14. Juli 2024, 16:55 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Bei einem Sonnenstich ist ’nur‘ der Kopf betroffen, also das Gehirn. Der restliche Körper ist in Ordnung. Bei einem Hitzschlag hingegen bricht die gesamte Temperaturregulation des Körpers zusammen. Beide Hitzenotfälle zeigen sich mit unterschiedlichen Symptomen. Kennen Sie die? Und wissen Sie, was in welchem Fall zu tun ist? FITBOOK klärt auf. Außerdem erläutert ein Mediziner, was jeweils im Körper geschieht.
Ob im Liegestuhl oder beim Radfahren – ein zu langer Aufenthalt in der prallen Sonne kann gefährlich werden, ebenso übrigens auch eine Fahrt im überhitzten Auto. Das Tückische: Die Beschwerden können sich auch erst dann melden, wenn man schon seit einigen Stunden aus der Sonne raus ist. Ein Neurologe erklärt, was bei einem Sonnenstich und einem Hitzschlag im Körper passiert, worin die Unterschiede der beiden Hitzenotfälle bestehen und was jeweils zu tun ist.
Übersicht
- Sonnenstich und Hitzschlag – das ist der Unterschied
- So entsteht ein Sonnenstich und das passiert im Körper
- Daran erkennt man einen Sonnenstich
- Was bei Verdacht auf Sonnenstich zu tun ist
- Wie man einen Sonnenstich vorbeugt
- Das passiert bei einem Hitzschlag im Körper
- Anzeichen eines Hitzschlags
- Bei Verdacht auf Hitzschlag umgehend Notruf wählen
- Feuchte oder trockene Hitze – was ist für den Körper „schlimmer“?
- Quellen
Sonnenstich und Hitzschlag – das ist der Unterschied
In beiden Fällen richten hohe Temperaturen Schaden an. Den Unterschied erklärt Prof. Dr. med. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung, gegenüber FITBOOK so: „Ganz vereinfacht lässt sich sagen: Beim Sonnenstich ist ’nur‘ der Kopf betroffen, also das Gehirn. Der restliche Körper ist in Ordnung. Bei einem Hitzschlag hingegen bricht die gesamte Temperaturregulation des Körpers zusammen.“
Im schlimmsten Fall kann ein Hitzschlag laut Erbguth mit dem Tod enden. Das heiße allerdings nicht, dass ein Sonnenstand harmlos ist … der Übergang sei oft fließend.
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So entsteht ein Sonnenstich und das passiert im Körper
Der Sonnenstich ist laut einer aktuellen Umfrage von Statista die vierthäufigsten Erkrankung im Urlaub (starker Sonnenbrand belegt Platz 1).1 Er kann auftreten, wenn man auf dem Kopf und im Nackenbereich zu viel Sonne abbekommen hat. Die starke Hitze irritiere Hirn und Hirnhaut, so Erbguth zu FITBOOK. „Das Gehirn ist nicht das robusteste Organ. Bei einem Sonnenstich erwärmen sich Hirnhaut und Gehirn.“ Bereits ein bis zwei Grad Celsius seien ausreichend, um eine Art Hirnhautentzündung zu produzieren.
Besonders gefährdet seien alle Menschen, die kein, wenig oder besonders dünnes Haar haben. Dazu zählen Ältere, aber auch Kleinkinder und Babys. Säuglinge etwa haben nur eine dünne Schädeldecke.
Daran erkennt man einen Sonnenstich
Ein Sonnenstich zeigt sich durch Kopfschmerzen und Schwindel. Aber auch Schmerzen im Nacken und Nackensteifigkeit, Lichtempfindlichkeit sowie ein hochroter, heißer Kopf können auf einen Sonnenstich hindeuten.2 Laut DRK können die Beschwerden auch erst dann auftreten, wenn man schon seit einigen Stunden aus der Sonne raus ist.
Symptome eines Sonnenstichs im Überblick
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Nackenschmerzen, Nackensteifigkeit
- Lichtempfindlichkeit
- hochroter, heißer Kopf
- bei kleinen Kindern: hohes Fieber
Was bei Verdacht auf Sonnenstich zu tun ist
Beim Verdacht auf einen Sonnenstich gilt: Betroffene sollten raus aus der Hitze und an einen kühlen Ort gebracht werden. Dort sollte der Körper mit nassen Tüchern gekühlt werden, wobei der Oberkörper am besten erhöht liegt. Außerdem sollten Betroffene viel trinken.
Verschlechtert sich der Zustand und schwindet das Bewusstsein, sollte man unter der 112 professionelle Hilfe anfordern.
