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Langzeitstudie

Simple Morgenroutine soll Risiko eines tödlichen Schlaganfalls senken

Handsome bearded guy looks at himself in the mirror. Jeans shirt. Brod guy. Admires himself. Nice appearance. Long hair. Casual style.
Handsome bearded guy looks at himself in the mirror. Jeans shirt. Brod guy. Admires himself. Nice appearance. Long hair. Casual style. Foto: Getty Images
Anna Echtermeyer
Redakteurin

3. Februar 2025, 17:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Zahnseide hilft, Ablagerungen zwischen den Zähnen zu entfernen. Und diese entfernten Ablagerungen scheinen es in sich zu haben: Eine Langzeitstudie zeigt, dass regelmäßiger Zahnseide-Gebrauch vor Schlaganfällen schützen könnte, bei denen der Blutfluss zum Gehirn aufgrund eines Gerinnsels unterbrochen wird. Was steckt hinter diesem Effekt?

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Die Prognose nach einem ischämischen Schlaganfall ist düster: Ungefähr 20 Prozent der Patienten, die einen solchen Hirninfarkt erleiden, sterben innerhalb von 28 Tagen. Könnte eine einfache präventive Maßnahme wie das tägliche Verwenden von Zahnseide das Risiko für dieses tödliche Krankheitsbild senken? Daten einer Langzeitstudie, die unter anderem kardiovaskuläre Risikofaktoren einschließlich des Schlaganfalls und deren klinische Folgen untersucht, deuten darauf hin. Was steckt hinter diesem Effekt? FITBOOK hat sich die Studie angesehen.

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Mund- und Herz-Kreislauf-Gesundheit eng miteinander verbunden

Mundgesundheit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind, wie man inzwischen weiß, eng miteinander verbunden. Eine Zahnbettentzündung, auch als Parodontitis oder Parodontose bekannt, erhöht das Risiko für Herzkrankheiten – einschließlich Schlaganfall (FITBOOK berichtete). Der Mechanismus ist dieser: Dringen Bakterien aus den Zahnfleischtaschen in den Blutkreislauf ein, können diese chronische Entzündungsreaktionen im Körper hervorrufen, die ihrerseits die Funktion der Blutgefäße beeinträchtigen. Man vermutet, dass sich Blutgefäße regelrecht verhärten. Als Folge erhöht sich der Blutdruck, wodurch das Herz stärker belastet wird. Am Ende steigt das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Je schwerer die Parodontitis, desto höher das Risiko.

Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, kann man nicht im Stammbaum ablesen. Ein Schlaganfall ist nicht vererbbar – wohl aber die erblichen Anlagen, die das Risiko dafür erhöhen – etwa Diabetes oder die sogenannte Hypercholesterinämie, welche erhöhte Blutfettwerte zur Folge hat. Als weitere Risikofaktoren werden genannt: Vorhofflimmern, Alter, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, hohe Cholesterinwerte, Rauchen.

Auch interessant: Sollte man Zahnseide besser vor oder nach dem Putzen verwenden?

Mit Zahnseide gegen Schlaganfall – was eine Studie untersuchte

Bei den präventiven Maßnahmen setzte man bisher auf das, was sagen wir mal als allgemein gesundheitsförderliche Lebensweise bezeichnen kann: Sport treiben, Übergewicht vermeiden, wenig Alkohol, nicht rauchen, dauerhaften Stress vermeiden und ausreichend schlafen (FITBOOK berichtete). Interessant: Auch von einer extremen Rückwärtsneigung des Nackens, wie man das etwa beim Zurücklegen des Kopfes im Friseur-Waschbecken kennt, wird in diesem Zusammenhang abgeraten. Eine in den Nacken drückende Keramik könne dazu führen, dass die Blutversorgung klemmt – und somit schlimmstenfalls zu einem Schlaganfall.

Damit erschöpfte sich in der Vergangenheit die Liste der Maßnahmen, mit denen man sich vor einem Schlaganfall schützen kann. Die Punkte aus der Liste sind zwar konkret – doch auch recht umfangreich und damit für viele wahrscheinlich unerreichbar. Spannend vor diesem Hintergrund das Ergebnis dieser Studie, die eine simple Morgenroutine als Risikoverringerer des Schlaganfalls unter die Lupe nahm: simples Reinigen der Zahnzwischenräume mit Zahnseide.

Erleiden Menschen, die Zahnseide verwenden, seltener einen Schlaganfall?

