6. Dezember 2024, 16:21 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Dunkle Schokolade, also Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil, nimmt unter den Naschereien eine Sonderstellung ein. Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die Annahme, dass in ihrem Fall regelmäßiges Zugreifen nicht bloß „erlaubt“ ist, sondern gar Vorteile für die Gesundheit bringen kann. Einer ganz aktuellen zufolge soll dunkle Schokolade gar vor der Entwicklung einer gefürchteten Erkrankung schützen können.
Die Rede ist von Diabetes Typ 2 – die häufigere und von Lebensstilfaktoren begünstigte Form der bekannten Stoffwechselstörung. Es handelt sich dabei längst um eine Volkskrankheit, deren Fallzahlen überall auf der Welt kontinuierlich ansteigen. Forscher gehen gar davon aus, dass bis zum Jahr 2050 mehr als 1,3 Milliarden Menschen von Typ-2-Diabetes betroffen sein werden; FITBOOK berichtete.1 Es ist bekannt, dass u. a. starkes Übergewicht, Bewegungsmangel und eine aus zuckerreichen und stark verarbeiteten Lebensmitteln bestehende Ernährung das Erkrankungsrisiko erhöhen. Und umgekehrt weiß man um die potenziell günstigen Auswirkungen davon, ungesunde Gewohnheiten zu ändern. Doch vor dem Hintergrund der Ernsthaftigkeit der Lage interessiert die Forschung auch über die konventionellen Methoden hinaus, was vor der Krankheit schützen könnte. Und in dem Zusammenhang ist offenbar dunkle Schokolade zu nennen.
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Übersicht
Dunkle Schokolade erhält aktuell einige wissenschaftliche Beachtungen. Erst kürzlich kamen Forscher zu der Erkenntnis, dass solche mit einem hohen Kakaoanteil die schädlichen Auswirkungen von fettreichem Junkfood auf die Gefäße aushebeln kann.2 Als Grund hierfür nannten die Studienautoren den hohen Flavanolgehalt in Kakao. Und dieser ist es offenbar auch, der eine vorbeugende Wirkung gegenüber Diabetes haben kann.
Studie zur Wirkung von dunkler Schokolade auf Diabetes-Risiko
Dass Flavanole die Herzgesundheit fördern können, sei bereits nachgewiesen. So ist es in einer parallel zur aktuellen Untersuchung erschienen Pressemitteilung nachzulesen.3,4 Auch gehe man davon aus, dass die pflanzlichen Verbindungen, die ebenso in bestimmten Teesorten und z. B. Beere enthalten sind, das Risiko für Typ-2-Diabetes verringern können. „Der Zusammenhang zwischen Schokoladenkonsum und dem Risiko für Typ-2-Diabetes ist jedoch aufgrund widersprüchlicher Ergebnisse umstritten“, erklären die Studienautoren. Ihre jüngste Untersuchung ging dem Thema nun gezielt auf den Grund.
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Details zur Untersuchung
Das Team analysierte die Daten aus drei US-Langzeitbeobachtungsstudien. Darunter war die Nurses‘ Health Study (NHS), welche die langfristigen Auswirkungen von Lebensstilfaktoren auf die Gesundheit von Frauen erforscht, sowie die Erweiterung dieser Studie NHSII, die sich speziell auf jüngere Teilnehmerinnen konzentriert. Ebenso die Health Professionals Follow-Up Study (HPFS) mit Männern in Gesundheitsberufen wurde betrachtet. Sämtliche Probanden wiesen zu Untersuchungsbeginn keine Anzeichen von anfänglichen Stoffwechsel-, Herz- oder Krebserkrankungen auf.
Neben den Daten zur gesundheitlichen Geschichte der Probanden verwendeten die Forscher Informationen zu ihren Ernährungsgewohnheiten. Hierfür sollten die Frauen und Männer im Abstand von jeweils vier Jahren entsprechende Angaben machen – auch darüber, wie oft sie Zartbitterschokolade (sprich: dunkle Schokolade), Milch- oder Vollmilchschokolade zu sich nahmen.
