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Laut Studie

Ein niedriges Testosteronlevel erhöht offenbar das Sterberisiko

Ein zu niedriges Testosteronlevel beeinflusst offenbar das Sterberisiko
Testosteron ist im Rahmen der Männergesundheit ein wichtiges Thema. Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

15. Mai 2024, 16:27 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Vor allem bei Männern spielt das Hormon Testosteron eine wichtige Rolle. Es prägt nicht nur die Geschlechtsmerkmale, sondern sorgt auch für Potenz sowie geistige und körperliche Leistungsfähigkeit. Forscher fanden nun heraus, dass ein niedriges Testosteronlevel das Sterberisiko erhöhen kann.

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Testosteron wird gerne als das männliche Sexualhormon bezeichnet. Denn obwohl es auch bei Frauen vorkommt, ist das Testosteronlevel bei Männern generell wesentlich höher. So produzieren Männer täglich rund zehnmal mehr Testosteron (sieben Milligramm) als Frauen (0,7 Milligramm).1 Und so ist das Hormon vor allem für die Ausprägung der männlichen Geschlechtsmerkmale sowie den typisch männlichen Körperbau mit stärkeren Muskeln, tieferer Stimme und stärkerer Körperbehaarung verantwortlich. Doch der Einfluss des Hormons auf Männer geht noch viel weiter. So kann ein Testosteronmangel zu Antriebslosigkeit, Impotenz und sogar Depressionen führen. Forscher fanden nun in einer großen Meta-Studie heraus, dass ein niedriges Testosteronlevel sogar das Sterberisiko erhöhen kann.

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Testosteron-Rückgang gehört zum natürlichen Alterungsprozess

Es gehört zum natürlichen Alterungsprozess dazu, dass Männer mit steigendem Alter weniger Testosteron produzieren. Dieser Rückgang des Testosterons im Körper setzt etwa ab dem 30 Lebensjahr ein, wobei dies von Mann zu Mann unterschiedlich ist. Das heißt, bei einigen kann der Prozess schon früher, bei anderen wesentlich später einsetzen. Und so ist auch der Normbereich für ein gesundes Testosteronlevel relativ weit gefasst. Er liegt zwischen zehn und 40 nmol/l für das Gesamttestosteron im Körper.2 Zudem kann das Level bei Männern stark variieren, wenn sie Stress ausgesetzt sind. Deswegen sollten bei niedrigen Werten noch eine Kontrollmessung vorgenommen werden, ob nicht Außenfaktoren für den Testosteronrückgang verantwortlich sind.

Testosteron-Messung

„Bei einem Verdacht auf Testosteronmangel würde ich zunächst nur das Gesamttestosteron bestimmen. Dieser wichtige Wert ist recht stabil, das heißt, die Blutprobe muss nicht unmittelbar nach der Entnahme ins Labor gehen (die Ärzte haben in der Regel kein eigenes Labor mehr), das kann auch ein bis zwei Tage später passieren und in ein Labor geschickt werden, das 100 Kilometer entfernt ist. Ist der Wert des gemessenen Gesamttestosterons normal, braucht man keine weiteren Bestimmungen mehr vorzunehmen“, erklärte Urologen Dr. Christian Leiber-Caspers, Sektionsleiter des Bereichs Andrologie am Alexianer-Krankenhaus Krefeld, in einem früheren Interview mit FITBOOK. Was er uns zu den Themen Testosteronmangel und Hormontest im Detail verraten hat, erfahren Sie hier.

Forscher untersuchen Zusammenhang zwischen Testosteronlevel und Sterberisiko

Dennoch gibt es Hinweise dafür, dass ein niedriges Testosteronlevel bei Männern nicht nur die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität senken, sondern auch das Krankheits- und Sterberisiko erhöhen kann. Dies haben nun Forscher der University of Western Australia in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Australien, Nordamerika und Europa herausgefunden.3 Hierfür analysierten sie elf Studien, in denen mehr als 24.000 Probanden untersucht wurden. Basis für die Analyse bildeten die persönlichen Patientendaten der Studienteilnehmer. Das Ziel der Forscher: die möglichen Zusammenhänge zwischen Sexualhormonen (insbesondere Testosteron) und der Sterblichkeit sowie dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei alternden Männern zu erforschen.

