30. November 2023, 4:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nachdem vor drei Jahren das Coronavirus eine weltweite Pandemie ausgelöst hat, taucht nun ein altbekanntes Virus auf: das der Schweinegrippe. Jedoch hat es sich stark verändert. In Großbritannien wurde erstmals bei einem Menschen eine neuartige Variante festgestellt. Droht jetzt eine neue Schweinegrippe-Welle?
Zeitreise ins Jahr 2009: Nach ersten Berichten über Grippeausbrüche in Nordamerika im April verbreitete sich das neue Virus wie ein Lauffeuer in der ganzen Welt. Im Juni 2009 ruft die Weltgesundheitsorganisation WHO die Schweinegrippe als Pandemie aus und stuft sie auf der höchsten Alarmstufe sechs ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits 74 Länder und Gebiete Infektionen gemeldet.1 Von April 2009 bis März 2010 starben in Deutschland 253 Menschen an der Viruserkrankung. Insgesamt forderte sie mindestens 18.449 Menschenleben.2
Und nun, mehr als ein Jahrzehnt später, wurde das Schweinegrippe-Virus erneut und in veränderter Form beim Menschen festgestellt. Wie gefährlich es ist und ob es auch nach Deutschland kommen könnte, erfahren Sie bei FITBOOK.
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Übersicht
Neue Variante erstmals bei Menschen entdeckt
Die vergangene Schweinegrippe-Pandemie wurde durch das Virus H1N1 ausgelöst. Nun wurde der erste Fall eines neuen Schweinegrippe-Stamms namens H1N2 bei einem Patienten in Großbritannien bekannt. Am Montag teilte die britische Gesundheitsbehörde (UKHSA) mit, dass eine Person positiv auf das neuartige Virus getestet wurde. Der Patient wurde aufgrund von Atemwegssymptomen in North Yorkshire im Rahmen der landesweiten Grippeüberwachung untersucht. Ein PCR-Test sowie eine Genomsequenzierung gab Aufschluss, dass es sich um H1N2 handelte. Es sei ein anderes, aber ähnliches Virus wie das, das sich aktuell unter Schweinen in Großbritannien verbreitet.3
Nach vorläufigen Angaben unterscheide sich diese H1N2-Infektion genetisch deutlich von anderen Schweinegrippe-Fällen, die in letzter Zeit weltweit beim Menschen aufgetreten sind. Deshalb wird es durch die Virusform 1b.1.1 beschrieben. Es wurden keine Informationen zum Alter oder den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten veröffentlicht. Aber er habe sich vollständig erholt. Wie und wo die Person sich infiziert hat, ist bisher unklar.
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Droht eine neue Schweinegrippe-Welle?
Aktuell versuchen die Gesundheitsbehörden, den Ursprung des Virus auszumachen. Meera Chand, die Leiterin der UKHSA erklärt hierzu: „Wir arbeiten zügig daran, enge Kontakte aufzuspüren und eine mögliche Ausbreitung einzudämmen. Gemäß den geltenden Protokollen laufen Untersuchungen, um herauszufinden, wie sich die Person infiziert hat, und um festzustellen, ob es noch weitere Fälle gibt.“
Das sagen britische Experten
Das entdeckte Virus gehört zu den Grippeviren des Typs A. Diese verbreiten sich häufig unter Tieren, und können gelegentlich auch Menschen infizieren. „Diese Viren sind im Allgemeinen nicht in der Lage, sich von Mensch zu Mensch zu verbreiten, und solche Fälle sind in der Regel durch direkten oder indirekten Kontakt mit Schweinen zu erklären“, erklärt Virologe Ian Brown in einer Expertenreaktion zu dem Fall.4
Den Experten zufolge bestehe in diesem Fall kein Grund zur Beunruhigung, dennoch sind weitere Informationen über den Virus-Stamm erforderlich, um das Risiko, welches von ihm ausgeht, bewerten zu können.
Auch der Molekularvirologe Ed Hutchinson warnt, dass sich Grippeviren vom Typ A gelegentlich in neuen Wirtsarten, wie dem Menschen, etablieren können: „Menschliche und tierische Influenza-A-Viren können sich ‚züchten‘, wenn sie denselben Wirt befallen. Dadurch entstehen hybride Nachkommen, die gut an das Wachstum im Menschen angepasst sind, aber von unseren Immunreaktionen auf frühere menschliche Influenza-Infektionen oder Impfungen nicht erkannt werden.“ Und er fügt hinzu: „Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, die Verbreitung von Influenza-A-Viren zu überwachen.“
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So schützen Sie sich wirksam gegen Grippeviren
Kurz vor den Feiertagen möchte niemand krank werden. Grippeviren verbreiten sich durch Tröpfcheninfektion. Das kann über direkten Körperkontakt, beim Händeschütteln etwa, passieren, oder indirekt über Dinge, die viele Menschen anfassen, beispielsweise eine Türklinke. Halten Sie, wenn möglich, Abstand zu Ihren Mitmenschen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier können auch die in den vergangenen Jahren erprobten FFP2-Masken wieder zum Einsatz kommen. Außerdem ist regelmäßiges und gründliches Händewaschen ratsam, etwa 30 Sekunden.
Besonders gewissenhaft sollten hierbei Schwangere, kleine Kinder, ältere Menschen und Personen mit Grunderkrankungen wie chronischen Herz- und Lungenerkrankungen oder Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes mellitus und Immundefekten sein. Denn für diese Gruppen ist das Infektionsrisiko erhöht.
Quellen