Auswertung und Ergebnisse
Zunächst betrachteten die Forscher die Auswirkungen eines allgemeinen Schokoladenkonsums. Fast 19.000 der Probanden entwickelten im Verlauf des 25-jährigen Beobachtungszeitraums Typ-2-Diabetes. Nach Bereinigung verschiedener Einflussfaktoren betrachteten sie, welcher Einfluss hierfür einem allgemeinen Schokoladenkonsum zukam. Dabei zeigte nach eingehender Betrachtung der Verzehr von Milch- oder Vollmilchschokolade keinen vor Diabetes schützenden Effekt – sehr wohl jedoch der von dunkler Schokolade.
Den Daten zufolge wiesen diejenigen Probanden, die pro Woche fünf Portionen dunkle Schokolade zu sich nahmen, ein um 21 Prozent geringeres Diabetes-Risiko auf. Eine Portion entsprach dabei etwa einer Unze, also rund 28 Gramm. Es offenbarte sich zudem ein Dosis-Wirkungs-Effekt, erklären die Forscher. Denn demnach reduzierte sich die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken, mit jeder zusätzlichen wöchentlichen Portion dunkler Schokolade um weitere drei Prozent. Die Mehraufnahme war dabei nicht mit einer langfristigen Gewichtszunahme verbunden, was sich mit dem Flavanolgehalt in dunkler Schokolade erkläre. Dieser wirke den Negativauswirkungen von gesättigten Fettsäuren und Zucker entgegen.
Anders lag der Fall bei Personen, die vermehrt Milchschokolade zu sich nahmen. Dies korrelierte messbar mit einer Zunahme an Körpergewicht, so die Studienautoren, und sei daher dauerhaft als Diabetes-Risikofaktor zu werten.
Einschränkungen
Auch wenn es den Studienergebnissen widersprechen mag: Eine Dosis-Wirkungs-Beziehung dürfte es auch im Gewichtszunahme-Kontext geben. Denn dunkle Schokolade enthält neben seinen gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffen auch viel Energie: 100 Gramm Schokolade mit einem Kakaoanteil von 70 bis 85 Prozent liefert bis zu 600 Kalorien. Je mehr man davon isst, desto wahrscheinlicher wird dies mit der Zeit Spuren auf der Waage hinterlassen – und zwar vor allem dann, wenn man der Energieaufnahme nicht mit körperlicher Aktivität entgegenwirkt.
An der Stelle ist eine wichtige Einschränkung der Studie zu nennen. Sie bezieht sich auf Frauen und Männer aus Gesundheitsberufen. Bei ihnen ist davon auszugehen, dass sie vergleichsweise gesundheitsförderliche Gewohnheiten pflegen, sprich grundsätzlich wohl weniger Risikofaktoren aufweisen, die eine Diabetes-Erkrankung wahrscheinlich machen. Zudem ist die Studiengrundlage nicht allzu belastbar. Die Forscher stützten sich auf Selbstauskünfte der Probanden. Solche müssen einerseits nicht immer absolut ehrlich sein und können weiterhin auch aufgrund der langen Abstände zwischen den Befragungen ungenau ausfallen. Ebenso ist zu bedenken, dass andere Lebensstil- und Umweltfaktoren, die Einfluss auf das Erkrankungsrisiko haben können, bewusst aus der Auswertung ausgeklammert wurden. Man sollte die vorläufigen Ergebnisse also keineswegs so deuten, dass es der Verzehr dunkler Schokolade allein vermag, vor Typ-2-Diabetes zu schützen – erst recht nicht bei einer ansonsten ungesunden Lebensführung.
Studienlage Die gesundheitliche Wirkung von dunkler Schokolade ab 70 Prozent
Laut Studie Wer Junkfood mit bestimmtem Heißgetränk kombiniert, schützt seine Gefäße
Mini-Studie Kann Schokolade zum Frühstück beim Abnehmen helfen?
Weitere Forschung nötig
Die Studienautoren räumen selbst ein, dass es noch zu früh sei, dunkle Schokolade als „Therapiemethode“ zu empfehlen. Die Ergebnisse untermauerten jedoch ihren Stellenwert als potenziell gesundes Genussmittel – in Maßen. Nun sei weitere Forschung nötig, um die langfristigen gesundheitlichen Vorteile von Flavanolen besser zu verstehen.
Bis dahin könnte man sich an weniger figurkritische Lebensmitteln halten, die bekanntermaßen ebenso Flavanole enthalten. Hierzu zählen etwa Äpfel und Birnen (besonders deren Schalen), daneben Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren und Brombeeren sowie grüner und schwarzer Tee.