7. April 2024, 17:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Endometriose – eine Frauenkrankheit, von der schätzungsweise acht bis 15 Prozent des weiblichen Geschlechts betroffen sein sollen. Meist von starken Regelblutungen und Krämpfen begleitet, erschwert die Krankheit vielen den Alltag. Doch was kann man tun – neben der Einnahme von Medikamenten –, um die Symptome zu lindern? FITBOOK-Redakteurin Janine Riedle teilt ihre Erfahrung mit der Erkrankung – und wie sie insbesondere die Schmerzen durch die Endometriose in Griff bekommen hat.
Jahrelang kämpfte ich mit starken Regelschmerzen – lange hielt man es aber für nicht notwendig, abzuklären, was der Ursprung dafür ist. Bis ich im vergangenen Jahr endlich eine Diagnose erhielt, mit der ich meine Beschwerden einordnen konnte: Ich leide an der sogenannten Endometriose. Dabei handelt es sich um Wucherungen, die vorwiegend an der Gebärmutterschleimhaut auftreten. Diese lösen Entzündungsreaktionen aus, die oft zu Schmerzen im Unterleib führen. Doch nicht immer muss man sich diesen im Alltag aussetzen – ich habe einen Weg gefunden, mit dem die Beschwerden für mich erträglicher werden.
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Bei meiner Recherche stieß ich auf viele Optionen
Viele Ärzte sehen bis heute noch die Lösung für all meine Beschwerden – von Unterleibsschmerzen und starken Blutungen bis extreme Müdigkeit sowie Erschöpfung – in der Antibabypille. Doch für mich war immer klar: Wenn es einen anderen Weg geben sollte, möchte ich auf das Medikament verzichten. Und so startete ich meine Recherche.
Ich stieß dabei auf jede Menge Produkte, welche ohne die Zugabe von Hormonen für ein hormonelles Gleichgewicht sorgen und die Beschwerden mildern sollen. Von Mönchspfeffer bis Shatavari-Pulver arbeitete ich mich quer durch die natürlichen Heilmittel, die mir das Internet so ausspuckte. Allerdings konnten mich die ganzen Tabletten, Pulver und Kapseln nicht wirklich überzeugen, denn: Manche davon bargen mir zu viele Nebenwirkungen. Und auch auf diejenigen Hausmittelchen, die zu keinen unerwünschten Nebeneffekten führen sollen, wollte ich nicht voll und ganz setzen, sondern sie, wenn, dann nur als Ergänzung einnehmen.
Neben den Nahrungsergänzungsprodukten bzw. Medikamenten las ich öfter, dass die richtige Ernährung auch zu einer Besserung führen kann. Wichtig hierbei ist, dass man auf eine glutenfreie, vitalstoffreiche sowie entzündungshemmende Ernährung setzt.1 Das bedeutet: Rotes Fleisch, Wurst, glutenhaltige Produkte und Zucker sollte man weglassen, da diese entzündungsfördernde Inhaltsstoffe aufweisen. Lebensmittel mit Omega 3 wie etwa in fettreichem Fisch sind dagegen gern gesehen.
Sport gegen die Endometriose-Beschwerden
Abseits der richtigen Ernährungsweise soll aber auch Sport den Beschwerden einer Endometriose entgegenwirken können. Denn Bewegung sorgt bekanntlich nicht nur für eine bessere Laune, sondern stärkt auch das Immunsystem. Beim Sport werden entzündungshemmende Botenstoffe freigesetzt, die wiederum Schmerzen lindern können.2 Leichte sportliche Betätigungen können außerdem entkrampfen und so vor allem die Schmerzen während der Periode verringern.
Zunächst entschied ich mich dafür, mich auf eine entzündungshemmende Ernährung und Sport zu konzentrieren. Da ich aber beim Essen nicht so konsequent bin wie beim Sport, gehe ich an dieser Stelle vorerst nur auf letztgenannten Punkt ein. Sagen wir es aber mal so: Aktuell finde ich noch in meine sportliche Höchstform zurück, weshalb ich nun vor allem auf einen Zeitpunkt vor meiner Diagnose zurückblicke, an dem ich sehr aktiv war und kaum Beschwerden hatte.
Da bei mir Endometriose erst sehr spät (vor ca. einem Jahr) festgestellt wurde, und ich aber schon recht lange den Verdacht hegte, davon betroffen zu sein, informierte ich mich bereits vor der offiziellen Diagnose über mögliche Behandlungen. Deshalb begann ich auch meine Ernährung leicht umzustellen und mehr Sport zu treiben.