Diese Forschungslücke füllte die sogenannte ARIC-Studie. „ARIC“, kurz für „Atherosclerosis Risk in Communities“, untersucht seit einem Vierteljahrhundert Herz- und Gefäßkrankheiten, kardiovaskulären Risikofaktoren sowie deren klinischen Folgen. Insgesamt wertete man Gesundheitsdaten von insgesamt 6.278 Personen aus, um diese möglichen Zusammenhänge zu klären: Erleiden Menschen, die regelmäßig Zahnseide verwenden, seltener einen Schlaganfall? Wie ist es mit unterschiedlichen Arten von Schlaganfällen? Und senkt diese Angewohnheit überdies das Risiko für Vorhofflimmern, dem wichtigsten Schlaganfall-Risikofaktor?

Alle Studienteilnehmer hatten Fragen zur Verwendung von Zahnseide beantwortet – 65 Prozent von ihnen hatte angegeben, die Zahnzwischenräume mindestens einmal pro Woche damit zu reinigen. Wie viele von ihnen erlitten irgendwann in den 25 Jahren Beobachtungszeitraum einen ischämischen Schlaganfall? Bei wie vielen wurde im Studienzeitraum Vorhofflimmern diagnostiziert? Und wichen diese Zahlen ab von der Gruppe derer, die keine Zahnseide verwendeten?

Kernergebnisse der Studie

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Stroke“ veröffentlicht – leider liegt uns nur eine Zusammenfassung der Studienergebnisse vor.1 Die American Heart Association zitiert auf ihrer Website aus dem umfänglichen Bericht.2 Dort ist zu lesen:

  • Regelmäßiges Reinigen der Zahnzwischenräume mit Zahnseide verringerte das Risiko eines ischämischen Schlaganfalls um 22 Prozent.
  • Besonders deutlich war dieser Effekt beim kardioembolischen Schlaganfall: hier war das Risiko gar um 44 Prozent geringer.
  • Beim thrombotischen und lakunären Schlaganfall zeigte sich hingegen kein signifikanter Zusammenhang.
  • Auch für Vorhofflimmern konnte mit 12 Prozent eine leicht reduzierte Risikoassoziation festgestellt werden.

Zur Erklärung: Ein ischämischer Schlaganfall tritt auf, wenn der Blutfluss zum Gehirn aufgrund eines Gerinnsels unterbrochen wird. Es gibt zwei Arten von ischämischen Schlaganfällen: Der thrombotische Schlaganfall wird durch ein Blutgerinnsel in großen Arterien im Gehirn verursacht; der embolische Schlaganfall wird durch ein Gerinnsel verursacht, welches vom Herzen zum Gehirn wandert. Der lakunäre Schlaganfall hingegen hat seine Ursache in Gerinnseln in kleinen Arterien tief im Gehirn.

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Fazit – Zahnseide effektiver Bestandteil der kardiovaskulären Prävention

Zahnseide hilft nicht nur, lästige Ablagerungen zwischen den Zähnen zu entfernen – sie hilft auch, dass diese potenziellen Entzündungsherde nicht in die Blutbahn gelangen können, wo sie die Gesundheit unserer Blutgefäße beeinträchtigen können. Ganz offensichtlich ist, dass Zahnseide ein einfacher, aber effektiver Bestandteil der kardiovaskulären Prävention sein könnte! Worauf sollte man beim Reinigen der Zahnzwischenräume achten sollte, lesen Sie hier. Trotz gewisser Einschränkungen bei der Aussagekraft (lediglich Beobachtungsstudie, die keine direkten Kausalzusammenhänge beweist – Menschen, die regelmäßig Zahnseide verwenden, könnten ja generell einen gesünderen Lebensstil pflegen) ist die Studie aufgrund ihres großen Umfangs und langen Beobachtungszeitraums ein bedeutender Beitrag zur Forschung über Mundgesundheit und Schlaganfallrisiko. Sie zeigt, dass regelmäßiger Zahnseide-Gebrauch mit einem niedrigeren Risiko für ischämische Schlaganfälle, insbesondere der kardioembolischen Form, sowie für Vorhofflimmern assoziiert ist.

Themen Schlaganfall Zahngesundheit

Quellen

  1. Sen S., Marchesan J., Wood S. et al (2025): Abstract 19: Dental flossing may lower the risk for incident ischemic stroke, cardioembolic stroke subtype and AF. Stroke. ↩︎
  2. American Heart Association: Flossing may reduce risk for stroke and irregular heart rhythm ↩︎
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