8. Februar 2021, 14:04 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das Burn-out-Syndrom kann sich mit verschiedenen Symptomen bemerkbar machen. Ein Forscherteam will nun eine Möglichkeit gefunden haben, die Diagnostik zu verbessern: Offenbar zeigt sich im Schweiß von Betroffenen ein gestörter Stresshormonspiegel, wie er für ein Burn-out typisch ist.
Ein Burn-out kann die Folge andauernder (seelischer oder körperlicher) Überlastung sein. Die Symptome sind von Betoffenem zu Betroffenem unterschiedlich – in manchen Fällen ähneln sie denen einer Depression, doch auch auffällige Gereiztheit oder die Unfähigkeit, abzuschalten, können Hinweise sein. Die Diagnose erfolgt in erster Linie über eine ausführliche Anamnese. Doch womöglich kann eine Schweiß-Analyse dabei helfen, ein Burn-out schneller von anderen Krankheiten abzugrenzen.
Schweiß-Analyse zur Feststellung von Burn-out
Ob nun aufgrund einer selbst auferlegten Überforderung (was die persönliche Leistung bspw. im Beruf betrifft) oder verstärktem Druck von außen – Stress gilt als zentraler Faktor für die Entstehung eines Burn-outs. Und der zeigt sich bekanntlich auch körperlich durch ein vermehrtes Vorkommen an Stresshormonen wie Cortisol.
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Ein Team von iranischen und schweizerischen Wissenschaftlern hat daher nach einer Methode geforscht, den Cortisolausstoß von Patienten im Tagesverlauf zu überwachen. Die Forscher arbeiteten mit einer Art Pflaster, das auf die Haut geklebt wird. Es ist mit kleinen Sensoren ausgestattet, die bereits kleinste Mengen von Cortisol in der Transpiration feststellen sollen. Eine solche Schweiß-Analyse könnte dazu beitragen, bei potenziell Betroffenen ein Burn-out früher festzustellen.
Wie das Cortisol-Pflaster funktionieren soll
Details zur Arbeit sind im Fachblatt „Nature“ nachzulesen. Basis der Auswertung ist demnach die „normale“ Cortisolkurve im Tagesverlauf. Am höchsten sei der Wert für gewöhnlich am Morgen, etwa 30 Minuten nach dem Aufwachen. Das erklärt Adrian Ionescu, Professor für Nanoelektronik der École Polytechnique Fédérale in Lausanne und Leiter der Studie. In der Nacht hingegen sei der Cortisol-Ausstoß am niedrigsten.
Anhaltender Stress könne den Rhythmus stören. Und ob eine solche Veränderung vorliegt, wollen die Forscher mithilfe des Pflasters überwachen. Konkret beleuchten sie den „cirkadianen Rhythmus“ (ein biologischen Rhythmus mit einer Dauer von etwa 24 Stunden) des Stresshormonspiegels. Ein typischer circadianer Rhythmus ist beispielsweise der Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen.
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Das Ziel: schnellerer Therapieeinsatz
Dieses verbesserte Untersuchungsvorgehen soll die Diagnostik zuverlässiger machen. Häufig würden nämlich bspw. Depressionen mit einem Burn-out verwechselt, mit der möglichen Folge, dass Patienten falsch behandelt werden. Dabei ist ein zielgerichteter und möglichst zeitiger Therapieeinsatz wichtig, um die Heilungschancen zu verbessern. Unbehandelt droht bei einem Burn-out als Folge u. a. die dauerhafte Arbeitsunfähigkeit.
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Cortisol-Pflaster noch in der Entwicklung
Bislang ist das spezielle Cortisol-Pflaster noch nicht hinreichend erforscht, um es in der praktischen Medizin zur Untersuchung auf Burn-out einsetzen zu können. Die verantwortlichen Forscher sind von ihrer Entwicklung jedoch bereits überzeugt. Sie hoffen, ihre Technik zur Schweiß-Analyse bald klinisch überprüfen zu können.