4. September 2024, 11:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Bei der Speiseröhre handelt es sich um einen hohlen, muskulösen Schlauch, der Mund- und Rachenraum mit dem Magen verbindet. Von Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) spricht man, wenn sich ein bösartiger Tumor in der Speiseröhre bildet. Erfahren Sie hier, was man über die Erkrankung wissen sollte.
Die Speiseröhre ist circa 25 Zentimeter lang und transportiert den Speisebrei über wellenartige Bewegungen in den Magen. Sie liegt hinter der Luftröhre, verläuft in ihrem unteren Teil durch das Zwerchfell, mündet dann in den Magen und ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Wenn es zu Zellveränderungen auf der Schleimhaut der Speiseröhre kommt, entwickeln sich Tumore, die sich in das tiefer gelegene Gewebe der Speiseröhre ausbreiten können. Das Tückische: Symptome von Speiseröhrenkrebs machen sich in der Regel erst bemerkbar, wenn die Erkrankung schon sehr weit fortgeschritten ist.
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Übersicht
Welche Symptome können auf Speiseröhrenkrebs hindeuten?
In frühen Stadien der Erkrankung äußert sich Speiseröhrenkrebs in der Regel gar nicht oder durch kaum bemerkbare Symptome. In späteren Stadien, wenn der Krebs weiter gewachsen ist, kann es zu Anzeichen kommen, wie:1,2
- ungewollte Gewichtsabnahme
- Verdauungsbeschwerden
- Sodbrennen
- Schmerzen oder Schwierigkeiten beim Schlucken
- häufiges Verschlucken beim Essen
- Erbrechen
- Essen, das die Speiseröhre wieder hochkommt
- Schluckauf
- Brustschmerzen
- Müdigkeit
- chronischer Husten
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Welche Ursachen kann Speiseröhrenkrebs haben?
Die genauen Ursachen der Erkrankung sind – wie bei vielen Krebserkrankungen – noch nicht eindeutig geklärt. Grundsätzlich sind es DNA-Veränderungen, die Krebs verursachen. Wenn sich bestimmte Zellen durch veränderte DNA unkontrolliert vermehren, bilden sich Tumoren. Als Onkogene bezeichnet man Gene, die den Zellen dabei helfen, sich zu teilen und am Leben zu bleiben. Tumorsuppressorgene sorgen wiederum dafür, die Zellteilung unter Kontrolle zu halten und zum richtigen Zeitpunkt absterben zu lassen. Bei Krebserkrankungen liegen gegebenenfalls Mutationen der DNA vor, die Onkogene aktivieren und Tumorsuppressorgene ausschalten. Bei Speiseröhrenkrebszellen weist die DNA Veränderungen in vielen verschiedenen Genen auf, wobei nicht klar ist, inwieweit es spezifische Genveränderungen gibt, die bei den meisten oder allen Speiseröhrenkrebsen zu finden ist.3
Welche Risikofaktoren gibt es für die Erkrankung?
Man konnte bis dato einige Faktoren identifizieren, die sich mit einem erhöhten Risiko einer Erkrankung mit Speiseröhrenkrebs in Zusammenhang bringen lassen. Der wichtigste Faktor bei der Krebsart ist der anhaltende Rückfluss der Magensäure in den unteren Teil der Speiseröhre. Durch die ständige Reizung durch die Säure kann es zu Schleimhautveränderungen, die als eine Vorstufe von Speiseröhrenkrebs gilt, ein Barrett-Ösophagus. Risikofaktoren für die Entwicklung von Speiseröhrenkrebs sind außerdem:
- chronisches Sodbrennen
- Rauchen
- hoher Alkoholkonsum
- Übergewicht
- Verzehr von sehr heißen Getränken, das heißt heißer als 65 Grad
- teilweiser Verschluss zum Eingang des Magens
- Bestrahlung im Hals und Brustbereich
- Tumore im Mund und Halsbereich
- Säure- oder Lungenverätzungen der Speiseröhre
- Verletzungen der Speiseröhre
Auch wenn die Risikofaktoren, die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung potenziell erhöhen, kann sich auch bei sehr gesund lebenden Menschen aufgrund eines Fehlers in der Genetik eine Erkrankung entwickeln.4,5
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Wie diagnostiziert man Speiseröhrenkrebs?
