30. Oktober 2024, 4:19 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ein aktueller Erkrankungsfall in Perth, Australien, bei dem ein 51-jähriger Patient mit auffälligen Hautflecken in eine Klinik eingeliefert wurde, sorgte für Aufsehen. Die Diagnose: Skorbut. Australische Ärzte warnen nun vor einer möglichen Verbreitung der eigentlich als fast ausgerottet geltenden „Seefahrerkrankheit“.
Skorbut entsteht durch einen schweren Mangel an Vitamin C. Die Betroffenen fühlen sich müde, schwach, haben blutendes Zahnfleisch und Gelenkschmerzen. Obwohl die Krankheit als weitgehend ausgerottet gilt, kann sie in Entwicklungsländern und vereinzelt auch in Industrieländern infolge von Mangelernährung wieder auftreten.1 FITBOOK erklärt die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung.
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Übersicht
Was ist Skorbut?
Skorbut ist auch unter dem Namen „Mundfäule“ bekannt und stellt eine schwere Vitamin-C-Erkrankung dar. Sie gehört zu den Vitaminmangelkrankheiten, die auch als „Hypo- oder Avitaminosen“ bezeichnet werden. Früher trat die Erkrankung besonders häufig bei Seeleuten auf, wodurch sie sich auch ihren Namen „Seefahrerkrankheit“ verdient hatte. Der Mangel an Vitaminen entstand hauptsächlich dadurch, dass frische Lebensmittel an Bord auf langen Seefahrten schnell verdarben. Daher bekam die Schiffsbesatzung nicht ausreichend Vitamin C, was dann zu Symptomen wie entzündetem Zahnfleisch, Erschöpfung und Zahnausfall führte. In schwerwiegenden Fällen starben die Betroffenen an Herzversagen.2
Fall in Australien erweckt Sorge
Australische Mediziner warnen nun davor, dass steigende Lebensmittelpreise zu einer möglichen Rückkehr der als ausgestorben geglaubten Krankheit führen kann. So berichtete das Team von der Behandlung eines etwa 50-jährigen Patienten, bei dem eine Vitamin-C-Mangel-Erkrankung diagnostiziert wurde. Der Patient soll regelmäßig Mahlzeiten ausgelassen haben und zusätzlich nicht in der Lage gewesen sein, sich Obst und Gemüse zu leisten. Letztere stellen besonders wichtige Vitamin-C-Quellen dar. Dazu hatte er eine Magenverkleinerungsoperation durchführen lassen, mit der Folge, dass sein Körper weniger Nährstoffe aufnehmen konnte. Eigentlich hätte er Nahrungsergänzungsmittel einnehmen müssen, konnte ich diese jedoch finanziell nicht leisten.
Die Symptome des Patienten waren Blut im Urin, Blutarmut und schmerzhaften Ausschlag – verschwanden jedoch nach einer ausreichenden Vitamin-C-Zufuhr. Laut den Medizinern trete die Erkrankung bisher nur selten auf. Allerdings warnen sie davor, dass die Krankheit oft unerkannt bleiben könnte, da sie als ausgestorben gilt. Durch steigende Preise für vitaminreiche Lebensmittel und die Zunahme von Magenverkleinerungen als Therapie gegen Übergewicht besteht die Sorge, dass Skorbut jedoch wieder vermehrt auftreten könnte.3
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Rolle von Vitamin C
Vitamin C (Ascorbinsäure) ist unverzichtbar für das Wachstum, den Aufbau und die Regeneration von Haut, Knochen und Bindegewebe. Letzteres umfasst Bänder, Sehnen, Blutgefäße sowie Gewebe des menschlichen Körpers. Gleichzeitig nimmt das Vitamin eine wichtige Rolle für die Funktion der Blutgefäße ein und ist für die Gesunderhaltung vom Zahnfleisch und der Zähne verantwortlich. Zudem fördert Ascorbinsäure die Eisenaufnahme und wirkt unterstützend für die Heilung von Wunden und Verbrennungen.4 Über Vitamin-C-Mangel und wie man diesen vorbeugen kann, hat FITBOOK bereits berichtet.
Welche Ursachen hat Skorbut?
Die Ursache für die Entstehung von Skorbut ist ein starker Vitamin-C-Mangel. Von einem starken Mangel ist die Rede, wenn der Vitamin-C-Vorrat im Körper von 1500 Milligramm dauerhaft auf unter 350 Milligramm sinkt.
