12. November 2024, 15:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Darmkrebs wird auch die „stille Erkrankung“ genannt, weil er sich langsam entwickelt und lange symptomlos verläuft. Oft kommt es deshalb vor, dass die Krankheit erst in einem späten Stadium entdeckt wird. Tumore im Endstadium können in der Regel nicht mehr geheilt werden. Umso wichtiger ist es, nicht nur regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen, sondern auch präventiv zu handeln. Eine neue Studie zeigt nun, wie man durch Sport das Darmkrebsrisiko senken kann – FITBOOK-Redakteurin Janine Riedle fasst die Ergebnisse zusammen.
Im Jahr 2022 wurden knapp 55.000 Darmkrebs-Neuerkrankungen in Deutschland registriert und rund 23.000 Sterbefälle gemeldet.1 Damit gehört Darmkrebs zu den häufigsten Krebsarten hierzulande, weshalb immer mehr auf das Thema aufmerksam gemacht wird. Eine frühere Studie hat bereits gezeigt, welche Lebensmittel das Darmkrebsrisiko senken können (FITBOOK berichtete). Neue Untersuchungen wollten dagegen herausstellen, inwiefern Sport bzw. tägliche Aktivität vor der Erkrankung schützen kann – und kamen zu dem Ergebnis, dass die Tageszeit des Trainings Einfluss auf das Darmkrebsrisiko nehmen kann.
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Übersicht
Aktivitätsmessung mit einem tragbaren Gerät
Für die vorliegende Studie bezogen die Wissenschaftler Daten aus der UK Biobank, die zwischen 2006 und 2010 erhoben wurden.2 Durch Fragebögen holte man sich von den 86.252 Teilnehmern zwischen 42 und 79 Jahren soziodemografische und lebensstilbezogene Informationen ein. Mithilfe eines am dominanten Handgelenk getragenen Geräts ermittelte man an sieben aufeinanderfolgenden Tage die körperliche Aktivität. Diese unterteilte man in 4 verschiedene Aktivitätsmuster:
- Gruppe 1: Kontinuierliche ganztägige Aktivität
- Gruppe 2: Aktivitäten am späten Nachmittag/Abend
- Gruppe 3: Aktivitäten am Morgen und späten Nachmittag/Abend
- Gruppe 4: Aktivitäten am Mittag und in der Nacht
Im Durchschnitt beobachtete man die Teilnehmer 5,3 Jahre lang nach, bis entweder eine (Darm-)Krebsdiagnose gestellt wurde oder sie verstarben.
Sportliche Routine am Morgen und Abend verringerte Darmkrebsrisiko
Die Analysen ergaben, dass sich besonders Gruppe 3 durch einen gesunden Lebensstil auszeichnete. Diejenigen, die den Morgen und Abend als Tageszeit für Sport wählten, tranken weniger Alkohol, rauchten und saßen weniger – und wiesen ein um 11 Prozent geringeres Darmkrebsrisiko auf. Innerhalb dieser Gruppe beobachtete man die Spitzenwerte der körperlichen Aktivität um 8 Uhr morgens sowie 18 Uhr abends. Auch Probanden der Gruppe 1 wiesen einen gesunden Lebensstil auf und eine Verringerung des Darmkrebsrisikos um 6 Prozent. Gruppe 2 konnte das Risiko sogar um 7 Prozent senken.
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„Die Studie liefert gute Beobachtungen und zeigt möglicherweise einen neuen Weg auf, um die Häufigkeit von Darmkrebs zu reduzieren“, erklärte Studienautor Nilesh Vora in einer Pressemitteilung „Medical News Today“. „Wir haben möglicherweise einen Weg gefunden, das Risiko von Darmkrebs zu senken, und das ist angesichts der steigenden Zahl von Fällen bei Patienten unter 50 immer aufregend.“
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Einordnung der Studie
„Diese Studie stellt einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Training am frühen und späten Tag und einem geringeren Darmkrebsrisiko fest. Wir benötigen jedoch mehr und größere Studien mit längerer Nachbeobachtungszeit, um zu bestätigen, ob die Tageszeit, zu der wir trainieren, einen Einfluss auf das Darmkrebsrisiko hat“, weist Maxine Lenza, Gesundheitsinformationsmanagerin bei Cancer Research UK auf die Einschränkungen der Studie hin.
Zudem stellt die Studie nur einen Zusammenhang zwischen dem Darmkrebsrisiko und Sport zu bestimmten Tageszeiten her. Außerdem zeigte sich, dass die Menschen, die zu bestimmten Tageszeiten trainierten, auch im Durchschnitt einen generell gesünderen Lebensstil pflegten. Die Studie kann keine Aussage darüber treffen, ob es wirklich speziell die Trainingszeit ist, die das Darmkrebsrisiko senkt. Könnte nicht vielmehr der gesamte Lifestyle diesen Effekt haben?
Darüber hinaus konnten die Kausalitäten und Mechanismen, die dem Schutzeffek zugrunde liegen, nicht geklärt werden. Weitere Studien sind daher nötig, die vertiefen, warum genau ein Zusammenhang zwischen Darmkrebs und Sport bestehen könnte.