21. Juli 2024, 8:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bei Temperaturen um die 28 Grad – hatten wir in den vergangenen Wochen ja öfter – schmeißt wohl jeder, sofern vorhanden, den Ventilator an. Und das ist falsch, behauptet die britische Gesundheitsbehörde. Ausgerechnet bei starker Hitze soll man das Gerät ausgeschaltet lassen. FITBOOK hat beim Experten Dr. Falk Stirkat nachgefragt und erfahren, wie man sich bei starker Hitze verhalten sollte.
Wenn heißes Wetter in Deutschland anbricht, sehnt man sich nach Abkühlung. Inzwischen weiß man aber auch: Klimaanlagen sind mit Vorsicht zu genießen, und zwar selbst die gut gewarteten, in deren Gehäuse keine Keime lauern dürften. Die Klimaanlagenluft gilt als sehr trocken, weshalb sie die Schleimhäute – unser Krankheitserreger-Abwehrsystem – angreifen. Zudem fürchten viele durch ihre (zu kalte) Zugluft eine Erkältung. Zumindest Ventilatoren galten bislang als unbedenklich, die nur vorhandene Luft zirkulieren lassen. Doch gerade hiergegen schlagen Experten nun Alarm.
Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!
Übersicht
Noch mehr Hitze durch Ventilatoreinsatz?
Im Jahr 2019 brachte das Public Health England (mittlerweile UK Health Security Agency oder Office for Health Improvement and Disparities) einen Leitfaden zum richtigen Verhalten bei starker Hitze heraus.1
Was den Gebrauch von Ventilatoren betrifft, steht darin, dass diese bei Temperaturen jenseits der 35 Grad Celsius keinen Schutz vor hitzebedingtem Unwohlsein bieten – im Gegenteil. Vielmehr soll häufiges Laufenlassen eines Ventilators zur weiteren Wärmeentwicklung im Körper führen und im schlimmsten Fall eine Dehydrierung begünstigen.
Grundsätzlich sei es abzuraten, „den Ventilator mit einem gewissen Abstand aufzustellen, nicht direkt auf den Körper zu richten und regelmäßig etwas zu trinken.“ Mit ihrer Empfehlung will sich die Gesundheitsbehörde auf eine Untersuchung internationaler Forscher beziehen, die seit 2012 in der Medizin-Datenbank Cochrane Library dokumentiert ist.2
Auch interessant: Wie sich Sonnenstich und Hitzschlag unterscheiden und was wann zu tun ist
Was sagt der Experte?
Dr. Falk Stirkat ist Notfall- und Allgemeinmediziner. Und er sieht es etwas anders als die Kritiker als Großbritannien. „Eine Dehydrierung verstärken Ventilatoren eher nicht“, so seine Einschätzung, „da sie für Abkühlung sorgen und damit die Schweißproduktion verringern.“ Bedeutet: Der subjektive Eindruck, dass die bewegte Luft aus dem Ventilator Hitze erträglicher macht, täuscht nicht. Wer weniger schwitzt, sprich Flüssigkeit verliert, ist logischerweise auch weniger gefährdet, zu dehydrieren.
Und was ist mit dem Naheliegenden – dass man sich vor dem Ventilator einen Zug holen und entsprechend verkühlen kann? „Diese Annahme ist unbewiesen und fußt eher auf dem medizinischen Verständnis unserer Großeltern, das wenig bis gar nicht evidenzbasiert war“, erklärt uns Dr. Stirkat. Demnach braucht man keine Erkältung zu fürchten, nur weil man einem künstlichen Luftzug ausgesetzt war. Dazu bräuchte es das Zutun von Krankheitserregern. Einzig bei Babys sollten man vom Ventilatoreneinsatz eher absehen, da ihre Körperoberfläche im Verhältnis größer ist als bei Erwachsenen.
Sommerliche Temperaturen Schlafforscher gibt 7 Tipps, um bei Hitze besser schlafen zu können
Schlafmediziner antwortet Nackt schlafen in tropischen Nächten – kann man sich dabei erkälten?
Richtig saunieren Der Fehler, den viele nach der Sauna machen
Weitere Studie rät von Nutzung des Ventilators bei starker Hitze ab
Allerdings warnt nun eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2024 vor der Verwendung von Ventilatoren bei starker Hitze (wenn die Umgebungsluft 35 Grad Celsius beträgt). Insbesondere bei Menschen, die eingeschränkte physiologische Fähigkeiten haben oder empfindlich auf extreme Temperaturen reagieren, sei Vorsicht geboten.3 Es bleibt also noch auf weitere Untersuchungen abzuwarten, denn: Eine vermeintliche Gesundheitsschädlichkeit von Ventilatoren ist weder bestätigt noch widerlegt worden.