Dabei gibt es verschiedene Ursachen, die einen Mangel an Vitaminen hervorrufen können:
- Eine einseitige vitaminarme Ernährung
- Starker Alkoholkonsum
- Entzündliche Darmerkrankungen
- Typ-I-Diabetes
- Essstörungen
- Ein Eisenüberschuss im Blut (hindert die Nieren daran, Vitamin C optimal zu verstoffwechseln)
- Restriktive Diäten, bei denen bewusst auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet wird
Mögliche Symptome
Da der menschliche Körper Vitamin C nicht selbst herstellen oder lange speichern kann, ist es wichtig, das Vitamin regelmäßig über die Nahrung aufzunehmen. Am besten durch ausgewogene Mahlzeiten mit ausreichend Obst und Gemüse. Sollte der Körper über vier bis zwölf Wochen kein Vitamin C erhalten, treten erste Symptome auf. Wie bereits erwähnt, ist Vitamin C für den Schutz der Körperzellen und -moleküle vor schädlichen, freien Radikalen verantwortlich und spielt eine zentrale Rolle bei der Kollagenbildung. Liegt ein Mangel an Vitamin C vor, kann dieser dazu führen, dass kleine Blutgefäße brüchig werden und Blutungen entstehen.
Zudem fühlen sich Erwachsene bei einer Vitamin-C-armen Ernährung häufig schwach, müde und unausgeglichen. Auch können die Betroffene an unspezifischen Muskel- und Gelenkschmerzen und an ungewolltem Gewichtsverlust leiden. Einblutungen unter der Haut – gerade an den Haarfollikeln oder am Zahnfleisch sowie in den Gelenken – können auftreten. Sie zeigen sich häufig in Form von kleinen roten Punkten um die Haarwurzeln herum, beispielsweise an den Armen oder als blaue Flecken am Körper.
Zusätzlich schwillt das Zahnfleisch an, wird porös und purpurrot und auch die Zähne können sich lockern. Dabei kann das Zahnfleisch so stark anschwellen, dass die Zähne vollständig bedeckt werden. Die Haut wird trocken, rau und schuppig und die Wundheilung verschlechtert sich. Auch das Haar kann brüchig, trocken oder sich korkenzieherartig kräuseln. Innerhalb der Beine kann es zu Flüssigkeitseinlagerungen kommen, aber auch Infektionen und Anämie können auftreten.
Vitamin-C-Mangel bei Kindern
Ein Vitamin-C-Mangel bei Kindern hingegen äußert sich durch Bewegungsschmerzen, Unausgeglichenheit und Appetitlosigkeit. Es kann sein, dass sie nicht das für ihr Alter übliche Gewicht erreichen oder ihr Knochenwachstum beeinträchtigt ist.5
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Wie diagnostiziert man Skorbut?
Skorbut lässt sich meistens mithilfe einer Kombination aus Blutuntersuchungen und gezielten Fragen zur Ernährung feststellen. Dabei weisen typische Symptome wie eine Neigung zu blauen Flecken oder punktförmige Hautausschläge auf einen möglichen Vitamin-C-Mangel hin. Jedoch können auch andere Krankheiten ähnliche Symptome hervorrufen, wodurch sie in erster Linie ausgeschlossen werden müssen. Dazu gehört unter anderem Meningokokkämie, die eine Infektionskrankheit mit Fieber und Ausschlag darstellt. Aber auch Gingivitis (Zahnfleischentzündung), bei der das Zahnfleischgewebe abstirbt, kann im ersten Moment Ähnlichkeiten mit den Symptomen von Skorbut aufweisen.
Darüber hinaus könnten auch Mängel an Biotin (Vitamin B7) oder Niacin (Vitamin B3) ähnliche Hautsymptome verursachen. Jedoch unterscheiden sich diese Erkrankungen von Skorbut, indem die typischen Einblutungen in der Haut oder an den Haarfollikeln fehlen.
Messung des Vitamin-C-Gehalts
Man kann eine endgültige Diagnose durch die Messung des Vitamin-C-Gehalts im Blut erhalten. Aber auch Bluttest sind in der Lage, Anämien aufzuzeigen, die bei der Erkrankung häufig auftreten können. Bei Kindern kann man durch Röntgenuntersuchungen feststellen, ob es Hinweise auf eingeschränktes Knochenwachstum gibt, das ebenfalls mit Skorbut zusammenhängt.
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Skorbut ist keine ansteckende Krankheit handelt, lässt sie sich leicht diagnostizieren und behandeln. Indem man sich vitaminreich ernährt, ist es auch möglich, der Krankheit vorzubeugen. Ursprünglich wurden Lebensmittel wie Zitrone und Sauerkraut auf Schiffen mitgeführt, um Skorbut vorzubeugen. Heutzutage ist ein regelmäßiger Verzehr von vitaminreichen Nahrungsmitteln ausreichend. Damit die Symptome der Erkrankung gelindert werden, bekommen die Betroffenen häufig zusätzliche Medikamente gegen Fieber und Schmerzen.
Auch wenn Skorbut eher selten vorkommt und primär durch eine Ernährung mit ausreichend Vitamin C vorgebeugt werden kann, gibt es bestimmte Risikogruppen wie Raucher, Alkoholiker, ältere oder unterernährte Menschen, die besonders gefährdet sind.6