22. September 2023, 4:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Haut am Hodensack ist gemeinhin faltig, und das übrigens keine sinnlose Laune der Natur. Doch einige Männer stören sich aus ästhetischen Gründen daran. Diesem vermeintlichen Beauty-Problem können sie begegnen: mit Botulinumtoxin A, besser bekannt als Botox. Wie die Behandlung aussieht, was sie konkret bewirken soll – und ob damit womöglich Gefahren eingehen? FITBOOK einen Urologen gefragt.
Beauty-Behandlungen sind längst auch für Männer ein Thema. Laut „Statista“ stehen Botox-Injektionen auf Platz drei der häufigsten Eingriffe. Das Nervengift wird bekanntlich dafür eingesetzt, um unter anderem durch die Mimik oder als Alterserscheinung entstandene Falten zu glätten. Dabei findet Botox auch jenseits des Gesichts immer häufiger Anwendung. So konnte „Scrotox“ zum Intim-Trend avancieren.
Übersicht
Scrotox – das steckt dahinter
Das sogenannte Scrotox (zusammengesetzt aus Scrotum und Botox) wird seit einigen Jahren immer beliebter. Zwischen 2016 und 2017 soll es in Großbritannien einen ersten großen Boom gegeben haben, berichtet damals die Boulevard-Zeitung „Metro“. Die Nachfrage hat sich demnach im Verlauf eines Jahres mehr als verdoppelt. Inzwischen findet man die Behandlung auch im Portfolio unzähliger Beauty-Kliniken in Deutschland. Ihr Ziel ist es, den Hodensack zu straffen und die Hoden dadurch optisch etwas größer erscheinen zu lassen.
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Ablauf der Behandlung
Der Ablauf der ambulanten Behandlung ist schnell erklärt: Das Botox wird, wie im Gesicht auch, in die für den Faltenwurf verantwortlichen Muskeln injiziert, sodass diese in der Folge schlaff bleiben. Da die Haut am Hodensack recht empfindlich ist, kommt zuvor lokal eine Betäubungscreme zum Einsatz. Das Ganze dauert im Schnitt zwischen 30 und 45 Minuten.
Effekt und Kosten
Bereits nach wenigen Tagen soll sich ein erster Effekt zeigen, nach zwei Wochen dann gilt das Behandlungsziel als erfüllt. In dieser ersten Zeit gilt es, auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, um etwaige Komplikationen wie Wundheilungsstörungen zu vermeiden. Die kommenden Monate soll der Hodensack straffer und praller erscheinen (und der Penis dann auch wieder voll einsetzbar sein).
Mit der Zeit baut sich das Nervengift ab, nach spätestens sechs Monaten sollte das Botox vollständig vom Körper verstoffwechselt sein. Nun wäre eine erneute Behandlung möglich. Laut „Metro“ liegen die Behandlungskosten bei umgerechnet rund 3000 Dollar. Ganz so teuer scheint es in deutschen Kliniken nicht zu sein (durchschnittlich 500 bis 800 Euro, abhängig vom Behandlungsaufwand).
Indikation und Risiken einer Hodensack-Glättung
Dass die Haut am Hodensack faltig wird und mit zunehmendem Alter immer weiter erschlaffen kann, hat aus gesundheitlicher Sicht eigentlich gute Gründe. Darüber hat FITBOOK mit dem Urologen Dr. med. Christoph Pies gesprochen. Demnach dient die überschüssige Haut rundum die Hoden in erster Linie der Temperaturregulation. Bei Kälte zieht sich die Hodensackhaut zusammen, die Hoden rücken dadurch näher an den Körper. Und damit sie wiederum bei Wärme nicht zu warm werden – die Hoden sind bekanntlich der Ort, an dem sich die Spermien entwickeln –, entspannt sich bei höheren Temperaturen die Haut, wodurch die Hoden im Hodensack wieder mehr Spiel haben.
In gewisser Weise könnte eine Scrotox-Behandlung also vielleicht auf Kosten der Spermienqualität gehen. Das Nervengift blockiert die Nervenimpulse, was in diesem Fall den gewünschten Effekt einer erschlafften Hodenhaut erzielen kann. Doch auch die Temperaturregulierung funktioniert dadurch nicht mehr so gut wie vorher.
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Experte: „Nicht gefährlich, aber auch nicht sinnvoll“
Dr. Pies kann hier zu einem gewissen Maß Entwarnung geben. Solange es bei wenigen und gezielten Injektionen bleibt, sollte die Bewegungsfähigkeit der Hodenhaut nicht allzu sehr eingeschränkt werden. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass er den Eingriff für sinnvoll erachtet. Zumal die typischen Risiken einer Botox-Behandlung bestehen, etwa Entzündungen, lokale Schmerzen und Schwellungen sowie Rötungen und Hämatome.
Dabei sei das tatsächliche Ausmaß der vermeintlichen ästhetischen Optimierung allenfalls gering. „Nicht zuletzt ist die Behandlung teuer“, mahnt der Arzt. Wenn man an ihrem Effekt festhalten wolle, müsse man die Injektionen alle paar Monate wiederholen.