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Kaum bekannt

Studie identifiziert wirksamsten Wirkstoff gegen Migräne

Welcher Wirkstoff ist am wirksamsten bei Migräne? Studie untersuchte es.
Forscher sagen: Die gängigen Schmerzmittel sind nicht die beste Wahl zur Behandlung von Migräne. Welche sind es dann? Foto: Getty Images
Anna Echtermeyer
Redakteurin

26. September 2024, 20:18 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Welches Medikament hilft wirklich gegen Migräne? Eine neue Studie identifiziert den wirksamsten Wirkstoff gegen Migräneepisoden bei Erwachsenen. Erstaunlich: Er ist weder in Ibuprofen, Aspirin noch Paracetamol enthalten.

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Migräneattacken werden von Betroffenen oft als sehr intensive, pulsierende oder stechende Kopfschmerzen beschrieben, die typischerweise einseitig sind, aber auch beidseitig auftreten können. Fakt ist: Solche Attacken sind sehr belastend und können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. In Deutschland sind rund 6 bis 8 Millionen Menschen betroffen und viele von ihnen nehmen regelmäßig Migränemedikamente. Besonders gängig sind Ibuprofen, Aspirin oder Paracetamol – doch es gibt eine Reihe von Medikamenten, die laut Forschern deutlich besser bei Migräneattacken wirken als diese Klassiker der Schmerztherapie.

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Diese Präparate gegen Migräne wurden u. a. verglichen

Ein Team um Andrea Cipriani, Professor für Psychiatrie an der Universität Oxford und Direktor der Oxford Cognitive Health Clinical Research Facility, hat 17 zugelassene Arzneimittel zur akuten Behandlung von Migräne miteinander verglichen. Sie wollten wissen: Welches Medikament kann akuten Migräneschmerzen am schnellsten und besten lindern? Als Quelle für ihre Untersuchung dienten ihnen 137 Studien mit rund 90.000 Teilnehmern. Bei allen lag eine Migränediagnose vor gemäß der Internationalen Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen.1 Die Probanden waren alle über 18 Jahre alt. Geprüft wurde jeweils sowohl die kurzfristige Schmerzfreiheit der Probanden nach der Einnahme von Migränemedikamenten als auch die Schmerzfreiheit 24 Stunden nach der Einnahme. Weder Patienten noch Studienautoren wussten, wer welches Medikament oder ein Placebo erhielt. Unter den geprüften Medikamenten waren:

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure und Naproxen
  • Triptane wie Eletriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan
  • Lasmiditan – ein Serotonin (5-HT)-Rezeptoragonist und neueres Medikament
  • die CGRP-Antagonisten Rimegepant und Ubrogepant, ebenfalls neuere Medikamente, die den Calcitonin Gene-Related Peptide-Rezeptor blockieren

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Welche Medikamente sind besonders wirksam bei Migräne? Ergebnisse der Untersuchung

Die Ergebnisse der Untersuchung deuten zunächst – wenig überraschend – darauf hin, dass alle aktiven Behandlungen wirksamer waren als Placebo. Überraschend hingegen ist dieses Ergebnis: In den meisten Fällen erwiesen sich nämlich die bisher kaum genutzten Triptane als beste Wahl zur Behandlung von akuter Migräne – und nicht die gängigen Schmerzmittel Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (Aspirin, ASS) oder Paracetamol, auf die wohl die meisten Betroffenen setzen.

