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Studie hat's untersucht

Kann Stehen am Arbeitsplatz das viele Sitzen ausgleichen?

stehen sitzen ausgleichen
Viele Unternehmen stellen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter höhenverstellbare Schreibtische zu Verfügung – doch sind diese wirklich gesundheitsfördernd? Foto: Getty Images

18. Oktober 2024, 16:19 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Das Stehen am Arbeitsplatz hat an Popularität gewonnen, insbesondere bei Menschen, die den gesundheitlichen Folgen des vielen Sitzens entgegenwirken möchten. So sind Stehpulte und höhenverstellbare Schreibtische bei Büroangestellten zu einer beliebten Option geworden. Einer neuen Studie zufolge erbringen diese jedoch nicht den gewünschten Effekt. FITBOOK-Redakteurin Sophie Brünke berichtet.

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Viel Sitzen ist ungesund. Egal, ob vor dem Fernseher, im Auto oder am Arbeitsplatz. Es befeuert Rückenbeschwerden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebserkrankungen. Heißt im Umkehrschluss: Einfach mal häufiger aufstehen, oder? So einfach ist es leider nicht: Stehen kann Sitzen nicht ausgleichen, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Sydney zeigt. Im ungünstigsten Fall kann die für die Gesundheit gut gemeinte „Steh-Pause“ sogar schädlich sein.

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Langzeitstudie untersuchte 83.000 Probanden

Ziel der Wissenschaftler war es, die Zusammenhänge zwischen täglichem Sitzen und Stehen sowie der Häufigkeit von Herz-Kreislauf- und orthostatischen Kreislauferkrankungen zu untersuchen.1

Das Team um Studienautor Matthew Ahmadi nutzte die Daten von 83.013 Erwachsenen (Durchschnittsalter 61,3 Jahre) aus der UK Biobank, um die tägliche Zeit zu ermitteln, die im Sitzen und Stehen verbracht wurde. Die Probanden erhielten für sieben Tage einen Bewegungstracker, den sie am Handgelenk trugen. Dieses Gerät, das man sich wie eine Smartwatch vorstellen kann, zeichnete die Beschleunigung der Probanden auf. Oder einfacher gesagt: wenn die Testperson ihre Position veränderte.

Zu Beginn der Studie war niemand der Teilnehmenden von einer Herzerkrankung betroffen. Die Nachbeobachtung betrug sieben bis acht Jahre. In diesem Zeitraum ereigneten sich 6.829 kardiovaskuläre Erkrankungen und 2.042 orthostatische Kreislauferkrankungen. Letztere definierten die Wissenschaftler als Hypotonie, Krampfadern, chronische Veneninsuffizienz und venöse Geschwüre.

Weder Sitzen noch Stehen ist gesund

Probanden, die mehr als 10 Stunden pro Tag im Sitzen verbrachten, waren einem höheren Risiko für orthostatische Kreislauferkrankungen und kardiovaskuläre Erkrankungen ausgesetzt. Dabei war jede zusätzliche Stunde Sitzen über 10 Stunden pro Tag hinaus mit einem um 26 Prozent höheren Risiko verbunden. Doch auch Stehen zeigte keinen positiven Effekt, wie ihn sich viele Stehpult-Nutzer wünschen. Zwar war es anders als Sitzen nicht mit einem höheren kardiovaskulären Risiko verbunden, dafür aber mit einem höheren Risiko für orthostatische Kreislauferkrankungen. Wer mehr als 2 Stunden pro Tag im Stehen verbrachte, erhöhte mit jeder zusätzlichen halben Stunde dieses Risiko um 11 Prozent.

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Dr. Ahmadi erläutert in einer Pressemitteilung: „Die wichtigste Erkenntnis ist, dass zu langes Stehen einen ansonsten sitzenden Lebensstil nicht ausgleicht und für manche Menschen in Bezug auf die Kreislaufgesundheit riskant sein kann. Wir haben festgestellt, dass mehr Stehen die kardiovaskuläre Gesundheit auf lange Sicht nicht verbessert und das Risiko von Kreislaufproblemen erhöht.“2

Auch interessant: Wie schädlich langes Sitzen ist im Vergleich zu Liegen?

Wie kann Vielsitzen denn ausgeglichen werden?

Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass Menschen sich im Laufe eines Tages insgesamt mehr bewegen und weniger lange am Stück sitzen oder stehen sollten. Wer in der Arbeitszeit viel sitzen oder stehen muss, sollte daher regelmäßig Bewegungspausen machen, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern. Damit stellen die Ergebnisse der Studie aktuelle Interventionsstrategien infrage, die sich lediglich darauf konzentrieren, Sitzzeit durch Stehzeit zu ersetzen, ohne die körperliche Aktivität zu erhöhen.

Studienautor Emmanuel Stamatakis rät: „Machen Sie regelmäßig Pausen, gehen Sie herum, halten Sie Meetings beim Spaziergang ab, benutzen Sie die Treppe, machen Sie bei langen Fahrstrecken regelmäßige Pausen oder nutzen Sie die Mittagspause, um sich vom Schreibtisch zu lösen und sich zu bewegen.“

Auch Sport nach der Arbeit reicht nicht aus

Wie eine im Jahr 2015 veröffentlichte Studie zeigt, kann auch Sport die negativen Folgen vieler Stunden Sitzens nicht ausgleichen. Wer also den gesamten Arbeitstag über sitzt und sich erst abends im Gym bewegt, hat ähnlich schlechte Karten wie reine Couchpotatoes. Entscheidend ist Bewegung, die das Sitzen regelmäßig unterbricht.3

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Einordnung der Studie

Als wesentliche Stärke der Studie benennen die Autoren die Nutzung von Messgeräten. Diese konnten im Gegensatz zu früheren gerätebasierten Studien die Komponenten des stationären Verhaltens separat untersuchen, was eine Einschätzung der mit Sitzen und Stehen verbundenen Risiken ermöglichte. Außerdem zögen sie die derzeit weltweit größte Datenressource für tragbare Geräte mit Verknüpfungen zu Informationen über Gesundheitsergebnisse heran.

Zu den Einschränkungen gehörte die potenzielle Fehlklassifizierung von Haltung und Bewegung, da die Messgeräte am Handgelenk getragen wurden. Allerdings wurden zum Abgleich Daten nach Goldstandard (Gerät am Oberschenkel) herangezogen, die den Messungen in dieser Studie nahekamen. Da es sich beim Studiendesign um eine Beobachtungsstudie handelt, konnten keine kausalen Schlüsse gezogen werden.

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Quellen

  1. Ahmadi, M. N., Coenen, P., Straker, L. et al. (2024). Device-measured stationary behaviour and cardiovascular and orthostatic circulatory disease incidence. International Journal of Epidemiology. ↩︎
  2. University of Sydney. Standing more may not reduce cardiovascular disease risk, could increase circulatory disease. EurekAlert! (aufgerufen am 18.10.2024) ↩︎
  3. Biswas, A., Oh, P., Faulkner, G. et al. (2015). Sedentary Time and Its Association With Risk for Disease Incidence, Mortality, and Hospitalization in Adults: A Systematic Review and Meta-analysis. Annals of Internal Medicine. ↩︎
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