17. März 2021, 16:21 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Schuppenflechte (Fachbegriff: Psoriasis vulgaris) ist eine Autoimmunkrankheit, die für Betroffene einen extremen Leidensdruck bedeuten kann. In vielen Fällen lässt sie sich aber recht gut behandeln. FITBOOK erklärt, wie die Psoriasis sich darstellt und welche Maßnahmen helfen können, damit die krankheitstypischen Schübe seltener auftreten bzw. möglichst milde verlaufen.
Es ist schwer zu verbergen, wenn jemand an Psoriasis leidet. Die Krankheit macht sich u. a. mit scharf abgegrenzten roten Flecken auf der Haut bemerkbar, welche von weißlich-silbrigen Schuppen bedeckt sind. Viele der Betroffenen leiden unter Juckreiz und die abgestorbene Haut schuppt sich. Daher auch der umgangssprachliche Name Schuppenflechte.
Übersicht
Was löst Psoriasis aus?
In Deutschland haben nach Schätzungen von Experten rund zwei Prozent der Bevölkerung eine Schuppenflechte, das sind rund 1,5 Millionen Menschen. Psoriasis ist eine nicht ansteckende, genetisch bedingte Krankheit. Oft tritt sie während der Pubertät oder zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr zum ersten Mal auf. Ab diesem Zeitpunkt kehrt sie meist regelmäßig und in Schüben wieder.
Wann die Schuppenflechte ausbricht, hängt von einem oder mehreren inneren oder äußeren Faktoren ab. Mögliche Auslöser der Krankheit sind körperlicher oder seelischer Stress, verschiedene Arten von Infektionen, Reizungen oder Verletzungen auf der Haut (Sonnenbrand, Tätowierungen, Kratzer, etc.), Alkoholkonsum, Hormonschwankungen und Reaktionen auf verschiedene Medikamente.
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Woher kommt die starke Hautschuppung bei Psoriasis?
Bei der Psoriasis handelt es sich um eine chronische Hauterkrankung, die mit einer Überproduktion von Hautzellen einhergeht. Schuld daran ist das (fehlgeleitete) Immunsystem der Betroffenen.
Zur Erklärung: Normalerweise regenerieren sich Hautzellen alle drei bis vier Wochen. Zu einem Psoriasisschub (und somit zu einer eigentlich unangebrachten Immunreaktion der Hautzellen) kommt es wesentlich häufiger. Dabei werden Botenstoffe ausgeschüttet, die dem Körper eine Entzündung signalisieren, und die Hautzellen reagieren mit Neuproduktion – als gäbe z.B. eine Wunde, die verheilen muss. Die gibt es aber gar nicht.
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Woran erkennt man eine Schuppenflechte?
Typischerweise treten die Flecken und Hautschuppen am Kopf (unterm Haupthaar), am Gesäß und um den Bauchnabel herum sowie an den Streckseiten der Arme und Beine auf (sprich: die Außenseite, an denen sich auch Ellenbogen und Knie befinden). Die Ellenbogen bezeichnen Experten als Prädilektionsstellen. Das bedeutet, dass in vielen Fällen eine Psoriasis dort anfängt.
Bei den meisten Psoriasispatienten weisen auch die Fingernägel Merkmale der Krankheit auf. Verdächtig sind bräunlich-gelbe Verfärbungen – sogenannte „Ölflecken“ oder „Ölnägel“. Ebenso sind Einkerbungen („Tüpfelnägel“) mögliche Symptome.
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Wie „schlimm“ ist Schuppenflechte?
Psoriasis und ihre Symptome sind nicht gefährlich, aber unangenehm bis schmerzhaft. Bei etwa einem Drittel der Patienten kommt es zu einer Beteiligung der Gelenke (Psoriasis-Arthritis), welche sich mit geschwollenen und entzündeten Gelenken an Händen und Füßen äußert. Manchen Patienten bereitet das Arbeiten mit den Händen oder Zufußgehen Probleme, da bei ihnen Handinnenflächen und Fußsohlen besonders empfindlich sind (und in Extremfällen eitrige Entzündungspusteln aufweisen).
Zu dem körperlichen Leid der Betroffene kommt in vielen Fällen auch ein großes seelisches hinzu. Viele werden gemieden, da Fremde glauben, dass die schuppigen Flecken ansteckend sein könnten – oder weil sie sich ekeln. Eine Psoriasis kann folglich einsam machen und am Selbstbewusstsein nagen, weil sie das äußere Erscheinungsbild beeinträchtigt. Ein Teufelskreis, da Frust (= seelischer Stress) wieder neue Schübe mit sich bringen kann.
Wie wird Psoriasis behandelt?
Die Krankheit ist nach gegenwärtigem Stand der Wissenschaft nicht heilbar. Die Therapie zielt deshalb in der Regel darauf ab, die Frequenz bzw. Schwere der Schübe bestmöglich gering zu halten.
Die Haut von Psoriasispatienten neigt zu Trockenheit. Deshalb sollte sie gut mit feuchtigkeitsspendenden Cremes oder Lotionen gepflegt werden, was einer übermäßigen Schuppung entgegenwirken kann. Mediziner sprechen hierbei von einer Basistherapie.
Üblich ist die äußerliche Behandlung der betroffenen Stellen mit Salben, die entzündungshemmende Wirkstoffe enthalten. Über solche verfügen auch spezielle Duschgels, Badezusätze und Shampoos für die Psoriasis-Behandlung.
Besonders effektiv wirkt Kortison gegen Schuppenflechte, ist aber nicht frei von Nebenwirkungen. Auf die Dauer wird mit Kortisonsalben behandelte Haut dünner und anfälliger. Zudem kann es zu einer Gewöhnung und dadurch zu Wirkverlust kommen.
Um an hartnäckigen Stellen (z. B. am Ellenbogen) Schübe zu verhindern, eignet sich auch das Lasergerät. Diese Therapieform ist jedoch nur zur gezielten Behandlung einzelner Herde sinnvoll und zudem noch keine Kassenleistung.
Anders: die Photo-Sole-Therapie, eine kombinierte Behandlung aus salzhaltigen Bädern und UV-Licht. Sie soll einen Aufenthalt am Toten Meer imitieren und hat bei chronischen Hauterkrankungen schon gute Erfolge erzielt. Die Krankenkasse übernimmt die Behandlung.
In schweren Fällen kann die Einnahme von Medikamenten sinnvoll sein, etwa von Immunsuppressiva, die das Immunsystem unterdrücken und so verhindern sollen, dass es sich gegen die eigenen Zellen wendet.
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Was können Betroffene noch tun?
Weil Stress und mentale Belastungen als Haupttrigger-Faktor von Schuppenflechteschüben gelten – und auch umgekehrt, die Schübe das Stresslevel im Blut von Betroffenen erhöhen können –, wird Patienten das Erlernen von Entspannungstechniken und vergleichbaren Stressbewältigungsmaßnahmen empfohlen. Auch starkes Über- und Untergewicht gelten als Stress. Zudem sollten Patienten nicht rauchen und auf übermäßigen Alkoholkonsum verzichten.
Darüberhinaus soll es Patienten bei Reisen in die Sonne und/oder an besonders salzreiche Gewässer besser gehen. Leider ist dies auch eine Frage der Zeit und des Geldes. Haken: Die heilsame Wirkung hat keinen dauerhaften Effekt und überdauert die Kur entsprechend nicht.
Fachliche Beratung durch Dr. med. Timm Golüke, Dermatologe aus München.