Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Schadstoffpartikel

Studie warnt vor Atemwegsbelastung durch Putzmittel

Atemwegsbelastung Putzmittel: Frau wischt einen Tisch
Nicht nur der direkte Hautkontakt mit Putzmitteln, sondern auch gas- und dampfförmige Stoffe in der Luft können sich gesundheitsschädlich auswirken. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Studie. Foto: Getty Images
FITBOOK Logo
FITBOOK Redaktion

6. März 2022, 7:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Putzen hilft gegen Krankheitskeime. Doch Reinigungsmittel können auch selbst die Gesundheit belasten, wie US-amerikanische Forscher berichten.

Artikel teilen

Büros, Sportstudios und Läden, aber auch Privathaushalte sind in den vergangenen zwei Jahren vermutlich besonders intensiv geputzt und desinfiziert worden. Doch handelsübliche Putzmittel zur Desinfektion von Oberflächen in Innenräumen können können zu einer Atemwegsbelastung führen. Einer Studie zufolge dringen kleine Schadstoffpartikel in die Atemwege von Menschen ein – und zwar in einem Ausmaß, das beim Einatmen von Autoabgasen in Straßenschluchten entstehe oder sogar darüber liege. Das berichten US-amerikanische Wissenschaftler im Fachblatt „Science Advances“.

Gesundheitsrisiken schon in früheren Studien erkannt

Dass Putzmittel nicht nur sauber machen, sondern unter Umständen auch gesundheitsschädlich wirken könnten, haben bereits mehrere Studie nahegelegt. So stellte eine 2018 veröffentlichte norwegische Langzeitstudie fest, dass Menschen, die sehr viel putzen, eine schwächere Lunge hätten als solche, die nie sauber machten. Den stärksten Abfall der Lungenfunktion beobachteten die Wissenschaftler der Universität Bergen bei Reinigungskräften.1

Eben jene standen auch im Fokus einer belgischen Studie, die ein Jahr zuvor berichtete, dass das Sterberisiko männlicher Reinigungsfachkräfte deutlich höher sei als etwa das von Büroangestellten. Privatpersonen könnten sogar noch gefährdeter sein, da sie wenig über entsprechende Sicherheitsmaßnahmen wüssten sowie die Produkte falsch anwenden oder bedenkenlos kombinieren würden.2

Zu den grundlegendsten Vorsichtsmaßnahmen gehöre, so die Autoren der belgischen Untersuchung, das Tragen von Handschuhen. Dass allerdings nicht nur direkter Hautkontakt problematisch sein könnte, legt die Studie eines Teams um die Chemikerin Colleen Rosales nun nahe, die zum Zeitpunkt der Arbeit an der Indiana University forschte.3

Auch interessant: 3 Dinge im Haushalt, die Asthma auslösen und verschlimmern können

Neue Studie: Gefahr auch durch gas- und dampfförmige Stoffe

Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf die primären und sekundären Emissionen der Putzmittel und dabei insbesondere auf solche, die „natürlich“ nach Zitrusfrüchten oder Pinie riechen. Derartige Reiniger enthalten häufig Monoterpene, welche die Hauptbestandteile ätherischer Öle bilden. Zu den bekanntesten gehören Limonene, Alpha- und Beta-Pinen sowie Campher.

Wie die Forscher beschreiben, setzen diese Mittel zum einen flüchtige organische Verbindungen (engl. VOC für Volatile Organic Compounds) frei. So werden gas- und dampfförmige Stoffe organischen Ursprungs in der Luft beschrieben.

VOC können aus zahlreichen Quellen stammen. Einige davon können Sinnesreizungen, Kopfschmerzen, aber auch Organschäden und selbst Krebs verursachen, wie aus einer Auflistung der US-Umweltschutzbehörde EPA hervorgeht. Zum anderen könnten VOC oxidieren, heißt es in der Studie, was zur Entstehung spezifischer sekundärer organischer Aerosole (SOA) führen könnte, darunter Peroxide, Alkohole, Carbonyle und Carbonsäuren.

https://oembed/fitbook/affiliate/6d4524095dd5248746ef4f938cfaad4e2f0c01a7bbbf7ed84feab223771adbcb/93d6a906-a170-464b-97d3-c296e9d8cb42/embed

Partikel können in tiefste Bereiche der Lunge dringen

Um diese primären und sekundären Emissionen zu messen, richteten Rosales und ihre Kollegen einen Testraum ein, der mit einer Größe von gut 20 Quadratmetern einem typischen Büro entsprechen sollte. Dieser wurde mit einem handelsüblichen, auf Monoterpenen basierendem Putzmittel eine knappe Viertelstunde gewischt und gereinigt, während die Wissenschaftler kontinuierlich die Raumluft analysierten.

Auf Grundlage ihrer Raumluft-Analyse errechneten die Forscher, dass eine Person, die einen derartigen Reiniger nutzt, zu Beginn des Wischens etwa 30 bis 40 Mikrogramm primäre flüchtige organische Verbindungen pro Minute einatmet. Hinzu kämen dann 0,1 bis 0,7 Mikrogramm sekundärer organischer Aerosole, welche durch die Reaktion des Produkts mit der Raumluft entstünden.

Massemäßig sei das nicht viel, doch viele der entstandenen Partikel bewegten sich im Nanogrößen-Bereich und könnten so gesundheitliche Relevanz haben, da sie dazu in der Lage seien, in tiefste Regionen der Lunge vorzudringen.

Die Belastung mit solchen Nanoteilchen führte zu Dosiswerten in den Atemwegen, die größer oder vergleichbar seien mit denen, die man durch das Einatmen von verkehrsbedingten Aerosolen in städtischen Straßenschluchten erhalte, heißt es in der Studie.

Auch interessant: Experte gibt Tipps, wie man die Lunge schützt und stärkt

Teilchenansammlung durch intelligentes Lüften reduzieren

Die Autoren betonen indes selbst, dass bislang wenig über das toxikologische Profil dieser Teilchen in Innenräumen bekannt sei. Trotz dieser Unsicherheiten bestehe Anlass zur Sorge für Menschen, die etwa aufgrund ihrer Tätigkeit als Hausmeister oder Gebäudereiniger viel Arbeitszeit mit der Reinigung von Oberflächen in Innenräumen verbrächten.

Mehr zum Thema

Quellen

afgis-Qualitätslogo mit Ablauf Jahr/Monat: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FITBOOK und sein/ihr Internet-Angebot: www.fitbook.de

FITBOOK erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Güngstige Flüge buchen - Skyscanner Anzeige
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.