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Weltweiter Trend seit 50 Jahren

Spermaqualität nimmt bei Männern immer weiter ab – das ist der Grund 

20. Dezember 2023, 15:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Es gibt verschiedene Faktoren, durch welche die Spermaqualität bei Männern beeinträchtigt werden kann: Rauchen, Stress und auch schlechte Ernährung. Doch eine Reihe an Untersuchungen hat ergeben, dass es einen weiteren, bisher wenig beachteten, Grund gibt, warum die Spermaqualität abnimmt.

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In den männlichen Hoden bilden sich aus Stammzellen Spermien – tagtäglich werden mehrere Millionen produziert. Um die Spermaqualität zu bewerten, behelfen Mediziner sich mit Kennzahlen wie der Spermienzahl (der Gesamtanzahl der Spermien), ihrer Konzentration und Motilität, also ihrer Beweglichkeit. Doch die Spermienkonzentration befindet sich im Abwärtstrend. Eine globale Untersuchung kommt zu einem verheerenden Schluss: Die Spermaqualität nimmt seit 50 Jahren ab. Und das Tempo scheint sich zu erhöhen.

Weltweite Studie zeigt, dass die Spermaqualität seit 50 Jahren abnimmt

Eine in der Fachzeitschrift „Human Reproduction Update“ veröffentlichte Metaanalyse, welche die Ergebnisse von 223 Studien aus 53 Ländern auswertete, zeigt, dass die Spermaqualität weltweit seit 50 Jahren im Abwärtstrend liegt.1 Die durchschnittliche Spermienkonzentration ist zwischen 1973 und 2018 von 101,2 auf 49,0 Millionen pro Milliliter gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 51,6 Prozent. Als gesund gilt Sperma, wenn mindestens 15 Millionen Spermien in einem Milliliter enthalten sind.2 Zusätzlich sank im gleichen Zeitraum die Spermienzahl von 335,7 auf 126,6 Millionen (-62,3 Prozent). In einem gesunden Ejakulat sollten mehr als 39 Millionen Spermien enthalten sein.

Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass sich der Rückgang der Spermienkonzentration beschleunigt: Stellten die Wissenschaftler im Zeitraum von 1972 bis 2018 noch einen jährlichen Rückgang von 1,2 Prozent bis ins Jahr 2000 fest, betrug die Rückgangsrate nach 2000 bereits 2,6 Prozent im Jahr.

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Menschen sind umgeben von einem „Chemie-Cocktail“

Die Qualität des Spermas wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst: Eine unausgewogene Ernährung, Übergewicht und auch der Genuss von Tabak sowie Alkohol können sich negativ auswirken. Ebenso beeinflussen Stress und Erkrankungen wie Diabetes die Samenqualität.

Allerdings ist das nicht alles: Verschiedene Untersuchungen decken auf, dass eine Belastung mit verschiedenen, uns im Alltag begegnenden, Chemikalien die männliche Fruchtbarkeit ebenfalls beeinträchtigt.

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In Alltagsgegenständen verstecken sich ungesunde Chemikalien

Eine Studie mit den Urinproben von 98 dänischen Männern hat den Einfluss von 29 Chemikalien, welche in üblicherweise genutzten Kunststoffen stecken, auf die Samenqualität untersucht.3 Sie zeigt, dass die tolerierbaren Belastungen durch Chemikalien, die mit einer Verschlechterung der Spermaqualität einhergehen, um ein Vielfaches überschritten werden.

Den größten Einfluss hat der Stoff Bisphenol A (BPA), welcher beispielsweise in Vorratsbehältern und Trinkflaschen enthalten ist. Um die Exposition mit BPA in der Bevölkerung zu reduzieren, hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine 20.000-fache Reduzierung des tolerierbaren BPA-Gehalts in der Europäischen Union empfohlen.4

Die Autoren der Studie betonen jedoch, dass ein alleiniger Verzicht auf BPA nicht ausreiche, da auch das Schadenspotenzial weiterer untersuchter Chemikalien groß sei, so etwa von polychlorierten Dioxinen, den Bisphenolen S und F sowie das Phthalat DEHP.

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Bekanntes Schmerzmittel reduziert die Spermienkonzentration

Bei fünf Probanden in der dänischen Studie wiesen die Urinproben erhöhte Paracetamol-Gehalte auf. Diese wurden von dem Forschungsteam nochmals separat analysiert. Ihr Risiko für eine schlechte Samenqualität lag nochmals deutlich über dem Durchschnitt aller Teilnehmer insgesamt. Nach BPA war Paracetamol laut den Studienautoren der zweitwichtigste Einflussfaktor auf die Spermienkonzentration.

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Pestizide in der Nahrung wirken sich negativ aus

Ein systematisches Review von 25 Studien kommt zu dem Schluss, dass eine Exposition gegenüber Pestiziden zu einer geringeren Spermienkonzentration führe.5 Genauer verglich die Studie die Spermienkonzentration von Männern, die in höheren und geringeren Mengen mit Organophosphaten (OPs) und Methylcarbamaten ausgesetzt waren. Es zeigte sich, dass höher belastete Männer eine um 30 Prozent reduzierte Spermienkonzentration aufwiesen. Menschen nehmen Pestizide über kontaminierte Lebensmittel und Wasser auf.

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So lässt sich die Spermaqualität verbessern

Ein paar Maßnahmen liegen bereits auf der Hand: Mit dem Rauchen aufhören, auf das Feierabendbier verzichten oder den Alltagsstress minimieren. Aber auch Sport hat einen positiven Einfluss auf die Qualität der Spermien sowie die Spermienzahl. Eine internationale Studie zeigte, dass Männer, die sich regelmäßig und ausgiebig bewegen, gesündere Spermien vorweisen können als solche, die weniger sportlich aktiv sind.

Aber auch die Ernährung ist eine mögliche Stellschraube: So können Obst, Gemüse, zinkhaltige Lebensmittel wie Haferflocken sowie Fischöl die Spermaqualität verbessern. Besonders überraschend: Auch Tomatenmark ist förderlich für die Zeugungsfähigkeit.

Quellen

Themen Männergesundheit

Quellen

  1. Levine, H., Jørgensen, N., Martino-Andrade, A. et al. (2023). Temporal trends in sperm count: a systematic review and meta-regression analysis of samples collected globally in the 20th and 21st centuries. Human Reproduction Update. ↩︎
  2. Meoclinic. Spermauntersuchung. (aufgerufen am 20.12.2023) ↩︎
  3. Kortenkamp, A., Scholze, M., Ermler, S. et al. (2022). Combined exposures to bisphenols, polychlorinated dioxins, paracetamol, and phthalates as drivers of deteriorating semen quality. Environment International. ↩︎
  4. Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Bisphenol A. (aufgerufen am 20.12.2023) ↩︎
  5. Ellis, L. B., Molina, K., Robbins, R.C. et al.(2023). Adult Organophosphate and Carbamate Insecticide Exposure and Sperm Concentration: A Systematic Review and Meta-Analysis of the Epidemiological Evidence. Environmental Health Perspectives. ↩︎
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