10. Januar 2020, 6:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Fitness-Model Pamela Reif (23) postete auf Instagram ein kurzes Video, das sie mit drei Versandtaschen auf dem Weg zur Post zeigt. Der Inhalt: Stuhlproben von ihr und ihren Eltern. Wie sinnvoll es ist, seine Ausscheidung untersuchen zu lassen, und ob/wann die Maßnahme sich auch für Sie ggf. empfiehlt – FITBOOK klärt auf.
Wenn der Blick in die Toilettenschüssel Sie erschreckt, beispielsweise weil der Kot sehr auffällig gefärbt oder geformt ist, kann das ein Hinweis auf (schlimmstenfalls schwere) gesundheitliche Probleme im Magen-Darm-Trakt sein. Hiermit befasst sich etwa die Bristol Stool Scale (Bristol-Stuhl-Skala), ein verständliches Hilfsmittel zur ersten Diagnostik. Daneben gibt es aber auch Veränderungen, die ebenfalls Beschwerden bereiten, jedoch mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind.
Genaue Stuhl-Analysen im Labor
Pamela Reif hat in diesem Zusammenhang ein Tabu gebrochen. Die extrem durchtrainierte, superschlanke Influencerin hatte sich immer wieder über ihren sichtbar geschwollenen Unterbauch gewundert, der ihrer Aussage nach nicht auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten zurückzuführen ist. Wie sie auch auf Instagram erklärte, vermutet sie die Ursache dafür in ihrer Darmflora.
Wie kommt man darauf, seinen Stuhl untersuchen zu lassen?
Stuhluntersuchungen werden spätestens ab dem 50. Lebensjahr ein Thema, als Bestandteil der Krebsvorsorgeuntersuchung. Und schon früher kann Darmkrebs auftreten und die Maßnahme entsprechend sinnvoll sein, etwa, wenn es in der Familie Fälle von Darmkrebs gegeben hat. Ebenso kann man so Verdauungsbeschwerden (Durchfall, Verstopfung, Schmerzen) auf den Grund gehen, die dauerhaft und ohne erkennbare Ursache auftreten. Ihr Arzt könnte Sie auch dazu auffordern, Ihren Kot auf beispielsweise Würmer oder andere Parasiten und Bakterien untersuchen zu lassen, wenn die Magen-Darm-Probleme während oder kurz nach einer Reise ins Ausland begonnen haben.
Was kann man im Stuhl finden?
Verschiedene Krankheitserreger können mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Beispielsweise untersucht man ihn per Helicobacter-Test auf Antikörper gegen den Magenkeim Helicobacter pylori und kann so Hinweise auf mögliche Entzündungen oder Geschwüre im Magen und Darm finden, die behandelt werden sollten.
Nicht zuletzt liegt der Fokus bei derartigen Untersuchungen auf Blut. Wenn die Blutung beispielsweise auf Magenebene liegt, ist sie schwarz gefärbt, was sich durch den Kontakt des Blutfarbstoffs mit Magensäure erklären lässt. Tiefer gelegene Blutungen hingegen sind meist rot und aufgelagert. Manchmal äußern sich Blutbeimengungen durch auffällig dunklen, glänzenden, schwärzlichen Stuhl, mit der möglichen Folge, dass man sie nicht als solche erkennt. Sehr kleine Mengen sind nur im Labor zu erkennen.
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Wie gefährlich ist Blut im Stuhl?
Bei Blut im Stuhl ist man schnell alarmiert, weil er auf Darmkrebs hindeuten kann. Zu den weniger gravierenden möglichen Ursachen zählen Hämorrhoiden oder Ausstülpungen, die verletzt werden können. Das Gleiche droht bei Verstopfung und deshalb extrem verhärtetem Stuhl, der Teile des Darms aufreißen kann. Auch gehen mit Verstopfung häufig Aussackungen (Divertikel) einher, und diese können bluten.
Stuhlveränderungen müssen nicht immer etwas Schlimmes sein. In vielen Fällen rühren sie von einem aus dem Gleichgewicht geratenen Mikrobiom her. Dagegen kann – und sollte man – vorgehen.
Mikrobiom und Darmflora
Den Begriff Mikrobiom hört man im Moment öfter. Auch Pamela Reif verwendete ihn in ihrem Instagram-Post. Das Mikrobiom beschreibt die Gesamtheit der in einem Organismus vorkommenden Bakterien, von denen sich bekanntlich einige im Darm befinden. Das Ökosystem im Darm kann aus dem Gleichgewicht geraten (z.B. durch die Einnahme von Breitspektrumantibiotika, die neben schädlichen Mikroorganismen auch gute Darmbakterien vernichten können).
Die Darmflora umfasst im Normalfall 1000 Bakterienarten. Durch die westliche Ernährung kann es zu einer deutlichen Abnahme der Artenvielfalt auf nur noch etwa 500 Bakterienarten kommen, mit der möglichen Folge einer verstärkten Anfälligkeit für Zivilisationskrankheiten.
Eine gestörte Darmflora kann sich mit vielerlei Beschwerden im Verdauungstrakt (Blähungen, Verstopfung, Bauchkrämpfe) und darüberhinaus mit Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit bemerkbar machen. Um das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen, arbeitet man mit probiotischen Bakterien. Hier finden Sie ausführliche Informationen zu Probiotika.
Wie läuft eine Stuhluntersuchung ab?
Sie bekommen beim Arzt oder in der Apotheke ein Plastikröhrchen, dessen Verschluss von innen mit einem kleinen Löffel versehen ist. Damit befüllen Sie das Röhrchen – gar nicht unbedingt sehr voll, aber idealerweise mit Anteilen aus verschiedenen Stellen des Stuhlgangs. Der Behälter wird fest verschlossen und in einer dazugehörigen Versandtasche per Post an ein Labor geschickt. So hat es auch Pamela Reif gemacht, wie sie in ihrer Insta-Sorry dokumentierte.
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Von gutartiger Wucherung zum bösartigen Tumor Darmkrebs – Ursachen, Risikofaktoren und Vorsorge
Wer sollte eine Stuhlprobe vornehmen lassen?
Im Grunde kann es nicht schaden, eine Stuhlprobe durchführen zu lassen – vor allem, wenn Sie unter Verdauungsbeschwerden leiden. Allerdings werden die Kosten (liegen zwischen 50 und 150 Euro) von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nicht übernommen.
Anders ist es ab dem 50. Lebensjahr, wenn die Stuhlanalyse zur Krebsvorsorge gehört. Bedenken Sie aber, dass die Untersuchung in diesen Fällen nur auf unsichtbares Blut abzielt.