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Studie

Durch Training bilden sich im Körper Cannabis-ähnliche Substanzen

Mann macht Krafttraining
Forscher haben untersucht, warum Menschen mit (Knie)Arthrose nach dem Sport weniger Schmerzen empfinden. Die Antwort fanden sie im Darm der Probanden. Foto: Getty Images

Es klingt verrückt: Sport steigert die Produktion Cannabis-ähnlicher Substanzen im Körper. Forscher der Universität Nottingham sind dem körpereigenen „Rausch“ auf die Spur gekommen, der schmerzhafte Entzündungsprozesse offenbar messbar reduzieren kann. Produziert wird er interessanterweise nicht im Gehirn – sondern im Darm. Und das bereits nach wenigen Minuten.

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Warum fühlt man sich nach dem Training so gut? Die Antwort liegt nicht etwa nur an den viel gepriesenen Endorphinen, sondern vor allem an dem erhöhten Spiegel an Endocannabinoiden. Diese werden durch Sport im Darm vom Mikrobiom produziert und lindern – ähnlich wie sein Verwandter Cannabis – Schmerzen. Gleichzeitig wirken sie entzündungshemmend und können womöglich dazu beitragen, Herzerkrankungen und sogar Krebs vorzubeugen.

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Warum ein schlechtes Mikrobiom schmerzhafte Entzündungen auslösen kann

Forschung zeigt seit Jahren immer deutlicher, wie relevant das Mikrobiom für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit ist. Geraten die Bakterien in unserem Darm aus dem Gleichgewicht, insb. durch eine Abnahme der Diversität, können Krankheiten entstehen. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus CrohnColitis Ulcerosa oder Reizdarm, werden bereits gesichert mit Veränderungen im Mikrobiom in Zusammenhang gebracht. Derzeit noch erforscht wird ein Zusammenhang zwischen zu viel „unguten“ Mikroorganismen mit der Entstehung von Darmkrebs – sollte sich dieser Verdacht erhärten, wird das Therapieansätze massiv verändern.1

Ein Krankheitsbild eines aus dem Gleichgewicht geratenen Mikrobioms ist das sogenannte Leaky-Gut-Syndrom (dt. durchlässiger Darm, löchriger Darm). Dabei gelangen unerwünschte Stoffe in den Blutkreislauf, woraufhin das Immunsystem Abwehrzellen in der Darmschleimhaut in Alarmbereitschaft versetzt. Die gereizten Darmzellen lösen wiederum unangenehme Beschwerden aufgrund entzündlicher Prozesse aus.

Zu den möglichen Symptomen und Folgeerkrankungen des Leaky-Gut-Syndroms und seiner Entzündungsmarker zählen – neben einer erhöhten Infektanfälligkeit, Nahrungsmittelallergien, Nahrungsunverträglichkeiten und Autoimmunerkrankungen offenbar auch äußerst schmerzhafte entzündliche Gelenkerkrankungen, wie Forscher der Universität Nottingham herausgefunden haben.2 Bei der häufigsten Form, der rheumatoiden Arthritis, standen bisher genetische Faktoren, Viren und bestimmte Bakterien als Auslöser im Verdacht.

Forscher wiesen bei Arthritis-Patienten nach Sport körpereigene Cannabiniode nach

Die Rheumatologin Amrita Vijay und ihre Kollegen fanden jedoch heraus, dass Menschen mit Arthritis nach dem Sport nicht nur weniger Schmerzen hatten. In ihren Darmmikrobiomen fanden die Forscher auch einen niedrigeren Spiegel von Entzündungsmarkern. Die Arbeit wurde 2021 im Fachmagazin „Gut Microbes“ veröffentlicht.

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Für ihre Studie hatten Vijay und ihr Team 78 Personen rekrutiert, die unter Kniearthrose litten. Bei einer Kniearthrose wird die schützende Knorpelschicht im Gelenk dünner. Dies führt zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Die Hälfte der Probanden absolvierte sechs Wochen lang täglich 15 Minuten lang Übungen zur Muskelkräftigung. Die andere (Kontroll)Gruppe tat dies nicht.

Was ist der Unterschied zwischen Arthritis und Arthrose? Arthritis meint entzündliche Prozesse in den Gelenken. Arthrose ist ein Abnutzungsprozess des Knorpels bzw. des Gelenks. Aus Arthrose kann eine Arthritis entstehen.

Nach Ende des Untersuchungszeitraums hatten diejenigen, die Sport machten, nicht nur ihre Schmerzen reduziert. In ihren Darmmikrobiomen befanden sich auch mehr Mikroben, die entzündungshemmende körpereigene Cannabinoide produzieren.

15 Minuten Sport pro Tag reichen offenbar, um Entzündungen im Körper messbar zu reduzieren

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Bei den „berauschenden“ Darmmikroben handelt es sich um einen Bakterienstamm namens SCFAS. Tatsächlich war laut der Untersuchung mindestens ein Drittel der entzündungshemmenden Wirkung des Mikrobioms auf den Anstieg der Endocannabinoide zurückzuführen. Das bedeutet, dass nur 15 Minuten Sport am Tag ausreichten, um messbar Schmerzen sowie Entzündungen im Körper zu reduzieren. „Unsere Studie zeigt deutlich, dass Bewegung die körpereigenen Cannabis-ähnlichen Substanzen erhöht. Das kann sich auf viele Zustände positiv auswirken“, erklärte Dr. Amrita Vijay in einer Universitätsmitteilung.3

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Forscherin: Bewegung hat denselben Effekt wie CBD-Öl

Für die Wissenschaftlerin ist die Erkenntnis insofern auch interessant, da Öle auf Cannabinoid-Basis wie beispielsweise CBD-Öl seit einiger Zeit als sanfter Schmerzstiller und Lifestylepodukt immer beliebter werden. Aber diese Einwirkung von außen brauche es gar nicht. „Da das Interesse an Cannabidiolöl und anderen Nahrungsergänzungsmitteln zunimmt, ist es wichtig zu wissen, dass einfache Dinge wie Bewegung denselben Effekt haben.“ Ebenso verdeutlicht die Studie erneut, wie wichtig es ist, nur in Notfällen Antibiotika einzunehmen, da diese das Mikrobiom – auch langfristig – aus dem Gleichgewicht bringen können.

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Quellen

  1. Rebersek, M. (2021): Gut microbiome and its role in colorectal cancer. BMC Cancer. ↩︎
  2. Vijay A, Kouraki A, Gohir S et al. (2021) The anti-inflammatory effect of bacterial short chain fatty acids is partially mediated by endocannabinoids. Gut Microbes ↩︎
  3. University of Nottingham. (2021) Exercise increases the body’s own ‘cannabis’ which reduces chronic inflammation, says new study. ↩︎
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