19. November 2024, 11:03 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die schmerzhafte(n) Sitzung(en) im Tattoo-Studio sind geschafft, endlich ziert das Motiv den gewünschten Körperteil. Doch nach der ersten Euphorie entwickeln sich plötzlich Krankheitssymptome wie z. B. Schnupfen und Husten. Warum? Und ist das ein Grund zur Sorge?
Jeder, der sich schon mal ein (größeres) Tattoo hat stechen lassen, weiß, dass das für den Körper nicht ohne ist. Während des Tätowierens ist er angespannt und muss Schmerzen aushalten – das unter Umständen stundenlang. Da wundert es nicht, dass sich im Anschluss Erschöpfung breitmachen kann und Muskelschmerzen aufkommen können. Doch was, wenn man am Abend oder nächsten Tag plötzlich ein allgemeines Krankheitsgefühl und vielleicht Husten und Schnupfen entwickelt? Sind Anzeichen einer Erkältung nach dem Tätowieren noch im normalen Rahmen oder sollte man besser zum Arzt gehen? Handelt es sich dabei um die sogenannte „Tattoo-Grippe“? Und warum kann es zu den Krankheitssymptomen kommen?
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Übersicht
Das macht das Tätowieren mit dem Körper
Stimmt es, dass man während des Tätowierens Kalorien verbrennt? Eine Information, die man in Foren findet und die auch der eine oder andere Tattoo-Artist seinen Klienten schon mit auf den Weg gegeben hat. Gesicherte wissenschaftliche Belege dafür gibt es nicht, was aber auch daran liegen könnte, dass es bisher noch niemand ernsthaft untersucht hat. Dass der Tätowierungsprozess aufgrund der Anspannung und Schmerzimpulse zumindest zu einem erhöhten Grundumsatz führen könnte, ist nicht bewiesen, aber auch nicht unlogisch und nicht vollkommen auszuschließen.
Feststeht, beim Tätowieren werden mit einer Nadel Farbpigmente in die Haut injiziert. Das Stechen verursacht viele kleine Verletzungen. Gegen beides versucht sich der Körper zu wehren. Das Immunsystem ist also besonders gefordert.1 Vielfach äußert sich das schlicht durch die Reizung der Haut. Diese ist zunächst gerötet, kann brennen und wie bei einer Entzündung Wärme entwickeln. Die Beschwerden halten im Normalfall aber nur etwa einen Tag an, dann beginnt der Heilungsprozess, einhergehend mit Krustenbildung und Juckreiz wie bei anderen Wunden auch. Wie genau ein Tattoo sich auch langfristig auf das Immunsystem auswirken kann, ist im Übrigen auch noch wenig erforscht.2
Gibt es eine „Tattoo-Grippe“?
Doch kann es auch sein, dass man sich nicht nur direkt nach dem Tätowieren erschöpft fühlt, sondern diese Mattigkeit noch etwas länger anhält, vielleicht bemerkt man sogar leichte Symptome wie bei einer Erkältung. In deutschen Internet-Foren und in internationalen Berichten findet sich etwa die Bezeichnung „Tattoo-Grippe“.3 Bei diesen Beschwerden handelt es sich definitiv um eine stärkere Reaktion als die zuvor beschriebene, sie muss aber nicht gleich etwas Schlimmes bedeuten. Denn – wie erwähnt – arbeitet das Immunsystem nach dem Stechen eines Tattoos. Womöglich war dieses zuvor schon unbemerkt leicht geschwächt, sodass es nun, zusätzlich gefordert, nicht auch noch gegen Erkältungserreger ankommt. Aber: Man sollte die Symptome unbedingt beobachten.4
Bei welchen Krankheitssymptomen man zum Arzt gehen sollte
Halten die Erkältungssymptome auch mehrere Tage nach dem Tätowieren noch an, kommt Fieber hinzu und verändert sich womöglich die tätowierte Haut (Blasen, Schwellung, Röte, anhaltende Schmerzempfindlichkeit), dann sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Es kann sein, dass sich das Tattoo entzündet hat oder während des Stechens (etwa in einer nicht sterilen Umgebung) Krankheitserreger in den Körper gelangt sind. Hier sollte man handeln wie bei jeder Wunde, deren Zustand sich plötzlich verschlechtert und Fieber auslöst: sich medizinische Hilfe suchen.
