6. August 2022, 18:09 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Salz, Zitrone und ein Shot Tequila – für die ein oder anderen Party-Fans gehört die Spirituose zu einer wilden Feier regelrecht dazu. Aber auch viele Genuss-Trinker wissen das mexikanische Kultgetränk in seiner geschmacklichen Vielfalt und Herstellung zu schätzen. Häufig stolpert man über die Behauptung, dass es sich bei Tequila um einen „gesunden“ Alkohol handelt und der Körper von dem Konsum geradezu profitiert. FITBOOK verrät, was an dem Gerücht dran ist.
Schwer zu glauben, dass ein hochprozentiges Getränk wie Tequila gesund sein soll. Alkohol ist grundsätzlich natürlich nicht gesundheitsfördernd, sondern schädlich für den Körper. Die blaue Agave oder „Agave tequilana“ aus welcher Tequila hergestellt wird, soll jedoch mit einer Vielzahl von vorteilhaften Eigenschaften in Verbindung stehen. Aber ist die Wirkung der Pflanze wirklich auch in der Spirituose vorhanden?
Übersicht
Was für potenzielle Vorteile soll Tequila haben?
Tequila soll die Verdauung unterstützen, beim Abnehmen helfen und das Risiko reduzieren, an Diabetes mellitus Typ 2, Osteoporose und sogar Demenz zu erkranken. Das Getränk wird vor allem aus dem Zucker der Agave tequilana hergestellt. Die vermeintliche gesunde Wirkung von Tequila-Konsum führt man auf ebendiese Pflanze zurück. Roh verzehrt hat Agave tequilana nämlich durchaus gesundheitliche Vorteile. Davon ausgehend bringen Tequila-Verfechter die Spirituose in Verbindung mit Effekten wie:
- Schmerz- und Entzündungslinderung
- Stärkung des Immunsystems
- Unterstützung der Verdauung
- Verbesserung der Knochengesundheit
- Unterstützung der Darmflora
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Hat Agave tequilana etwas mit Agavendicksaft zu tun?
Auch Agavendicksaft wird aus Agave hergestellt und gilt als eine gesunde Zuckeralternative. Er enthält einen sehr hohen Fruchtzuckergehalt und einen niedrigen glykämischen Index, soll also den Blutzucker langsamer ansteigen lassen als herkömmlicher Industriezucker. Aber auch Agavendicksaft ist aufgrund des hohen Fruchtzuckergehalts – wie Industriezucker – nicht unbedingt „gesund“. Zwar handelt es sich um natürliche Süße, allerdings sollte man diese auch nur in Maßen genießen, um den Insulinspiegel und die allgemeine Gesundheit nicht zu belasten.

Rohe Agave als Ursprung der Gerüchte
Was den Effekt von roher Agave auf den menschlichen Organismus betrifft, gibt es bis dato nur vereinzelt veröffentlichte Untersuchungen. Einige der Forschungsergebnisse deuten tatsächlich auf einen positiven Einfluss durch den Verzehr auf Gewichtsabnahme, bei Entzündungen, zur Stärkung des Immunsystems und der Knochengesundheit sowie zur Blutzuckerregulierung hin. Allerdings handelt es sich dabei hauptsächlich um Versuche an Mäusen oder in Reagenzgläsern. Es bedarf also weiterer Forschung, um tatsächlich von einem gesundheitsfördernden Effekt der Agave tequilana ausgehen zu können.1,2,3,4,5
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Gilt das gleiche für Tequila? Das sagt die Wissenschaft.
Nun die schlechte Nachricht für alle Fans des Kultgetränks: Es gibt keine Studien, die die Behauptungen der vermeintlich vielfältigen und gesundheitsfördernden Wirkung von Tequila bestätigen. In keiner Untersuchung wurde ein direkter Vorteil von Tequila-Konsum auf den Menschen festgestellt. Die gesunden Eigenschaften der Agave tequilana gehen bei der Destillation zu Tequila verloren.
Tequila als Diät-freundlicher Alkohol?
Hat man allerdings die Wahl zwischen Tequila und einer anderen Spirituose, kann man – alleine schon seiner Figur zuliebe – getrost zu dem Agaven-Brand greifen. Warum? Der mexikanische Klassiker hat auf 30 Milliliter, also circa pro Shot-Glas, nur 64 bis 69 Kilokalorien und keine Kohlenhydrate. Das heißt, Tequila kann man sich auch im Rahmen einer ketogenen Diät hin und wieder „erlauben“. Man müsste die Spirituose aber pur genießen und auf süße Cocktails verzichten. Allerdings schießt der Blutzucker bei dem Konsum von Alkohol jeglicher Art nach oben, sinkt aber auch sehr schnell wieder ab.6
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Alkohol – so oder so – ist ungesund
An dieser Stelle sei noch mal erwähnt, dass Alkoholkonsum, egal ob in Form von Tequila, Wein oder Bier grundsätzlich ungesund ist. Er erhöht das Risiko einer Vielzahl von Erkrankungen, beschleunigt die Zellalterung und hat ein hohes Suchtpotenzial. Für die Gesundheit ist es also am besten nur in kleinen Maßen und nicht regelmäßig Alkohol zu konsumieren oder – am allerbesten – ganz darauf zu verzichten.

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Quellen
- 1. Urías-Silvas, J. E., Cani, P. D., Delmée, E. et al. (2008). Physiological effects of dietary fructans extracted from Agave tequilana Gto. and Dasylirion spp. British Journal of Nutrition.
- 2. Márquez-Aguirre, A. L., Camacho-Ruíz, R. M., Gutiérres-mercado, Y. K. et al. (2016). Fructans from Agave tequilana with a Lower Degree of Polymerization Prevent Weight Gain, Hyperglycemia and Liver Steatosis in High-Fat Diet-Induced Obese Mice. Plants for Human Nutrition.
- 3. García-Vieyra, M. I., Del Real, A., Lópes, M. G. (2014). Agave fructans: their effect on mineral absorption and bone mineral content. Journal of Medicinal Food.
- 4. Sáyago-Ayerdi, S. G., Mateos, R., Ortiz-Basurto, R. et al. (2014). Effects of consuming diets containing Agave tequilana dietary fibre and jamaica calyces on body weight gain and redox status in hypercholesterolemic rats. Food Chemistry.
- 5. Martinez-Gamino, D., Garcia-Soto, M. J., Gonzale-Acevedo, O. et al. (2022). Prebiotic effect of fructans from Agave salmiana on probiotic lactic acid bacteria and in children as a supplement for malnutrition. Food & Function
- builtlean.com. Calories in Tequila: Nutrition Facts. (abgerufen 04.08.2022)