11. Dezember 2024, 16:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Empfehlungen sind klar: Ausreichend Bewegung und Schlaf sind wichtig für die Gesundheit, dagegen soll die tägliche Sitzzeit so gering wie möglich ausfallen. Wie genau das Verhältnis sein soll, klärt nun eine Studie auf.
Die WHO empfiehlt, wöchentlich mindestens 150 bis 300 Minuten moderate Ausdauerbelastungen oder mindestens 75 bis 150 Minuten intensive körperliche Belastungen zu betreiben.1 Dagegen soll die tägliche Sitzzeit reduziert und durch jegliche körperliche Aktivität ersetzt werden. Zusammengenommen soll ausreichend Schlaf, Sport und wenig Sitzen zu einer guten Gesundheit beitragen – und laut einer Studie auch die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern können.
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Übersicht
Tragen eines Beschleunigungsmessers
Für die Studie rekrutierten die Wissenschaftler 76 Personen über 50 Jahre, die im Vereinigten Königreich lebten und noch keine kognitiven Beeinträchtigungen aufzeigten.2 Alle waren Teil einer vorangegangenen Mikro-Längsschnitt-Validierungsstudie, mit dem Ziel, die Gleichwertigkeit zwischen zwei Marken von am Handgelenk getragenen Beschleunigungsmesser zu bewerten. Das Gerät trugen die Teilnehmer an acht aufeinander folgenden Tagen 24 Stunden lang am dominanten Handgelenk. Damit konnten Werte zur körperlichen Aktivität in Form von Sport, der Sitzzeit und dem Schlaf ermittelt und anschließend mit Tests in Relation zur kognitiven Leistungsfähigkeit gesetzt werden.
Bewertung des Schlafs
Aufbauend auf der bisherigen Annahme, dass die Gesamtschlafdauer, die REM- und Tiefschlafphase in Verbindung mit der kognitiven Leistungsfähigkeit stehen, verwendeten die Wissenschaftler genau ebendiese Werte dazu, die durch das Tragen des Beschleunigungsmessers geliefert wurden. Die Gesamtschlafdauer unterteilte man dabei in kurz (zwei bis sechs Stunden) und optimal (sechs oder mehr Stunden).
Kognitive Tests
Zusätzlich absolvierten die Teilnehmer täglich zur selben Tageszeit kognitive Tests auf einer Online-Plattform. Das System wechselte dabei immer zwischen Satz A und Satz B in einer zufälligen Reihenfolge, um den Lerneffekt zu verringern. Folgende Bereiche analysierte man:
- Die Aufmerksamkeit bewertete man anhand eines Annullierungstests. Bei diesem wählten die Teilnehmer das Vorkommen eines bestimmten Symbols in einer durchlaufenden Reihe aus.
- Die Gedächtnisfähigkeit analysierte man mit dem sogenannten Corsi-Blocktapping-Test. Bei diesem wurden Quadrate in einer aufsteigenden Reihenfolge von zwei bis neun hervorgehoben. Diese sollten sich die Probanden merken und wiedergeben.
- Die psychomotorische Geschwindigkeit ermittelte man mit einem Reaktionstest. Die Teilnehmer mussten so schnell wie möglich auf einen Stimulus reagieren, wobei die Zeit in Millisekunden gemessen wurde.
- Einen Eindruck von der Exekutivfunktion verschafften sich die Wissenschaftler mittels eines Trail Making Tests. Hier sollen die Teilnehmer Zahlen und Buchstaben in aufsteigender Reihenfolge so schnell wie möglich anzuklicken. Anschließend bewertete man die Genauigkeit und die Gesamtzeit (Verarbeitungsgeschwindigkeit)
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Körperliche Aktivität beeinflusst kognitive Leistungsfähigkeit am nächsten Tag
Die Analysen ergaben, dass die am Vortag verbrachte Zeit mit körperlicher Aktivität und wenig Sitzzeit mit den kognitiven Werten verbunden ist – insbesondere das episodische Gedächtnis und Arbeitsgedächtnis. 30 Minuten Betätigung führten zu einer Steigerung von zwei bis fünf Prozent am Folgetag, unter der Bedingung, dass die Personen eine optimale Schlafdauer von sechs oder mehr Stunden einhielten. Jede 30-minütige Steigerung der körperlichen Aktivität am Vortag führte zu einer Verbesserung der Leistung bei der psychomotorischen Geschwindigkeit.
Beim Schlaf stellte man fest, dass diejenigen, die sechs oder mehr Stunden in der vorangegangenen Nacht schliefen, höhere Werte beim episodischen Gedächtnis und der psychomotorischen Geschwindigkeit aufzeigten. Jede zusätzliche 30-minütige REM-Schlafphase war mit einem Anstieg der Aufmerksamkeitswerte verbunden. Jede 30-minütige Erhöhung der Tiefschlafphase verbesserte die Fähigkeit des episodischen Gedächtnis und die Aufmerksamkeit am folgenden Tag.
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Einordnung der Studie
Die Studie zeigt, dass sich ausreichend Schlaf und körperliche Aktivität bereits ab 30 Minuten positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken können. Als Folge könne das sogar das Demenzrisiko senken. Jedoch sollte man beachten, dass die Untersuchungen lediglich mit 76 Personen ab 50 Jahren aus dem Vereinigten Königreich erfolgten. Das kann dazu führen, dass die Ergebnisse nicht auf die breite Masse und auf andere Alters- sowie Bevölkerungsgruppen übertragbar sind. Des Weiteren ist nicht klar, wie genau die Analysen mittels der Bewegungsmesser ausfielen.