Sobald man mit genannten Symptomen von Speiseröhrenkrebs zu kämpfen hat, sollte man einen Arzt aufsuchen. Dieser fragt dann nach möglichen Beschwerden, Lebensstil und der eigenen und gegebenenfalls der familiären Gesundheitsgeschichte. Außerdem erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der unter anderem die Lymphknoten abgetastet werden. In der Regel übermittelt der Hausarzt bei Verdacht auf eine Erkrankung im Verdauungstrakt dann an einen Gastroenterologen.
Bei der Untersuchung beim Gastroenterologen kommen daraufhin bildgebende Verfahren zum Einsatz. Infrage kommen dabei eine Ösophagoskopie, also eine Speiseröhrenspiegelung, bei der mit einem Schlauch eine kleine Kamera durch den Mund in die Speiseröhre geführt wird. Über einen Bildschirm erkennt der behandelnde Arzt, wie die Speiseröhre aussieht und ob bzw. wo sie verengt ist. Bei auffälligen Stellen entlang der Speiseröhre werden dann Gewebeproben entnommen, die man anschließend untersucht. Mithilfe einer Endosonografie, bei der man einen Ultraschallkopf in die Speiseröhre einführt, kann man feststellen, wie weit und ob der Krebs in weitere Gewebeschichten eingedrungen ist und welche Areale genau betroffen sind. Außerdem wird gegebenenfalls auch eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonantomografie (MRT) durchgeführt, um die Krebs-Ausbreitung festzustellen.6,7
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Wie behandelt man Speiseröhrenkrebs?
Je nachdem, wie weit der Krebs fortgeschritten ist, wo genau er sich ausgebreitet hat und wie groß er ist, gibt es verschiedenen Therapieansätze, die auch kombiniert werden können. In der Regel kommen dabei eine Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie infrage. Wenn Ärzte den Krebs rechtzeitig entdecken, kann man durch einen operativen Eingriff das Tumorgewebe vollständig entfernen. Das Ausmaß der Operation ist abhängig von der Lage und Größe des Tumors. Oft ist es notwendig, einen Teil der Speiseröhre zu entfernen, damit der Tumor komplett entfernt werden kann.
Durch eine Strahlentherapie sollen Krebszellen vernichtet werden. Häufig wird der Therapieansatz mit einer Chemotherapie kombiniert. Ist der Speiseröhrenkrebs so weit fortgeschritten, dass eine Behandlung keine Heilung oder Rückbildung des Tumors mehr verspricht, wird mithilfe einer Palliativbehandlung versucht, die tumorbedingten Symptome zu kontrollieren. Auch wenn Probleme beim Schlucken, Essen und Trinken dazukommen, kann mit Palliativbehandlung in Form von einem Ernährungsschlauch und/oder einem Infusionssystem zur Nahrungsaufnahme dem Patienten geholfen werden. Die Therapie muss in jedem Fall individuell auf den Patienten abgestimmt werden.8,9
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Häufigkeit und Prognosen
Speiseröhrenkrebs ist eine relativ seltene Krebserkrankung. Im Jahr 2018 erkrankten etwa 1800 Frauen und 5700 Männer an der Krebsart. Aufgrund der häufig späten Diagnose sind die Überlebensaussichten ungünstig. Frauen haben eine relative 5-Jahres-Überlebensrate von 24 Prozent, Männer 26 Prozent. Die 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei Männern und bei Frauen bei 21 Prozent. Bei 43 Prozent der Erkrankungen handelt es sich um Plattenepithelkarzinome, das heißt im oberen und mittleren Teil auftretende Tumore. Und bei 47 Prozent um Adenokarzinome, die im unteren Drittel auftretende Zellveränderungen im Übergang zum Magen.10
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Wie sieht es mit Prävention aus?
Auch wenn es bestimmte Risikofaktoren gibt, die mit der Entwicklung von Speiseröhrenkrebs in Verbindung gebracht werden, tritt die Erkrankung auch bei gesund lebenden Menschen auf, die bis zu ihrer Diagnose keinerlei Symptome zeigten. Eine Regel zur Prävention gibt es bei Speiseröhrenkrebs also nicht unbedingt.
Grundsätzlich ist es empfehlenswert, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Wenn man raucht, übermäßig viel trinkt und sich ungesund ernährt, erhöht man nicht nur sein Risiko für Speiseröhrenkrebs, sondern auch die Wahrscheinlichkeit eine Vielzahl von anderen Erkrankungen und Krebstypen zu entwickeln. Wer andauernde Beschwerden hat, die auf eine Erkrankung am Magen oder der Speiseröhre hindeuten könnten, sollte einen Arzt aufsuchen.11