9. November 2020, 17:22 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Stottern (Fachbegriff: Balbuties) ist eine Sprechstörung, von der in Deutschland rund 800.000 Menschen betroffen sind. FITBOOK erklärt, welche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten es fürs Stottern gibt, und was man sonst noch über die motorische Behinderung wissen sollte.
Sie wollen etwas sagen und kommen plötzlich ins Stocken. Oder besser gesagt: ins Stottern. Die Betroffenen kämpfen mit Sprechblockaden, die zum Beispiel beim Bestellen im Restaurant auftreten, und sind außerdem für das Wiederholen und ungelenke Dehnen von Silben und Buchstaben bekannt.
Stottern stellt sich unterschiedlich dar
Allerdings kann sich Stottern, eine motorisch bedingte Sprechbehinderung, auch anders bemerkbar machen. Etwa durch Schweigen. Darauf weist die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe (BVSS) hin. So könne es passieren, dass jemand zwar den Mund öffnet und schließt, aber kein Wort herausbekommt. Stotternde wüssten in dem Moment genau, was sie sagen wollten. Doch ihr Körper sträube sich dagegen, es auszusprechen, erläutert der Interessenverbund.
Auslöser ist eine neurologische Störung
Rund 800.000 Deutsche stottern. Das Phänomen tritt meist im Kindesalter auf, und hier vor allem unter Jungs. Häufig verliert sich das Stottern mit den Jahren wieder.
Das Umfeld könnte geneigt sein, Rückschlüsse auf die Psyche, Intelligenz, den Charakter oder die Herkunft des Stotternden zu ziehen. Tatsächlich jedoch handelt sich laut BVSS um eine neurologische Störung. Das für die Steuerung der Sprechmuskeln zuständige Gehirnareal wird von den anderen Arealen nicht störungsfrei beliefert. Das sei der Grund dafür, dass die Sprechaufgabe misslinge.
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Umgekehrt jedoch, kann das Stottern die psychische Verfassung der Betroffenen belasten. Scham und somit Ängste oder ein Verlust des Selbstwertgefühls sind mögliche Folgen. Auch körperlich kann es sich bemerkbar machen, durch Muskelverspannungen oder eine veränderte Atmung zum Beispiel.
Stottern ist eine Behinderung
Stottern ist der BVSS zufolge wegen der dauerhaften Beeinträchtigungen als Behinderung anerkannt. Da viele den Begriff Behinderung als Stigma empfinden, sträuben sie sich jedoch gegen die Feststellung. Die Bundesvereinigung weist aber darauf hin, dass etwa stotternde Schüler auch ohne Behindertenausweis einen Anspruch auf sogenannten Nachteilsausgleich haben. Der Nachteilsausgleich sichere stotternden Menschen Chancengleichheit in Schule und Ausbildung. Das sei vielen Eltern und Lehrkräften nicht bewusst, kritisiert die BVSS.
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Therapiemöglichkeiten für Erwachsene
Vor allem bei Betroffenen, die sehr unter ihrem Stottern leiden, kann eine Therapie sinnvoll – und erfolgreich – sein. Hier gibt es etwa die Möglichkeit des „Fluency Shaping“. Dabei soll unter Anleitung die Art zu sprechen verändert und folglich verhindert werden, dass es überhaupt zum Stottern kommt. Trainiert werden der Stimmeinsatz und die Atmung beim Sprechen. Auf die Dauer können Betroffene lernen, flüssiger zu sprechen, und ihre Lebensqualität so nachhaltig steigern.