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In die Studienauswertung wurden nur Daten von Männern aufgenommen, die in einer Gemeinschaft lebten, deren Sexualhormone massenspektrometrisch gemessen und die mindestens fünf Jahre nach der Hormonmessung noch beobachtet wurden. Anhand dieser Daten wurde der Zusammenhang zwischen der Hormongrundkonzentration (darunter Testosteron, Dihydrotestosteron, Estradiol, etc.) und dem relativen Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Todesfälle untersucht.

Um den tatsächlichen Einfluss der Sexualhormone zu ermitteln, wurden die Ergebnisse um folgende Störvariablen bereinigt:

  • Alter
  • Body-Mass-Index (BMI)
  • Familienstand
  • Alkoholkonsum
  • Rauchverhalten
  • körperliche Aktivität
  • Bluthochdruck
  • Diabetes
  • Kreatininkonzentration
  • Verhältnis von Gesamt- zu High-Density-Lipoprotein-Cholesterin
  • Einnahme von Lipidsenkern

Auch interessant: „Männerbrüste“ erhöhen das Sterberisiko deutlich 

Nur das Testosteronlevel hat Einfluss auf das Sterberisiko

Obwohl eine ganze Reihe von Sexualhormonen untersucht wurde, ergab die Datenanalyse, dass lediglich Männer mit niedrigen Testosteronwerten ein höheres Risiko für einen vorzeitigen Tod hatten. Dies traf speziell auf Männer zu, deren Testosteronkonzentration unter 7,4 nmol/l lag. Interessanterweise spielte das Level des Hormons Lutropin (luteinisierendes Hormon) dabei keine Rolle. Hierbei handelt es sich um einen chemischen Botenstoff, der die Funktion bestimmter Zellen und Organe steuert und einen wichtigen Beitrag zur sexuellen Entwicklung sowie Fruchtbarkeit leistet.

Die Forscher ermittelten zudem einen weiteren wichtigen Richtwert: Laut den Daten hatten Männer mit einem Testosteronlevel von unter 5,3 nmol/l ein erhöhtes Sterberisiko durch kardiovaskuläre Krankheiten. Insgesamt halten die Forscher fest, dass in der Studienauswertung Männer mit niedrigen Testosteronwerten oder hohen Lutropinwerten sowie einer sehr geringen Konzentration von Estradiol eine erhöhte Gesamtmortalität aufwiesen.

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Einordnung der Studie

Obwohl die Studie klare Hinweise liefert, gibt es doch zwei wesentliche Einschränkungen. Zum einen handelt es sich um eine Beobachtungsstudie und keine klinische Studie. Somit kann ein direkter Einfluss von bestimmten Faktoren nicht nachgewiesen werden. Zum anderen ist unklar, warum einige der Probanden so niedrige Testosteronwerte aufwiesen. Hierfür kann es viele Gründe geben wie Übergewicht, Leberprobleme, Medikamenteneinnahme sowie weitere Lebensumstände. Bei betroffenen Patienten müsste man versuchen, zunächst einmal die Ursache für das niedrige Testosteronlevel zu beheben. Eine Hormonbehandlung sollte immer der letzte Weg sein, da sie den Eingriff in den sensiblen und bei jedem Menschen individuellen Hormonhaushalt bedeutet.

Dennoch liefern auch andere Studien Hinweise dafür, dass Testosteronmangel das Risiko für chronische Krankheiten erhöhen kann. Vor allem korreliert ein niedriger Testosteronspiegel häufig mit mehreren chronischen Krankheiten gleichzeitig, wie Forscher in einer Studie aus dem Jahr 2018 zeigen.4 Um welche chronischen Erkrankungen es sich dabei handelt und welche Altersgruppen besonders betroffen sind, erfahren Sie in diesem FITBOOK-Beitrag.

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Quellen

  1. Hormonspezialisten: Testosteron im Überblick (aufgerufen am 15.5.2024) ↩︎
  2. Patienten-Information: Testosteron bei älteren Männern (aufgerufen am 15.5.2024) ↩︎
  3. Yeap, B.B., Marriott, R.J., Dwivedi, G., et al. (2024). Associations of Testosterone and Related Hormones With All-Cause and Cardiovascular Mortality and Incident Cardiovascular Disease in Men: Individual Participant Data Meta-analyses. Annals of Internal Medicine. ↩︎
  4. Peterson, M.D., Belakovskiy, A., McGrath , R.& Yarrow, J.F. (2018). Testosterone Deficiency, Weakness, and Multimorbidity in Men. Scientific Reports. ↩︎
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