27. April 2022, 11:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Keime, Bakterien, Kot – wer seine Schuhe in der Wohnung anlässt, trägt allerhand unerwünschtes mit rein und schadet damit seiner Gesundheit. Vier Gründe, beim Nachhausekommen von nun an in Pantoffeln zu schlüpfen.
Was in asiatischen Ländern wie Japan ein No-Go ist, gilt in vielen deutschen Haushalten als normal: die Angewohnheit, seine Straßenschuhe in den eigenen oder fremden vier Wänden anzubehalten. Dabei handelt es sich offenbar nicht nur um eine kulturelle Frage. Denn Experten schlagen Alarm, dass Schuhe in der Wohnung – zumindest, was über sie von außen hereintragen wird – nicht nur unappetitlich sind, sondern massiv der Gesundheit schaden können.
Übersicht
Welche Auswirkungen hat Dreck von der Straße auf Innenräume?
Prof. Markus Patrick Taylor und Prof. Grabriel Filippelli sind zwei Umweltwissenschaftler, die sich sehr genau damit befasst haben, was es für Auswirkungen hat, mit Straßenschuhen eine Wohnung zu betreten. „Wenn Sie Ihre Schuhe auf der Eingangsmatte lassen, bleiben auch dort möglicherweise schädliche Krankheitserreger zurück“, schreiben die beiden in einem Fachartikel auf dem britischen Wissenschaftsportal „The Conversiation“.1 Beide Forscher haben Studien zusammengetragen, die zu denken geben.
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4 Dinge, die Schuhe in die Wohnung tragen und Ihrer Gesundheit schaden
Wir verbringen ungefähr 90 Prozent unserer Zeit in Innenräumen. Daher ist die Frage berechtigt: Schuhe anlassen oder aus? Zumindest, was unsere eigenen vier Wände betrifft, ist die Antwort laut den beiden Forschern eindeutig: Schlüpfen Sie in Hausschuhe, sobald Sie eine Wohnung betreten. Denn auch wenn ein Großteil des Hausstaubs aus Textilfasern und Schuppen bzw. Haaren von Menschen und Tieren besteht, wird gut ein Drittel von der Außenwelt hereingetragen. Entweder durch das Schuhwerk oder offene Fenster. Ersteres ist allerdings vermeidbar, sagen die beiden Forscher.
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1. Auf 80 Prozent der Schuhsohlen lauern Krankheitserreger
Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigte, dass an 80 Prozent der Schuhsohlen Krankheitserreger haften.2 Darunter Salmonellen und Listerien, die beide mit Lebensmittelvergiftungen in Verbindung gebracht werden. Viele der beschriebenen Erreger wurden in der Untersuchung als resistent gegenüber Arzneimittel eingestuft. Das heißt, dass besagte Keime kaum mehr auf Antibiotika ansprechen und somit schwer zu behandeln sind.
2. Fast alle Schuhe weisen Spuren von Kotresten auf
Eine weitere Studie ergab, dass sich auf 96 Prozent der Straßenschuhe E.Coli Bakterien befinden.3 Diese weisen auf einen Kontakt mit Fäkalien hin, die höchstwahrscheinlich von Fußböden in öffentlichen Toiletten oder Kontakt mit tierischen Fäkalien im Freien stammen. Besagte Bakterien kommen zwar somit auch natürlicherweise im menschlichen Darm vor, können aber heftige Durchfallerkrankungen auslösen.
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3. Schuhe tragen Pestizide und Bleipartikel in die Wohnung, die der Gesundheit schaden
Unkrautvernichtungsmittel halten sich tagelang auf den Schuhen. Diese bringen schließlich unerwünschte Chemikalien in die eigenen vier Wände, die im schlimmsten Fall heftige Hautausschläge verursachen können.4 Außerdem können über den Bodenkontakt auch giftige Bleipartikel mit eingeschleppt werden, was zu kognitiven Beeinträchtigungen bis hin zu neurologischen Schäden führen kann. Das ist besonders für Kinder im Krabbelalter gefährlich, dessen Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet. 5
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4. Über die Schuhe gelangen nicht abbaubare Chemikalien in die Wohnung
Sogenannte polyfluorierte Chemikalien, kurz PFC, gelten als schwer abbaubar und binden Proteine in Blut, Niere und Leber (FITBOOK berichtete). Als „Forever Chemicals“ bleiben sie im Körper und richten dort Schäden an, die bislang nicht absehbar sind. Die Wissenschaft vermutet jedoch, dass PFC mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen. Doch haften diese unberechenbaren Umweltgifte vor allem an Outdoor-Sport-Schuhen, da sie bei der Produktion einsetzet werden, um ihre schmutz- und wasserabweisenden Eigenschaften zu garantieren.6
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Fazit: Ohne Schuhe lebt es sich in der Wohnung gesünder
„Warum dreckig im Haus herumlaufen, wenn Sie eine sehr einfache Alternative haben – die Schuhe an der Tür ausziehen?“, fragen die beiden Forscher angesichts der Studienlage abschließend. Das eigene Haus ist ein Ort, an dem es gilt, die Außenwelt draußen zu lassen – physisch wie psychisch. Das Ritual, mit dem Betreten der eigenen Wohnung die Schuhe auszuziehen und zum Pantoffelheld zu werden, kommt auch am Ende der Gesundheit zugute. Und für den Fall, dass Sie das Immunsystem trainieren wollen, haben Taylor und Filippelli einen besseren Rat: „Gehen Sie nach draußen, machen Sie einen langen Spaziergang und genießen Sie die Natur!“
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Quellen
- 1. The Conversation (2022). Wearing shoes in the house is just plain gross. The verdict from scientists who study indoor contaminants. (aufgerufen am 26. April 2022).
- 2. Rashid, T., Vonville, H., Hasan, I., Garey, K. (2016). Mechanisms for floor surfaces or environmental ground contamination to cause human infection: A systematic review. Epidemiology and Infection.
- 3. The Cleaning Industry Research Institute (2008). Study Reveals High Bacteria Levels on Footwear. (aufgerufen am 26. April 2022).
- 4. American Chemical Society (1999). Keep Off The Grass And Take Off Your Shoes! Common Sense Can Stop Pesticides From Being Tracked Into The House. ScienceDaily (aufgerufen am 26. April 2022).
- 5. Sampson, R. J. (2022). Legacies of inequality, legacy lead exposures, and improving population well-being. Proceedings of the National Academy of Sciences.
- 6. Ecology Center. Toxic PFAS Chemicals Detected in Popular Shoes. (aufgerufen am 26. April 2022)