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Kognitiv verjüngender Effekt

Eine Einstellung im Smartphone offenbar wirkungsvoller als Antidepressivum

Am meisten Zeit verbringen junge Menschen am Smartphone, was der kognitiven Leistung schaden kann, wie Studien zeigen
Am meisten Zeit verbringen junge Menschen am Smartphone, was der kognitiven Leistung schaden kann, wie Studien zeigen Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

19. Februar 2025, 16:24 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Das Smartphone ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits hilft es uns enorm im Alltag, andererseits verbringen die meisten von uns viel zu viel Zeit damit, unnötige Inhalte am Bildschirm zu konsumieren. Eine Studie hat nun herausgefunden, wie eine Einstellung im Smartphone unsere kognitive Leistung verbessern – und uns quasi zehn Jahre verjüngen kann.

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Wie die meisten technischen Errungenschaften hat auch das Smartphone große Vorteile, aber auch Schattenseiten. Als ständiger Alltagsbegleiter mit Internetzugang versorgt uns das Smartphone mit allen wichtigen Informationen, die wir brauchen. Auf der anderen Seite tauchen wir oft viel zu lange und unnötig in die unendlichen Inhalte des Internets ein. Laut dem Digitalverband Bitkom verbringen 16- bis 29-Jährige in Deutschland durchschnittlich rund drei Stunden pro Tag mit ihrem Smartphone.1 Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 2,5 Stunden. Und bei den 50- bis 64-Jährigen sind es 148 Minuten pro Tag. Häufige Smartphone-Nutzung kann die Aufmerksamkeitsspanne und damit die kognitive Leistung beeinträchtigen, wie Studien zeigen.2 Was es im Umkehrschluss tatsächlich bringt, sich weniger vom Smartphone vereinnahmen zu lassen, zeigt eine aktuelle Studie. Besonders eine Einstellung hatte in der Untersuchung bemerkenswerte Effekte.

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Was passiert, wenn wir kein mobiles Internet auf dem Smartphone haben?

Wissenschaftler mehrerer Universitäten aus den USA und Kanada wollten herausfinden, wie es sich auf die Nutzer auswirkt, wenn sie nicht dauerhaft Internet auf dem Smartphone haben.3 Hierfür rekrutierten sie 467 iPhone-Nutzer mit einem Durchschnittsalter von 32 Jahren. Anschließend teilte man sie nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein. Dabei mussten die Teilnehmer der Studie das Smartphone nicht komplett abschalten. Um es möglichst praktikabel zu machen, installierten sie eine App, die den mobilen Internetzugang blockierte. Die Smartphones konnten aber weiterhin Anrufe ausführen und sogar SMS-Nachrichten empfangen und senden. Sie wurden also wie die guten alten Handys auf grundlegende Kommunikationsfunktionen beschränkt. Soziale Netzwerke und Online-Zugang wurden hingegen blockiert.

In den ersten zwei Wochen blockierte die eine Gruppe den Internetzugang, während die zweite Gruppe als Kontrollgruppe diente. Danach wechselten die Gruppen für die nächsten zwei Wochen, sodass die Kontrollgruppe jetzt den Internetzugang blockierte, während die erste Gruppe wieder Internet auf dem Smartphone hatte. Das sogenannte Crossover-Design der Studie ermöglichte den Forschern, Veränderungen bei den einzelnen Personen sowie zwischen den beiden Gruppen zu vergleichen. Hierfür mussten alle Teilnehmer kognitive Tests zu Beginn, nach zwei Wochen und nach vier Wochen der Testphase absolvieren. Außerdem erhielten sie in regelmäßigen Abständen SMS-Nachrichten mit Fragen zu ihrer aktuellen Stimmung und wie sie gerade die Zeit verbrachten.

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Kognitive Leistung stieg ohne Smartphone-Funktionen

Die Auswertung der kognitiven Tests und der SMS-Antworten der Teilnehmer hat überraschende Ergebnisse zutage gebracht. Nach zwei Wochen ohne mobiles Internet auf dem Smartphone zeigten die Teilnehmer deutliche Verbesserungen in mehreren Bereichen der kognitiven Leistung. Zudem berichteten die Probanden, dass sie sich glücklicher und zufriedener empfänden und dass sich ihre psychische Gesundheit verbessert habe. Das Faszinierende daran: Der Effekt war sogar deutlicher als bei Untersuchungen mit Antidepressiva in klinischen Studien, so die Forscher. Die Probanden schnitten nicht nur besser bei Aufmerksamkeitstests ab. Sie zeigten auch positive Umkehreffekte, die vergleichbar sind mit einer kognitiven Verjüngung um etwa zehn Jahre.