Wie man einen Sonnenstich vorbeugt
Damit es gar nicht erst zu einem Sonnenstich kommt, rät die Johanniter-Unfall-Hilfe, eine Kopfbedeckung zu tragen, am besten einen Sonnenhut mit Krempe. Das gelte insbesondere für Menschen mit wenig Haaren, etwa Säuglingen, Kindern und Menschen mit lichtem Haar oder Glatze.3 Die Mittagssonne soll komplett gemieden werden. Außerdem sollte man täglich zwei bis drei Liter Wasser trinken, luftige, helle Kleidung aus Leinen oder Baumwolle tragen und in der Sonne auf Alkohol verzichten.
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Das passiert bei einem Hitzschlag im Körper
Was bei einem Hitzschlag im Körper geschieht, erklärt Prof. Ergbuth gegenüber FITBOOK so: „Unsere Körpertemperatur liegt normalerweise bei 37 Grad. Hitzewellen, bei denen auch die Nächte keine Abkühlung mehr bringen, können den Körper sehr stark belasten. Ab einem bestimmten Punkt kann er nicht mehr durch Schwitzen abkühlen. Vor allem dann, wenn man nicht genug trinkt.“
Ein Hitzschlag drohe auch, wenn man extremer Hitze und Schwüle ausgesetzt war und nicht schwitzen konnte, beispielsweise in unbelüfteten Räumen oder auch in isolierender Kleidung. Die Hitze staut sich quasi im Körper und kann nicht entweichen. Bei einem Hitzschlag kann der Körper nicht mehr durch Schwitzen abkühlen – auch, wenn man genug getrunken hat.
Schafft es der Körper nicht mehr, die Wärme wegzutransportieren, „kommt es zu einem Wärmestau, die Körpertemperatur steigt auf 40 Grad und höher“, erklärt Erbguth. Das Ganze hat drastische Folgen für verschiedene Systeme im Körper.
Erbguth: „Als Erstes kippt das Gerinnungs- und das Durchblutungssystem ab. Dann verklumpt das Blut. Die kleinen Klumpen verstopfen die kleinen Gefäße. Nieren, aber auch Leber und Herz können nicht mehr gut arbeiten.“
Die Erklärung dafür: Bei Wärme weiten sich unsere Blutgefäße, sodass möglichst viel überhitztes Blut an die Haut transportiert wird. Dort kann die Wärme über das Schwitzen abgegeben werden – da Schweiß auf unserer Haut verdunstet, wird die Haut gekühlt – und damit auch das Blut. Es kann dann heruntergekühlt in andere Bereiche unseres Körpers wandern. „Bei einem Hitzschlag fällt dieses System aus. Im schlimmsten Fall droht ein Multiorganversagen“, so Erbguth.
Anzeichen eines Hitzschlags
Anzeichen eines Hitzschlags sind plötzliche Müdigkeit, Kopfschmerzen und ein diffuses Schwindelgefühl. „Wenn es schlimmer wird, kommen Übelkeit und Erbrechen hinzu. Und dann: Bewusstlosigkeit“, erläutert Erbguth.
Anzeichen eines Hitzschlags im Überblick
- plötzliche Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- diffuses Schwindelgefühl
- wenn es schlimmer wird kommen Übelkeit, Erbrechen und Bewusstlosigkeit hinzu
Bei Verdacht auf Hitzschlag umgehend Notruf wählen
Zeigt jemand die geschilderten Anzeichen, sollten Umstehende umgehend den Rettungsdienst informieren. Ein Hitzschlag kann zum Koma führen und schlimmstenfalls tödlich enden. Deshalb ist ein Verdacht auf einen Hitzschlag immer ein Fall für den Notruf 112.
So kühlt man Betroffene richtig, bis der Notarzt eingetroffen ist
In der Zeit, bis die medizinischen Profis eintreffen, sollte man Betroffene umgehend in den Schatten bringen. Dann muss der Körper heruntergekühlt werden – aber besser nicht mit purem Eis auf der nackten Haut. Es drohen hier Erfrierungen, warnt Erbguth. Besser sei es, Eiswürfel und Kühlakkus in ein Tuch einzuwickeln.
Ist die betroffene Person noch bei Bewusstsein, sollte man ihr etwas zu trinken anbieten: Wasser, Saftschorlen, Früchtetees sind geeignet.
Notfallsanitäter geben Betroffenen dann zum Beispiel kühlende Infusionen. Ist das Gerinnungssystem bereits gestört, werden im Krankenhaus gerinnungshemmende Medikamente verabreicht.
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Feuchte oder trockene Hitze – was ist für den Körper „schlimmer“?
Übrigens Bei vergleichsweise hoher Luftfeuchtigkeit kann sich unser Körper schlechter durch Schwitzen abkühlen also bei geringer Luftfeuchtigkeit. Erbguth gibt als Fausregel mit: „Feuchte Hitze ist deutlich schlechter als trockene Hitze.“