Zweimal bekam ich nach dem Tätowieren leichte Erkältungssymptome
„Mit 17 Jahren habe ich mir mein erstes Tattoo stechen lassen, mit 19 mein zweites, seit ich vor 13 Jahren nach Berlin gezogen bin, kommt in unregelmäßigen Abständen neue Körperkunst hinzu. Ich habe unzählige Sitzungen in Tattoo-Studios hinter mir, kenne also auch mögliche Nachwirkungen. Tatsächlich stecke ich sowohl das Stechen als auch den anschließenden Heilungsprozess in der Regel gut weg. Doch zweimal traten bei mir nach dem Tätowieren leichte Anzeichen einer Erkältung auf. In beiden Fällen hatte ich mir vergleichsweise große Motive stechen lassen, die Sitzungen dauerten entsprechend länger, die Schmerzen waren intensiver. In einem Fall hatte ich mich eine Woche vor dem Termin nicht ganz auf der Höhe gefühlt, die erwartete Erkältung war aber dann doch nicht ausgebrochen, sodass ich dachte, dem Tattoo-Termin stehe nichts im Weg. Im zweiten Fall hatte ich vor dem Tattoo-Termin keine Anzeichen für ein mögliches Krankwerden bemerkt. Das heißt aber nicht, dass ich nicht schon Erkältungserreger in meinen Körper gelangt waren. Meine Vermutung war in beiden Fällen daher: Das Tätowieren hatte mein bereits auf Hochtouren arbeitendes Immunsystem zusätzlich geschwächt, was in Halskratzen, leichtem Husten und Schnupfen resultierte. Zum Glück verschwanden die Erkältungssymptome schnell wieder und meine Haut heilte wie gewünscht. Daher ging ich nicht zum Arzt, würde es im Fall von Hautveränderungen oder Fieber aber sofort tun!“
Nicht bereits angeschlagen oder krank zum Tattoo-Termin gehen
Weil das Immunsystem durch das Tätowieren gefordert wird, ist auch dringend davon abzuraten, bereits erkrankt einen Tattoo-Termin wahrzunehmen. Seriöse Tätowierer und Studios würden in so einem Fall auch nicht tätowieren. Sie fragen vor dem Tätowieren mit einem Dokument ab, ob man gesund (gemeint sind sowohl akute als auch chronische Erkrankungen) ist, bestimmte Medikamente nimmt, schwanger ist, kürzlich Alkohol oder Drogen konsumiert hat. Denn dies sind alles Faktoren, die das Tätowieren und die Heilung negativ beeinflussen können.5
So kann man sich auf das Tätowieren vorbereiten
Um einer möglichen Erkrankung durch das Tätowieren vorzubeugen und den Heilungsprozess zu unterstützen, kann man schon vor dem Termin ein paar Dinge beachten:
- Bei der Studio-Auswahl auf Sauberkeit und steriles Arbeiten achten
- Nur gesund zum Termin erscheinen
- Vorher ausreichend trinken und essen, damit man keine Kreislaufprobleme bekommt – manche Tätowierer empfehlen, insbesondere Kohlenhydrate zu sich zu nehmen. Wird es eine längere Session können ein kleiner Snack, Cola und Traubenzucker helfen.
- Die Haut an der Stelle, die tätowiert wird, reinigen
- Möglichst ausgeschlafen sein und auch sonst direkt vor dem Termin (besonders wenn dieser für mehrere Stunden angesetzt ist) nicht zu sehr anstrengen
- Vorher keinen Alkohol trinken und keine Drogen konsumieren
- Auch Medikamente wie Schmerztabletten, Betäubungscreme oder Blutverdünner sind vor dem Termin tabu
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So kann man den Heilungsprozess beschleunigen
Nach dem Tattoo-Termin sollte man sich, besonders wenn man bereits die erwähnten Anzeichen wie Mattigkeit oder leichtes Unwohlsein verspürt, schonen. Auch auf Sport sollte man die ersten Tage besser verzichten. Das Tattoo wird direkt nach dem Stechen von dem Tätowierer zum Schutz vor Kleidung und Schmutz (außerdem können noch etwas Blut sowie überflüssige Farbe austreten) abgedeckt. Dieses gemäß seiner Empfehlung nach der besprochenen Zeit abnehmen, die tätowierte Stelle vorsichtig mit klarem Wasser abspülen und in den ersten Tagen mit Heilsalbe oder einer speziellen Tattoo-Salbe pflegen. Heiße Bäder und Sonne vermeiden. Und: Nicht kratzen, wenn die Heilung eingesetzt hat und es juckt. Kratzen kann Wunden wieder öffnen, es können Bakterien hineingelangen und zudem kann das Tattoo beschädigt werden.