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„Smartphones haben unser Leben und unser Verhalten in den letzten 15 Jahren drastisch verändert, aber unsere grundlegende menschliche Psychologie ist dieselbe geblieben“, kommentiert der Hauptautor der Studie, Professor Adrian Ward, die Ergebnisse. Die große Frage lautete zu Beginn der Studie, ob die Menschen dafür gemacht sind, ständig mit allem verbunden zu sein. „Die Daten deuten darauf hin, dass wir es nicht sind“, sagt Prof. Ward.

Das sind die Studienergebnisse im Einzelnen:

  • Die Bildschirmzeit ohne mobiles Internet sank von etwa fünf Stunden auf unter drei Stunden täglich.
  • Die positiven Effekte auf die psychische Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden waren größer als die typischen Effekte von Antidepressiva.
  • Die dauerhafte Aufmerksamkeit verbesserte sich so stark, als wäre man kognitiv zehn Jahre jünger.
  • 91 Prozent der Teilnehmer verbesserten sich bei mindestens einem der Studien-Messwerte.
  • Die gesundheitlichen Benefits hielten teilweise auch nach der Wiederherstellung des mobilen Internetzugangs an.
  • Die Probanden verbrachten ohne Internet mehr Zeit mit persönlichen Kontakten, Sport und in der Natur.
  • Diejenigen mit einem höheren anfänglichen FOMO („Fear of missing out“, zu Deutsch „Angst, etwas zu verpassen“) zeigten eine deutliche Reduzierung dieser Angst.

Durchhalten ohne mobiles Internet ist nicht einfach

Die positiven Effekte durch einen limitierten Internetzugang waren eindrucksvoll. Insgesamt verbesserten sich nicht nur die Aufmerksamkeitsspanne und das impulsive Verhalten der Teilnehmer, sondern auch ihr Schlaf. Im Schnitt schliefen sie 17 Minuten mehr pro Nacht, ohne den Zugang zu den unendlichen Inhalten des Internets.

Dennoch zeigte sich ein Problem in der Studie: Vielen Teilnehmern fiel es schwer, die Vorgabe ohne mobiles Internet durchzuhalten. Nur rund 25 Prozent der Probanden hielten die gesamten zwei Wochen durch. Dies zeigt, dass viele Menschen eine Art der Abhängigkeit vom Internet entwickelt haben. Doch hier gab es eine gute Nachricht: Selbst bei denjenigen, die keine zwei Wochen ohne Internet schafften, zeigten sich positive Effekte. Das deutet darauf hin, dass allein eine Reduzierung der Online-Zeit helfen kann.

So weisen die Forscher in ihrer Studienauswertung darauf hin, dass ein weniger extremer Ansatz für die meisten Menschen besser funktionieren könnte. Man müsse nicht gleich das mobile Internet komplett sperren. Es reiche schon, wenn man sich im Smartphone den Online-Zugang zu bestimmten Zeiten einschränkt. Dies kann man in vielen Smartphones direkt einstellen oder aber eine passende App herunterladen, die diese Funktion enthält.

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Einschränkungen der Studie

Trotz der eindrucksvollen Ergebnisse weisen die Forscher auf einige Einschränkungen der Untersuchung hin. Die Stichprobe der Probanden bestand größtenteils aus motivierten Teilnehmern, die ihren Telefonkonsum selbst reduzieren wollten. So gelten diese Ergebnisse möglicherweise nicht für Menschen, die ihre Bildschirmzeit am Smartphone nicht als problematisch oder als zu viel empfinden. Darüber hinaus hatten die Teilnehmer, die das Studiendesign vollständig durchhielten, im Vergleich zu denjenigen, die vorzeitig abbrachen, bessere Ausgangswerte bei psychischer Gesundheit und Aufmerksamkeit. Zudem sagen die Forscher, dass auch ein Erwartungseffekt der Teilnehmer (die Erwartung, sich besser zu fühlen ohne Internet) einige Ergebnisse beeinflusst haben könnte.

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Quellen

  1. Bitkom: Das Smartphone wird im Schnitt 2,5 Stunden pro Tag genutzt (aufgerufen am 19.2.2025) ↩︎
  2. Monitor Versorgungsforschung: Smartphones reduzieren Aufmerksamkeit und Leistung – selbst wenn sie nicht da sind (aufgerufen am 19.2.2025) ↩︎
  3. Castelo, N., Kushlev, K., Ward, A.F., et. al. (2025). Blocking mobile internet on smartphones improves sustained attention, mental health, and subjective well-being. PNAS Nexus. ↩︎
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