22. September 2020, 21:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Gesunde Ernährung, Bewegung und ausreichend Schlaf tragen bekanntlich zu einem gesunden Lebensstil bei. Was häufig unterschätzt wird: die Bedeutung von sozialen Kontakten für die Lebenserwartung. FITBOOK zeigt, wie viel Wahrheit im Begriff „gesundes Miteinander“ steckt.
Erlebnisse mit Freunden und Bekannten, ermöglicht durch soziale Kontakte, haben einen entscheidenden Einfluss auf die Lebenserwartung. Das zeigen Beobachtungen und ist auch in Studien belegt.
Höhere Lebenserwartung dank sozialer Kontakte
Dies zeigt auch ein Blick auf die sogenannten „Blue Zones“. Es handelt sich dabei um Orte auf der Welt – beispielsweise die japanische Insel Okinawa, die Region Ogliastra auf der italienischen Insel Sardinien und die griechische Insel Ikaria – an denen die Menschen besonders alt werden. FITBOOK hat die wesentlichen Regeln für ein langes Leben, die man den Bewohnern in den Blauen Zonen abgucken kann, für Sie zusammengefasst. Auffällig: Dort leben die Menschen in sehr engen Verbünden.
Soziale Kontakte für ein gesundes Hirn
Altersforscher Sven Voelpel hat schon öfter im Gespräch mit FITBOOK darauf hingewiesen, dass die Bedeutung sozialer Interaktionen im Zusammenhang mit Langlebigkeit unterschätzt wird. Dabei sei jeder einzelne soziale Kontakt eine Art Gedächtnistraining und sorge dafür, dass man mehr Dinge wahrnehmen und sich merken müsse. Die Gestik und Mimik von anderen, die Emotionen transportieren, aber auch das Inhaltliche – „all das ist enorm wichtig für die Synapsenbildung im Hirn“, so Voelpel.
FITBOOK hat bereits mit den Verantwortlichen von neurowissenschaftlichen Untersuchungen gesprochen, die nachweisen konnten, dass sich ein reges Sozialleben positiv auf die graue Substanz in bestimmten Hirnregionen auswirkt. Vereinfacht gesagt: Kontakt zu Freunden hält die Verringerung des Hirnvolumens im Zaum.
Es gelte als bestätigt, dass soziale Kontakte vor Depressionen (und vergleichbaren psychischen Erkrankungen inkl. körperlicher Folgen) schützen. Und auch das Immunsystem, also der körpereigene Schutz vor Krankheiten, wird durch Freundschaften gestärkt. Das ist u. a. mit verbesserten Stressbewältigungsmechanismen zu erklären.
Fehlende soziale Kontakte so tödlich wie starkes Rauchen
Wie förderlich soziale Kontakte für die Lebenserwartung ist, zeigt auch das umgekehrte Modell: Ein Fehlen von Interaktionen mit anderen soll die Lebenserwartung nämlich drastisch einschränken. Diese Erkenntnisse veröffentlichten Forscher der Universität in Provo (Utah) im Fachjournal „PLOS Medicine“.
Sie hatten im Rahmen ihrer Meta-Studie rund 300.000 Probanden-Daten aus insgesamt 148 bereits bestehenden Untersuchungen analysiert. Es zeigte sich: Auf einen Zeitraum von ca. siebeneinhalb Jahren betrachtet waren Menschen, die nur wenige soziale Kontakte pflegten, vergleichbar sterbegefährdet wie die Probanden, die täglich 15 Zigaretten rauchten. Daraus ergab sich ein doppelt so großes Sterberisiko wie bei den Probanden, die ein erfüllteres Privat- bzw. Sozialleben hatten.
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Tipps, um im Alter noch Freundschaften zu knüpfen
Mit zunehmendem Alter verringern sich die sozialen Kontakte, das ist ganz normal. Wie das Hamburger Marktforschungsinstitut Splendid Research ermittelt hat, haben die Deutschen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren den größten und aktivsten Freundeskreis. Das dürfte u. a. daran liegen, dass in diesem Zeitraum mehr natürliche Gelegenheiten zu Begegnungen mit solchen Menschen entstehen, die zu Freunden werden können (z. B. im Rahmen der Ausbildung). Ab dem 30. Lebensjahr verlieren die Deutschen im Schnitt zwei Freunde. Und je höher das Alter, desto mehr mögliche private Veränderungen (Umzüge, Eheschließungen und -trennungen, Todesfälle) kommen hinzu.
Wer im Alter Freunde finden will, der muss entsprechende Gelegenheiten herbeiführen. Neben moderneren Möglichkeiten wie dem Internet bieten sich auch – ganz klassisch – Tanzkurse und Bildungsveranstaltungen an. Zudem empfiehlt es sich, viel spazieren zu gehen und offen für die Kontaktaufnahme durch andere Personen zu sein. Positiver Nebeneffekt: Bewegung! Und die ist ja auch so wichtig für die Lebenserwartung.