Joggen und Schwimmen
Auf die Idee, mehr Ausdauersport zu betreiben, hatte mich damals meine Frauenärztin gebracht: Sie hatte mir erklärt, dass viele Langstreckenläuferinnen ihre Periode nur noch abgeschwächt bis gar nicht mehr bekommen. Zwar riet sie mir davon ab, mich nun dem Extremsport hinzugeben, legte mir aber dennoch ans Herz, mehr Ausdauertraining in meinen Alltag einzubauen. Nachdem meine Recherche auch ergeben hatte, dass vor allem die Unterleibsschmerzen durch Sport jeglicher Art verringert werden können, sprach aus meiner Sicht überhaupt nichts dagegen, wieder aktiver zu werden.
Und so kam ich dazu, mich vor allem auf Ausdauersportarten zu fokussieren – und mich für meinen ersten Halbmarathon anzumelden. Ein- bis dreimal die Woche lief ich anfangs Minimum fünf Kilometer. Da mir persönlich das viele Laufen auf Dauer zu langweilig wurde, ging ich zusätzlich einmal die Woche Schwimmen, wobei ich zwischen 30 und 60 Minuten meine Bahnen zog. Mein Programm rundete ich noch mit einem Krafttraining ab, das ich lediglich darauf ausrichtete, meine Laufzeit zu verbessern.
Wenn ich allerdings – besonders während meiner Periode – an zu starken Unterleibsschmerzen litt, setzte ich das Training selbsterklärend natürlich aus. Falls es aber möglich war, führte ich leichte Yoga-Workouts aus, um nicht ganz ohne Bewegung den Tag auskommen zu müssen.
Erste Ergebnisse bemerkte ich erst nach mehr als einem halben Jahr
Und trotz des ganzen Sports machten sich bezüglich meiner Endometriose-Beschwerden über ein halbes Jahr hinweg erstmal keine Verbesserungen bemerkbar. Hätte ich mich damals nicht für den Halbmarathon angemeldet, hätte ich das intensive Training mit einer hohen Wahrscheinlichkeit aus der Frustration heraus aus meinem Wochenplan gestrichen. Nur allein der Gedanke, nicht als Letzte durchs Ziel laufen zu wollen, hielt mich an der Stange – zum Glück!
Nach etwa acht bis neun Monaten intensiven Trainings war es dann endlich so weit: Die harte Arbeit zahlte sich endlich für mich aus. Während ich noch in den ersten Monaten während meiner Periode zu gar keiner oder nur leichten Bewegungen aufgrund der Unterleibsschmerzen imstande war, merkte ich nach einiger Zeit, dass die Schmerzen abnahmen und weniger meinen Alltag bestimmten. Ganz weg gingen sie zwar nie – sie wurden jedoch um Längen erträglicher. Auch meine extreme Müdigkeit und Erschöpfung während meiner Regelblutung ließen etwas nach. Was die Stärke meiner Blutungen allerdings anging, bemerkte ich kaum einen Unterschied.
Natürlich behielt ich nicht mein Trainingsniveau wie für den Halbmarathon nach dem Lauf bei. Auch wenn ich mich jedes Jahr für einen Lauf anmeldete, fing ich maximal sechs Monate davor mit einem derart intensivem Trainingsplan an. Zwischendurch machte ich natürlich weiterhin Sport und ging Laufen – doch ungefähr drei Trainingseinheiten pro Woche reichten aus, um die Endometriose-Beschwerden weiterhin so gering zu halten.
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Wie ich bereits klarstellte: Aktuell befinde ich mich auf dem Weg zu diesem Zustand zurück. Da ich eine Zeit lang in Schichten arbeitete, hielt das totale Chaos in meinen Alltag Einzug, weshalb ich mein Training leider oft vernachlässigte und sogar komplett ausließ. Die extremen Unterleibsschmerzen – auch außerhalb meiner Regelblutung –, die ich dadurch wieder entwickelte, trugen außerdem dazu bei, dass sich meine Motivation zum Sport eher in Grenzen hielt.
Mittlerweile bin ich wieder zu einem geregelten Alltag zurückgekehrt, der es mir ermöglicht, mein Sportprogramm wieder ganz normal in meine Woche zu integrieren. Im Juli steht nun für mich ein neuer Run an – der 18 Kilometer lange XLetix-Lauf mit 35 Hindernissen. Aus diesem Grund habe ich mein Training vor zwei Monaten wieder aufgenommen – und hoffe, dass bald wieder eine Besserung meiner Endometriose-Beschwerden in Sicht ist.