14. September 2021, 4:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Hicks! Mit Schluckauf hat jeder hier und da mal zu kämpfen. Glücklicherweise vergeht er meistens schnell wieder. Doch was tun, wenn das unangenehme Hicksen immer wieder kommt oder deutlich länger anhält? Hierfür hat ein amerikanischer Wissenschaftler jetzt ein spezielles Tool entwickelt, das laut einer Studie gegen Schluckauf helfen soll.
Luftanhalten, ein Glas Wasser trinken, sich ablenken – das sind die typischen kleinen Tricks gegen Schluckauf bzw. Singultus. Tritt der nervige Hickser allerdings häufiger und länger auf und lässt sich auch durch die Hausmittel nicht vertreiben, wird aus dem Schluckauf mehr als ein kurzzeitiges Ärgernis. Betroffene leiden nicht zuletzt an Schlafmangel, wenn sie der Schluckauf sogar nachts dauerhaft quält. Eine zuverlässige Abwehrmethode ist gefragt. Genau daran hat ein Wissenschaftler aus Texas gearbeitet und einen Saughalm entwickelt, der effektiv gegen Schluckauf helfen soll. Die Wirksamkeit der Erfindung testete er anschließend zusammen mit einem Team aus internationalen Forschenden in einer Studie.
Übersicht
Wie funktioniert der Saughalm gegen Schluckauf?
Schluckauf entsteht aus einer Verkrampfung des Zwerchfells. Genau hier setzt das Saug- und Schluckgerät an, das Dr. Ali Seifi, Professor für Neurochirurgie und Direktor der Neurologischen Intensivstation an der University of Texas Health Science Center, entwickelt hat. Nachdem er jahrelang mit Patienten mit Schluckaufbeschwerden gearbeitet hatte, erfand er den Saughalm FISST. Die Abkürzung steht für „forced inspiratory suction and swallow tool“ (dt.: „forcierte inspiratorische Absaug- und Schluckhilfe“).
Mit dem Halm trinkt man wie mit einem herkömmlichen Trinkhalm aus einem Glas. Der Saughalm besitzt jedoch ein Druckventil an der Spitze, das den Anwender dazu zwingt, stärker zu saugen. Denn es öffnet sich erst bei einem bestimmten Druck (100 cmH2O, bei Kindern 50 cmH2O). Das führt dazu, dass die Nutzer beim Trinken ihr Zwerchfell stärker betätigen müssen und sich zugleich die Glottis bzw. Stimmritze schließt, sodass keine Flüssigkeit in die Lunge eintreten kann. Auf diese Weise hilft der Saughalm offenbar, Schluckauf wieder loszuwerden.
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Studie untersucht Wirksamkeit der Saughalms
Nach der Herstellung und Patentierung des Tools wollten Seifi sowie ein Forschungsteam mit Wissenschaftlern aus Texas, Iran, Argentinien und der Schweiz herausfinden, wie Anwender mit Schluckauf die Wirkung des Geräts bewerteten. Dafür boten sie FISST im Jahr 2020 über eine Online-Kickstarter-Kampagne weltweit Freiwilligen für einen Studienzeitraum von vier Monaten an. Insgesamt wurde der Saughalm an 290 Teilnehmern mit Schluckauf getestet.1
249 validierte Bewertungen des Saughalms im Vergleich zu Hausmitteln
Mit einem Online-Fragebogen fragten die Wissenschaftler die subjektiven Erfahrungen mit dem Saug-Tool auf einer Likert-Skala (graduelle Antwortskala) von 1 bis 5 ab. Die Werte standen für:
- 1 = starke Befürwortung von Hausmitteln
- 2 = Befürwortung von Hausmitteln
- 3 = unentschiedene Haltung
- 4 = Befürwortung von FISST
- 5 = starke Befürwortung von FISST
Auf diese Weise konnten die Forschenden die subjektive Wirksamkeit von des Saughalms im Vergleich zu Hausmitteln aus Sicht der Teilnehmer erfassen. Außerdem erfuhren sie auch, wie zufrieden die Probanden mit der Durchführbarkeit bzw. praktischen Anwendung des Hilfsmittels waren.
Insgesamt wurden 249 Antworten validiert. Die Probanden hatten ein Durchschnittsalter von 30,9 Jahren, waren überwiegend erwachsen, weiblich und weiß. Die meisten Teilnehmer (69,5 Prozent) gaben an, mindestens einmal im Monat Schluckauf zu haben. Außerdem dauerte bei dem Großteil (65,9 Prozent) der Schluckauf weniger als zwei Stunden an.
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Saughalm wirkte in 92 Prozent der Fälle gegen Schluckauf
Der getestete Saughalm stoppte den Schluckauf in fast 92 Prozent der Fälle und wurde im Vergleich zu Hausmitteln über alle demografischen Merkmale, Schluckaufhäufigkeiten und Schluckaufdauern hinweg positiv bewertet. 183 von 203 Teilnehmern (90,1 Prozent) bewerteten die Wirksamkeit im Vergleich zu Hausmitteln positiv (4 oder 5 auf der Skala). 226 von 249 Teilnehmern (90,8 Prozent) empfanden das Tool gegen Schluckauf als praktikabler als Hausmittel (4 oder 5 auf der Skala). Zudem meldeten die Probanden offenbar keinerlei unerwünschte Nebenwirkungen.
Kritische Einordnung der Untersuchung
Die Ergebnisse der Studie sind vielversprechend, sollten aber vor dem Hintergrund beurteilt werden, dass es sich bei der Untersuchung um eine reine Anwenderbefragung handelte, bei der zudem eine Kontrollgruppe fehlte. Da deshalb ein Placeboeffekt nicht ausgeschlossen werden kann, wollen die Forschenden mit einer klinischen Doppelblindstudie in Europa und Amerika nachlegen. Bei dieser soll einer Gruppe von Studienteilnehmern der Saughalm gegen den Schluckauf und der anderen Gruppe ein nicht funktionsfähiges Scheingerät zur Verfügung gestellt werden.
Des Weiteren ist erwähnenswert, dass der Erfinder des Saughalms selbst an der Studie beteiligt war und die Tools zum Testen zur Verfügung stellte.
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Quelle
- 1. Seifi, A., Mirahmadizadeh, A., Godoy, D.A. et al. (2021). Evaluation of the Forced Inspiratory Suction and Swallow Tool to Stop Hiccups. JAMA Network Open.