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Patientin war damit 1 Jahr in Behandlung

Dramatischer Fall zeigt seltene Corona-Folgeerkrankung 

Corona-Folgeerkrankung
Eine US-amerikanische Teenagerin musste mit einer seltenen Corona-Folgeerkrankung ein Jahr lang behandelt werden (Symbolbild) Foto: GettyImages/FG Trade
Laura Pomer
Laura Pomer

22. Dezember 2023, 14:32 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Rund zwei Wochen, nachdem eine US-amerikanische Teenagerin an Covid erkrankte, wies sie plötzlich neue, schwerwiegende Symptome auf. Es war ein Noteingriff nötig, um sie aus einer zwischenzeitlich lebensbedrohlichen Situation zu retten. In deren Nachgang blieb sie ein Jahr lang in ärztlicher Behandlung. Heute weiß man: Das Mädchen litt an einer seltenen Corona-Folgeerkrankung. Lesen Sie mehr dazu bei FITBOOK.

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Es sei der erste Fall seiner Art gewesen. Zwar sollen schon vorher Patienten höheren Alters nach einer Covid-Diagnose mit sehr ähnlichen Beschwerden behandelt worden sein, wie in einer kürzlich dazu erschienen Studie nachzulesen ist.1 Bei so jungen Menschen hatte man die Corona-Folgeerkrankung vorher noch nicht festgestellt. Aber von Anfang an.

Junge Frau litt an lebensbedrohlicher Corona-Folgeerkrankung

Nachdem sich die generell gesunde 15-Jährige mit dem Coronavirus angesteckt hatte, stellten sich bei ihr verschiedene Symptome ein, darunter Verstopfung, allgemeine Abgeschlagenheit und Fieber. Diese Krankheitsanzeichen ließen nach etwa fünf Tagen nach, heißt es dazu in der wissenschaftlichen Arbeit. Doch weitere vier Tage später dann kam es zu neuen und recht dramatischen Beschwerden: Das Mädchen wurde mit Atemnot ins Krankenhaus eingeliefert.

In der Notaufnahme stellten die Ärzte bei der Patienten einen behinderten Luftstrom trotz relativ normaler Sauerstoffwerte fest. Sie testeten sie auf eine aktive Coronainfektion – inzwischen war die junge Frau wieder negativ. Auch konnten keine anderen, womöglich für die Symptome verantwortlichen Atemwegserkrankungen festgestellt werden. Erst bei der Untersuchung ihrer Stimmbänder wurden sie fündig. Der Befund: eine paradoxe Stimmlippenbewegung (PVFM), die sich allerdings untypisch verhielt.

PVFM – das steckt dahinter

Als Stimmlippen werden die beiden Schleimhautfalten bezeichnet, die sich etwa in der Mitte des Kehlkopfs befinden. Man verwendet den Begriff oft gleichbedeutend mit Stimmbändern. Dabei sind die Stimmbänder eigentlich der an ihrem Rand verlaufenden Bindegewebsanteil der Stimmlippen. Der Mensch benötigt Stimmlippen zum Atmen und Sprechen. Wie ihr Name verrät, verhalten sie sich bei einer PVFM „paradox“, also widersinnig: Anstatt sich beim Einatmen zu öffnen, um die gewünschte Luft hineinzulassen, verschließen sie sich.

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Langwierige Diagnosefindung

Man begegnet dem Befund für gewöhnlich zunächst mit einer Sprachtherapie, erklären die Studienautoren. Doch diese Maßnahme bewirkte im Fall der jungen Frau keine Verbesserung – ein auffälliger Hinweis für einen untypischen Krankheitsverlauf. Es ging ihr zunehmend schlechter. Zu den Atemproblemen kamen Schwäche, Taubheits- und Kribbelgefühle hinzu, sie wankte beim Gehen und hatte Schluckbeschwerden.

Man überwies sie in ein Kinderkrankenhaus, wo – nach eingehenden Untersuchungen – die HNO-Ärzte endlich eine Erklärung für ihren Zustand gefunden haben wollen. Ihre Coronainfektion müsse die Stimmlippen und -bänder des Mädchens so sehr geschwächt haben, dass sich beidseitig Lähmungen einstellten, und dies wohl auch der Grund für ihre allgemein beeinträchtigte körperliche Verfassung sein.

Ein Jahr andauernde Nachbehandlung nach Not-OP

Die konservativen Behandlungsmethoden blieben ohne Ergebnis – das Mädchen musste notoperiert werden. Ein Luftröhrenschnitt, also eine chirurgische Öffnung der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes, führte zu einer ersten Erleichterung. Bemerkenswert sei, wie es in der Studiendokumentation heißt, dass die Patientin ihre logopädische Therapie für die Dauer von 13 Monaten fortsetzte. In dieser Zeit wurde sie auch medizinisch beim Atmen unterstützt. Ihre Stimmlippenlähmung behielt sie trotzdem bei. Dies bestätige ein Mal mehr, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Form von PVFM handeln könne.

Forscher über neuropathische Corona-Folgeerkrankungen

Der aktuelle Fall zeige, dass – neben den bekannteren möglichen neurologischen Komplikationen – die Folge einer Coronavirus-Infektion auch neuropathische Folgeerkrankungen sein können; solche also, die das periphere Nervensystem betreffen. Auf Basis der jüngeren Erkenntnisse sollte die Möglichkeit einer Stimmbandpathologie bzw. paradoxen Stimmlippenbewegung bei der Differentialdiagnose von Kindern einbezogen werden, fordern die Forscher. Spätestens dann, wenn bei den jungen Patienten nach einer Covid-Erkrankung Stimm-, Schluck- oder Atembeschwerden auftreten.

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Quelle

Themen Coronavirus

Quellen

  1. D. Larrow, C. Hartnick, 2023, Bilateral Vocal Cord Paralysis Requiring Long-term Tracheostomy After SARS-CoV-2 Infection, Pediatrics ↩︎
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