins Bett geht, um zu schlafen, wird nicht einschlafen“, warnt der Experte. Welche Tipps der Experte für besseres Einschlafen hatte, lesen Sie hier.
Eine weitere effektive Strategie, um für einen tieferen Schlaf zu sorgen, ist sportliche Aktivität tagsüber. Insbesondere Kraftsport hilft bei Schlafstörungen, wie eine frühere Studie herausfand (FITBOOK berichtete). Denn Forscher der Iowa State University vermuten, dass durch Krafttraining ausgelöste winzige Muskelrisse möglicherweise mehr Schlaf erfordern, um richtig zu heilen. „Da Widerstandstraining ein starker Reiz ist, der das Muskelgewebe belastet, kann dieser ein stärkeres Signal an das Gehirn senden, dass diese Person schlafen und vor allem tief schlafen muss. So wird das Muskelgewebe repariert und ist für die nächste Trainingseinheit optimal vorbereitet“, erklärte Studienleiterin Angelique Brellenthin den Zusammenhang.