30. Juli 2019, 16:15 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer sich die Nase mit einem antibakteriell wirksamen Taschentuch putzt, soll damit die Erreger an seinen Fingern beseitigen und entsprechend weniger ansteckend sein – so jedenfalls das Herstellerversprechen. Es gibt aber auch Kritik am Produkt. FITBOOK hat sich genauer darüber informiert.
Klingt ja erst einmal ganz gut: Wer die Taschentücher von Tempo Protect benutzt, soll danach auf das Händewaschen verzichten können, weil dadurch die Finger von möglichen Erregern befreit werden. Dadurch sollen sie vorm Übertragen der Keime schützen (deshalb der Name „Protect“, aus dem Englischen für „schützen“), oder – wie es in der Werbung heißt – dazu „beitragen, dass erkältete Personen ihre Umgebung weniger anstecken“.
Das steckt in den antibakteriellen Taschentüchern drin
Die Tücher riechen etwas streng, was sich mit den verwendeten Wirkstoffen erklären lässt. Auf der Website des Taschentücher-Herstellers findet man allerdings keine Informationen darüber, welchen Wirkstoffen das Produkt seine antibakterielle Wirkung zu verdanken haben will – dafür aber auf „Öko-Test.de“. Das Verbrauchermagazin hat die Tempo-Tücher genauer unter die Lupe genommen.
Es ist also offenbar das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid, welches das bakterielle Wachstum in Taschentüchern verhindern soll. Theoretisch dürfte man so also das Undenkbare tun können: ein benutztes Taschentuch ein weiteres Mal verwenden. Die normalen soll man nach einem Gebrauch ja direkt entsorgen, was nicht gerade die ökologischste Variante zu sein scheint, aber in jedem Fall die hygienischste.
Der antibakterielle Zusatz in Tempo Protect (andere Hersteller bieten solche Taschentücher noch nicht an) scheint trotzdem keine so gute Idee zu sein. Das Problem: Wenn Benzalkoniumchlorid auf der Haut verbleibt, soll er laut dem Verbrauchermagazin Resistenzen gegenüber dem Krankheitskeim Pseudomonas aeruginosa begünstigen können. Und: „Im Labor wurden außerdem halogenorganische Verbindungen nachgewiesen, von denen viele als allergieauslösend und manche als krebserzeugend gelten.“ Bei „Öko-Test“ schneidet Tempo Protect, offenbar nicht grundlos, mit „ungenügend“ ab.
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Fazit
FITBOOK hat hier bereits die modernen Desinfektionsgels auf den Prüfstand gestellt, mit denen man unterwegs wasserlos die Hände reinigen kann, und dabei herausgefunden, dass durch sie u.a. der natürliche Säureschutzmantel der Haut angegriffen wird. Und der wird bekanntlich dazu gebraucht, Keime abzuwehren. Fazit war bereits damals: Hände waschen ist dem Desinfizieren zu bevorzugen, und auch von den antibakteriellen Taschentüchern würden wir Abstand nehmen.