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Studie

Regelmäßiger Sport ist gut fürs Gehirn, aber nur bei ausreichend Schlaf

Frau schnürt Sportschuhe auf dem Bett
Eine Studie zeigt, dass Training gewisse positive Effekte nur dann entfalten kann, wenn auch der Schlaf ausreichend ist Foto: Getty Images

12. Juli 2023, 19:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Wer gesund bleiben möchte, braucht ausreichend Schlaf und sollte sich regelmäßig bewegen. Wenn wir ehrlich sind, klappt bei vielen Menschen mal das eine besser, mal das andere. Eine aktuelle Studie liefert nun aber Hinweise dafür, dass man darauf achten sollte, im Alltag sowohl genügend zu schlafen, als auch ausreichend Bewegung zu haben. Zumindest, wenn es um die Gehirngesundheit geht. Medizin-Redakteurin Melanie erklärt die Studienergebnisse.

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Training wie z. B. Ausdauersport hat laut Forschung positive Effekte auf die kognitive Leistung.1,2 Doch offenbar nur, wenn man in der Nacht auch genügend schläft. Den Zusammenhang zwischen Sport, Gehirn und Schlaf konnte jetzt eine neue Untersuchung des University College London (England) aufzeigen.

Ablauf der Studie

Für ihre Studie nutzten die Wissenschaftler Daten über die kognitive Gesundheit von 8958 über 50-Jährigen aus England, die zwischen 2008 und 2019 im Rahmen der English Longitudinal Study of Ageing (ELSA) erhoben worden waren.3 Bei ELSA handelt es sich um eine Langzeitstudie, die seit 2001 läuft, mit dem Ziel, die Dynamik von Gesundheit, sozialer Situation, Wohlbefinden und wirtschaftlicher Lage zu erforschen.4

Die Forscher aus London interessierte besonders Daten über Aussagen der Probanden bezüglich ihrer körperlichen Aktivitäten und der Menge nächtlichen Schlafs. Diese waren über einen Zeitraum von zehn Jahren bei den Studienteilnehmern alle zwei Jahre abgefragt worden.

Angaben zum Schlaf

Die durchschnittliche Dauer des Schlafs an einem typischen Wochentag ordneten die Studienverantwortlichen in drei unterschiedliche Kategorien:

  • kurz: weniger als sechs Stunden
  • optimal: zwischen sechs und acht Stunden
  • lang: mehr als acht Stunden

Angaben zum Sport

Die Probanden wurden gefragt, wie häufig sie Sport machen:

  • selten/nie
  • ein- bis dreimal im Monat
  • wöchentlich
  • mehrmals wöchentlich

Zusätzlich wurde auch die Trainingsintensität abgefragt. So sollten die Probanden angeben, wie regelmäßig sie leicht, moderat oder intensiv trainieren.

Untersuchung der Gehirngesundheit

Mithilfe von Erinnerungsaufgaben untersuchten die Forscher das episodische Gedächtnis der Probanden. Also die Fähigkeit der Personen, persönliche Erinnerungen im Langzeitgedächtnis zu speichern. Außerdem führten sie Tests zur Sprachgewandtheit durch. Ausgeschlossen wurden Personen, die während der zehn Jahre Nachbeobachtungszeit eine Demenz-Diagnose erhalten hatten, sowie Studienteilnehmer, deren Gedächtnistests auf eine krankhafte Gehirnbeeinträchtigung hindeutete.

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Regelmäßiger Sport und 6 bis 8 Stunden Schlaf sind am besten fürs Gehirn

Der Zusammenhang zwischen Sport, Schlaf und Gesundheit des Gehirns zeigte sich nicht auf Anhieb, sondern im Verlauf der Zeit. Sprich: Am Ausgangspunkt der Studie zeigten die Untersuchungen, dass ein größeres Maß an körperlicher Aktivität mit besserer kognitiver Leistung verbunden war, unabhängig davon, ob die Personen in die Kategorien kurzer, optimaler oder langer Schläfer fielen. Dagegen standen sowohl wenig Bewegung als auch suboptimaler Schlaf unabhängig davon mit schlechterer kognitiver Leistung in Verbindung.

Im Lauf der zehn Jahre Nachbeobachtung zeigte sich dann jedoch, dass der Schlaf eine wesentliche Rolle spielte, inwieweit Sport positiv auf die Gehirngesundheit einwirken konnte. Unabhängig vom Trainingslevel wurde kurzer Schlaf in der Studie mit einem schnelleren kognitiven Abbau in Verbindung gebracht.

Bei Betrachtung der kombinierten Wirkung von Sport und Schlaf zeigte sich: Diejenigen mit höherer körperlicher Aktivität und kurzem Schlaf hatten schnellere Raten des kognitiven Verfalls als diejenigen mit höherer körperlicher Aktivität und optimalem Schlaf (sechs bis acht Stunden). Ihre kognitiven Werte entsprachen deshalb nach zehn Jahren den Werten derjenigen, die über geringe körperliche Aktivität berichteten.

„Wir waren überrascht, dass die kognitiven Vorteile, die mit körperlicher Aktivität verbunden sind, geringer ausfielen, wenn die Teilnehmer nicht ausreichend schliefen“, erklärte Dr. Mikaela Bloomberg, eine der Studienautorinnen in einer Universitätsmitteilung.5 „Aber diese Ergebnisse stehen im Einklang mit früheren Untersuchungen, die auf eine wichtige Rolle des Schlafs bei der kognitiven und körperlichen Erholung hinweisen.“

Alter spielt eine Rolle

Bemerkenswert ist, dass der beschriebene kognitive Verfall vor allem bei Personen im Alter zwischen 50 und 70 auftrat. Bei älteren Personen (ab 70 Jahren) hatte eine Schlafdauer von unter sechs Stunden offenbar keinen negativen Einfluss auf die positive kognitive Wirkung von Training.

Einordnung der Studie

Die Studie liefert interessante Erkenntnisse, die schon bestehende Forschung zur Wichtigkeit von Bewegung und Schlaf untermauern. Doch sie hat auch ihre Limitationen, besonders aufgrund ihres Designs. Denn so beruhten alle Informationen rund um das Aktivitätslevel und die Schlafdauer der Probanden auf deren eigenen Aussagen. Die Forscher konnten also nicht ausschließen, dass sich Menschen womöglich falsch erinnerten. Außerdem wurde auch nicht berücksichtigt, ob und in welchem Maße Schlafstörungen vorlagen oder eine Medikamenteneinnahme Einfluss auf Schlaf und Gehirnleistung hätten nehmen können.

Deshalb ist weitere Forschung notwendig, um die aktuellen Ergebnisse zu bestätigen und zu ergänzen.

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Quellen

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