Zu den Triptanen gehören etwa die Wirkstoffe Eletriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan. Die effektivste Option für Schmerzfreiheit nach zwei Stunden soll Eletriptan sein, gefolgt von Rizatriptan und Sumatriptan, teilen die Forscher mit. Für die nachhaltige Schmerzfreiheit waren demnach Eletriptan und Ibuprofen am effektivsten.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie empfiehlt in ihrer Leitlinie zur Therapie der Migräneattacke ein Triptan – genauer „Sumatriptan 3 mg oder 6 mg subkutan“. Das sei, schreibt die DNG, die „wirksamste und am schnellsten wirksame Therapie
akuter Migräneattacken“.2

Wie wirken Triptane? Triptane sind Wirkstoffe mit gefäßverengender, entzündungshemmender und schmerzlindernder Wirkung. Sie docken an den Serotonin-Rezeptoren im Gehirn an und dämpfen sowohl die Kopfschmerzen als auch Begleitsymptome wie Übelkeit und Reizempfindlichkeit. Triptane kommen als Arzneistoffe zur Akutbehandlung von Migräne und Cluster-Kopfschmerzen zum Einsatz. Gängige Medikamente dieser Klasse heißen etwa Imigran, Maxalt, Zomig oder Relpax.

Sind neue Medikamente wie Lasmiditan und Romegepant wirksam gegen Migräne?

Insgesamt sollen Eletriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan auch wirksamer sein gegen Migräneattacken als die kürzlich auf den Markt gebrachten Medikamente Lasmiditan, Romegepant und Ubrogepant, heißt in der Studie, die im British Medical Journal veröffentlich wurde.3 Lasmaditan verursache sogar häufiger Schwindel, Müdigkeit und Empfindungsstörungen.

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Paracetamol schnitt nur wenig besser ab als ein Placebo

Und wie schneidet Paracetamol ab? Das Magazin Scienxx zitiert aus dem vollständigen Bericht zur Metaanalyse, was die Untersuchung für das beliebte Schmerzmittel ergab: „Dieses Schmerzmittel [Paracetamol] schnitt nur wenig besser ab als ein Placebo, zeigte dafür aber auch kaum Nebenwirkungen, wenn man von einem Risiko für Leberschäden bei Überdosierung absieht.“

Forscher fordern: Behandlung von Migräne muss verbessert werden

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Triptane die besten Behandlungsmöglichkeiten für akute Migräne darstellen“, schlussfolgern die Forscher. Weil sie bisher aber kaum genutzt werden, gibt es hier nach Ansicht der Autoren Verbesserungsmöglichkeiten in der Migränetherapie.

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Die Migräne-Risikofaktoren

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) sind Kopfschmerzerkrankungen in Deutschland noch immer unterbehandelt. Sie mahnt gemeinsam mit der Deutschen Hirnstiftung: „Die Kopfschmerztherapie gehört in fachärztliche Hände.“ Wichtig sei zudem, Migräne-Auslöser zu vermeiden. „Bei einem Patienten ist es grelles Licht, bei einer anderen Patientin Lärm. Auch Übermüdung und Stress spielt eine Rolle. Außerdem ist bekannt, dass Alkohol die Entstehung von Migräneattacken begünstigt“, wird Prof. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung, zitiert.4 Jüngst hätten Studien zwei neue Migräne-Risikofaktoren ans Licht gebracht: Unter dem Einfluss säurebindender Medikamente gegen Sodbrennen sei das Migräne-Risiko um 70 Prozent höher. Eine weitere Studie zeige, dass hohe diastolische Blutdruckwerte (≥ 90 mm Hg) bei Frauen mit einer höheren Migräne-Prävalenz vergesellschaftet seien, schreibt die DGN auf ihrer Website.

Themen Migräne

Quellen

  1. International Headache Society: Internationale Klassifikation von
    Kopfschmerzerkrankungen
    (aufgerufen am 26.09.2024)
    ↩︎
  2. Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Leitlinie für die Therapier der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne (2022, aufgerufen am 26.09.2024) ↩︎
  3. Cipriani A., Karlsson W.K., Ostinelli E.G. et al (2024): Comparative effects of drug interventions for the acute management of migraine episodes in adults: systematic review and network meta-analysis. British Medical Journal. ↩︎
  4. Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Kopfschmerzerkrankungen noch immer unterbehandelt (aufgerufen am 26.09.2024) ↩︎
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