15. Juli 2018, 8:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bisher wurde angenommen, dass die positiven Effekte von Kaffee ausschließlich von den sekundären Pflanzenstoffen aus der Kaffeebohne ausgehen. Doch jetzt wurden Mechanismen entdeckt, die einen direkten Einfluss von Koffein auf die Zellen im Herzen belegen. Wenn das mal keine guten Neuigkeiten sind.
So heilsam wirkt Koffein im Herzen
Forscher der Heinrich-Heine-Universität und des IUF (Leibniz-Institut für Umweltmedizinische Forschung) fanden heraus, dass ein bestimmtes Protein (das sogenannte „p27“) mithilfe von Koffein bestimmte Reparaturmechanismen in den Zellen des Herzmuskels auslöst. Außerdem bewirkt es, dass Zellen gleichzeitig vor dem Absterben geschützt werden. Durch das Koffein gelangt das p27-Protein effektiver in die Mitochondrien (die Kraftwerke unserer Zellen), wodurch unseren Herzzellen mehr Energie zur Verfügung steht.
Darüber hinaus scheint Koffein die Funktion der innersten Schicht der Gefäßwände (Endothelzellen) und die Belastbarkeit weiterer Zellen (Fibroblasten) im Herzen zu verbessern. „Dies wirkt sich sowohl positiv auf den Schutz vor möglichen Herzinfarkten aus als auch auf die Regeneration nach einem Infarkt“, erklären Prof. Haendeler und Dr. Altschmied ihre Forschungsergebnisse.
Interessanterweise trat dieser Effekt erst bei höherem Koffeinkonsum (400 mg) – in etwa 4 Tassen – auf.
Auch interessant: Warum jetzt alle Butter in ihren Kaffee einrühren
Allerdings betonen die Forscher, dass ihre Ergebnisse nicht automatisch mit der Empfehlung gleichzusetzen seien, dass alle Menschen jetzt möglichst viel Kaffee trinken sollten. Zum einen können sehr hohe Koffeinmengen auch ungewollte Nebeneffekte haben – ja sogar tödlich sein –, zum anderen betonen die Forscher: „Wir haben grundlegende Mechanismen entdeckt, wie Koffein sich positiv auf bestimmte Eigenschaften von Herzzellen auswirkt. Praktische Empfehlungen lassen sich hiervon noch nicht ableiten“.
Trotzdem sind die Ergebnisse interessant – auch weil schon in anderen Beobachtungsstudien gesundheitsfördernde Effekte von Kaffee festgestellt werden konnten. Unter anderem bei Leberkrebs, Typ-2 Diabetes, Parkinson sowie Brust- und Prostatakrebs.
Auch interessant: Kaffee kann viel mehr als wach machen
Ab wann ist Kaffee ungesund?
Trotzdem sollte man es mit dem schwarzen Gold nicht übertreiben. So wird unter anderem diskutiert, ob ein hoher Kaffeekonsum (mehr als 4 Tassen) während der Schwangerschaft das Risiko von Fehlgeburten erhöht. Bei Menschen mit einem sensiblen Magen kann Kaffee außerdem abführend wirken und Sodbrennen auslösen. Auch Personen mit erhöhtem Blutdruck sollten vorsichtig sein. Denn: Koffein erhöht den Blutdruck um etwa 5 bis 10 mm Hg – wobei hier anzumerken ist, dass dieser Effekt nur für etwa 3 Stunden zu beobachten ist und keine langfristigen Negativfolgen bekannt sind.
Passend dazu: Ab diesen Werten haben Sie schon Bluthochdruck
Von der European Food and Safety Authority wird eine tägliche Koffein-Menge bis zu 400 mg als risikofrei bewertet. Das sind doch mal gute Neuigkeiten, denn das entspricht ziemlich genau 4 Tassen Kaffee. Auch ein leicht höherer Verzehr ist nicht automatisch schädlich. Schließlich sind bei Empfehlungen dieser Art laut europäischem Gesetz immer großzügige Sicherheitsfaktoren eingebaut.
Folgen Sie FITBOOK auf Flipboard!
Studien zeigen Schlecht oder gut? Die Wirkung von Kaffee auf das Herz
Japanische Studie Wie viel Kaffee bei Bluthochdruck gut ist, wie viel schlecht
Gesund oder schädlich? Der Einfluss von Kaffee auf den Blutdruck – das sagt die Studienlage
Vorsicht Kalorienfalle
Für viele Menschen in Europa und Nordamerika gehört Kaffee zum festen Bestandteil der täglichen Routine. Auf dem Weg zur Arbeit wird häufig noch ein Coffee-to-go bestellt, der Lunch bei Starbucks abgehalten und auch beim Nachmittagsmeeting darf ein leckerer Kaffee natürlich nicht fehlen. Grundsätzlich ist Kaffee gesund – das haben wir ja mittlerweile geklärt –, allerdings trinken nur wenige Menschen ihren Kaffee pur. Nicht selten wird Zucker hinzugegeben, Vollfett-Milch beim Latte benutzt oder gleich zum White Mocca mit Sahne bei Starbucks gegriffen. Und diese Mix-Getränke auf Kaffeebasis haben es in sich – schnell sammelt man so unbemerkt viele unerwünschte Extrakalorien. Kaffee sollte daher möglichst in natürlicher Form, also ohne Zusätze wie Zucker oder Sahne, getrunken werden.