17. Dezember 2024, 13:52 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Man kann vor seinen Problemen nicht weglaufen? Vor psychischen womöglich schon. Eine spanische Studie kam nun zu dem Ergebnis, dass es vor einer Erkrankung an Depressionen schützen kann, täglich in ausreichendem Maße spazieren zu gehen. Dabei steigt die vorbeugende Wirkung offenbar mit der Anzahl der täglichen Schritte – bis zu einer gewissen Marke. FITBOOK-Autorin Laura Pomer erklärt die Ergebnisse der Unteruchung.
Verschiedene Untersuchungen haben bereits einen lindernden Effekt von Sport auf die Ausprägung depressiver Symptome gezeigt.1 Doch ein umfassendes Fitnessprogramm in den Alltag zu integrieren – wovon natürlich nicht zuletzt die körperliche Gesundheit profitieren würde –, ist nicht immer ohne Weiteres möglich. Deshalb versuchen viele Menschen, täglich zumindest ausreichend Schritte zurückzulegen. Eine Strategie mit diversen Vorteilen, auch was die Vorbeugung von Depressionen betrifft. Das zeigt eine aktuelle spanische Studie.2
Übersicht
Studie zur Anzahl der täglichen Schritte und Depressionen
Dass es vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen und die Sterblichkeit reduzieren kann, täglich ausreichend Schritte zu gehen, haben bereits andere Studien zeigen können (FITBOOK berichtete).3,4 Die Forscher aus Spanien hielten es für wichtig, bei Empfehlungen hinsichtlich der täglichen Schrittanzahl auch weitere Gesundheitsaspekte zu berücksichtigen. Deshalb sei das Ziel ihrer Untersuchung gewesen, Zusammenhänge zwischen den täglich zurückgelegten Schritten und einer Neigung zu Depression bei Erwachsenen zu verstehen.
Das Team um Studienleiterin Estela Jiménez-López arbeitete mit Daten von mehr als 96.000 erwachsenen Frauen und Männern aus insgesamt 33 Studien. Alle betrachteten Probanden waren Verwender von Fitnesstrackern, welche unter anderem ihre täglich zurückgelegten Schritte zählten.
Ergebnisse und Bedeutung
Die Forscher definierten als Ausgangsbasis eine tägliche Schrittzahl von 5000. Das Ergebnis ihrer Analyse: Mit jeden zusätzlich zurückgelegten 1000 Schritten am Tag sank das Risiko, an Depressionen zu erkranken, um 9 Prozent. Waren es bereits 7000 Schritte am Tag, verringerte sich das Depressionsrisiko um 31 Prozent. Diejenigen Probanden wiederum, die mehr als 7500 Schritte am Tag gingen, wiesen eine um gar 43 Prozent reduzierte Erkrankungswahrscheinlichkeit auf. Die Beobachtungen hatten „über alle Altersgruppen hinweg“ Bestand, „bei Frauen und Männern“, halten die Autoren fest.
Interessant: Ausgerechnet ab der berühmten Marke von 10.000 Schritten schien der Nutzen für die psychische Gesundheit wieder abzunehmen. Dies decke sich mit den Erkenntnissen früherer Untersuchungen, schreiben die Autoren. Eine mögliche Erklärung für diese Auffälligkeit liefern sie nicht.
Jiménez-López und ihr Team sehen in den Ergebnissen ihrer Untersuchung einiges Potenzial für die Vorbeugung psychischer Erkrankungen. „Ziele für die Anzahl täglicher Schritte zu setzen, könnte eine vielversprechende und inklusive Strategie der öffentlichen Gesundheit zur Prävention von Depressionen sein“, heißt es zusammenfassend in der Studiendokumentation.
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Einschränkungen
Doch die Forscher räumen auch Einschränkungen ihrer Studie ein. So seien etwa für die Beobachtungen auch „umgekehrte Zusammenhänge möglich“. Denn natürlich könnte es sein, dass bei den betrachteten Probanden die Anzahl der täglich zurückgelegten Schritte von ihrer psychischen Gesundheit abhing. Müdigkeit, Lustlosigkeit und Apathie sind klassische Symptome einer Depression und können mit einem geringen Maß an körperlicher Aktivität einhergehen.5
Weiterhin ist nicht auszuschließen, dass andere Faktoren, die das Depressionsrisiko (positiv oder negativ) beeinflussen können, auf die Ergebnisse eingewirkt haben. Als eine Erkrankung begünstigend, zählen etwa neben chronischem Stress u. a. Erfahrungen in der Kindheit und ein ängstlich-fürsorglicher Erziehungsstil. Gewohnheiten, die Depressionen wiederum vorbeugen können, umfassen z. B. eine gesundheitsbewusste Ernährung, ausreichend Schlaf und ein maßvoller Umgang mit Alkohol. Derartige Werte wurden in der Untersuchung nicht berücksichtigt.