3. Dezember 2024, 14:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine ausreichende Aufnahme von Protein ist für die gesunde Funktion verschiedener körperlicher Prozesse von großer Bedeutung. Wie man inzwischen jedoch weiß, kann der Makronährstoff im Übermaß Schaden anrichten und etwa die Wahrscheinlichkeit für verschiedene Herzerkrankungen erhöhen. Forscher haben sich nun diesbezüglich mit der Wirkung unterschiedlicher Proteinquellen beschäftigt und dabei interessante Erkenntnisse gewonnen.
Protein wird heute oft mit dem Thema Muskelaufbau assoziiert. Dabei benötigt der Körper es auch für andere, durchaus wichtige Funktionen. Die Funktionsbereiche des Nährstoffs reichen vom Aufbau von Gewebe über die Produktion von Hormonen und Enzymen bis hin zum Sauerstofftransport im Blut. „Viel hilft viel“, gilt deshalb aber nicht. So konnten Forscher erst kürzlich aufzeigen, ab welcher Menge Protein beginnt, dem Herzen zu schaden (FITBOOK berichtete).1 Offenbar wirken sich jedoch unterschiedliche Proteinquellen nicht auf die gleiche Weise auf die Herzgesundheit aus. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung.2
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Übersicht
Studie zur Wirkung unterschiedlicher Proteinquellen aufs Herz
Die Aufnahme von mehr pflanzlichem Protein ist mit einem geringeren Risiko für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Dies ist die zentrale Erkenntnis der Studie. Personen, die zugunsten pflanzlicher Proteinquellen auf tierische verzichten, sind demnach gar um 27 Prozent weniger gefährdet, eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln.
Das Forscherteam unter der Leitung von Senior-Studienautor Frank Hu stützt seine Erkenntnisse auf einen rund 30-jährigen Untersuchungszeitraum. Ausgangspunkt der Studie war die allgemeine Empfehlung, den Anteil von Proteinen in der Ernährung zu erhöhen. Dabei jedoch war das „ideale Verhältnis von pflanzlichem zu tierischem Eiweiß nach wie vor unbekannt“. Dies in einer parallel zur Studie erschienen Pressemitteilung nachzulesen.3 Es sei die erste Untersuchung, die an dieser Stelle hinsichtlich der Auswirkungen auf insbesondere die Herzgesundheit ansetzte.
Vorgehen der Untersuchung
Die Wissenschaftler verwendeten Daten aus verschiedenen Langzeit-Kohortenstudien. Darunter befand sich u. a. die Nurses‘ Health Study (NHS), welche die langfristigen Auswirkungen verschiedener Lebensstilfaktoren auf die Gesundheit von Frauen untersucht. Auch die Erweiterung der genannten Studie, NHSII, die speziell jüngere Probandinnen betrachtet, fand Berücksichtigung. Außerdem flossen Daten aus der Health Professionals Follow-Up Study (HPFS) in die Analyse ein, die sich auf die Gesundheit von Männern in Gesundheitsberufen unter dem Einfluss verschiedener Alltagsgewohnheiten konzentriert.
Die Teilnehmer der Studien wurden alle vier Jahre zu ihrer Ernährung befragt. Auf Basis ihrer Angaben berechneten die Forscher für jeden Teilnehmer das „P:A-Verhältnis“ („Plant-to-Animal Protein Ratio“), also das Verhältnis von pflanzlichem zu tierischem Protein in ihrer Ernährung. Überdies verfolgten sie die gesundheitliche Geschichte der Frauen und Männer über drei Jahrzehnte, mit einem besonderen Fokus auf die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im nächsten Schritt untersuchten sie den Zusammenhang zwischen der Proteinzufuhr und der Wahrscheinlichkeit, zu erkranken. Mithilfe gängiger statistischer Modelle schlossen sie Begleitfaktoren wie das Alter sowie Einflussgrößen wie Rauchen und die Häufigkeit sportlicher Aktivität aus der Analyse aus.
Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass eine höhere Aufnahme von pflanzlichem im Vergleich zu tierischem Protein das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und koronare Herzkrankheiten verringern kann. Die Probanden, die sich überwiegend pflanzlich ernährten, wiesen ein um 19 Prozent geringeres Risiko für allgemeine Herzkrankheiten auf. Die Wahrscheinlichkeit, eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln, war bei ihnen um bemerkenswerte 27 Prozent niedriger als bei den Probanden, die ihre Proteine hauptsächlich aus tierischen Quellen bezogen. Auf das Risiko für Schlaganfälle hatte die Art der Proteinquelle keinen Einfluss.
Zusammenfassend bietet ein höherer Anteil an pflanzlichem Protein der Studiendokumentation zufolge die größten Vorteile für die Herzgesundheit. Dies galt insbesondere in Kombination mit einer insgesamt hohen Proteindichte innerhalb der Ernährung, so die Forscher.
Studienforscher empfehlen Fokus auf pflanzliches Protein fürs Herz
„Die meisten von uns müssen damit beginnen, unsere Ernährung auf pflanzliche Proteine umzustellen“, folgert Hauptautor Frank Hu aus der Datenanalyse. Dies könne am besten gelingen, indem man weniger (vor allem rotes und verarbeitetes) Fleisch zu sich nehme und dafür mehr Hülsenfrüchte und Nüsse. „Eine solche Ernährungsweise ist nicht nur für die menschliche Gesundheit“, so Hu in der Pressemitteilung, „sondern auch für die Gesundheit unseres Planeten von Vorteil.“
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Einschränkungen
Es ist zu betonen, dass sich die Studie auf Selbstauskünfte der Teilnehmer stützt. Doch alle vier Jahre exakte Angaben zu den eigenen Ernährungsgewohnheiten zu machen, ist kaum möglich, und die Wahrscheinlichkeit von Ungenauigkeiten daher hoch. Weiterhin räumen die Forscher ein, dass die Tätigkeit einer Mehrheit der Probanden in Gesundheitsberufen die Belastbarkeit der Ergebnisse einschränken kann. Zumindest seien sie wohl nicht auf eine vielfältigere Bevölkerungsgruppe (in der z. B. mehr gesundheitskritische Gewohnheiten üblich sind) übertragbar.