2. Januar 2024, 13:58 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wie viel sich ein Mensch tagtäglich bewegt, hängt maßgeblich von seiner beruflichen Tätigkeit ab. Wessen Job nur wenig Aktivität zulässt, sollte das so zwangsläufig entstehende Bewegungsdefizit unbedingt ausgleichen. Damit fördert man bekanntermaßen sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit und kann das Risiko vieler Krankheiten mindern – offenbar auch das von Alzheimer, wie Forscher nun herausgefunden haben wollen.
Insgesamt 55 Millionen Menschen leiden weltweit an einer Demenzerkrankung, davon leben 1,8 Millionen allein in Deutschland.1 Mit 1,2 Millionen Betroffenen ist Alzheimer die häufigste Form der Demenz, welche die geistigen Fähigkeiten eines Menschen mindert.2 Bislang ist diese Erkrankung noch nicht heilbar. Allerdings gibt es Medikamente, die das Fortschreiten der Krankheit verzögern können. US-amerikanische und kanadische Forscher sind sich nun aber einig, dass man mit einer bestimmten täglichen Anzahl von Schritten das Risiko für Alzheimer senken kann.
Übersicht
Methode der Studie
Am Brain Health Center des Pacific Neuroscience Institute in den USA beschäftigten sich Forscher damit, wie sich regelmäßige körperliche Betätigung auf die Gehirnstruktur auswirkt.3 An den im Journal of Alzheimer’s Disease veröffentlichten Untersuchungen nahmen 10.125 Personen teil, von denen 52 Prozent männlich waren. Das Durchschnittsalter lag bei 53 Jahren. Davon gaben wiederum 7.606 Teilnehmer an, mäßig oder stark körperlich aktiv zu sein. Das definierte man durch Aktivitäten, welche die Atmung und die Pulsfrequenz für mindestens zehn ununterbrochene Minuten erhöhen, was man wiederum auf das Gehirnvolumen modellierte. An allen Probanden führte man Ganzkörper-MRT-Scans durch und analysierte deren Gehirne.
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Hirnvolumen nahm bei regelmäßiger Bewegung zu
Die Wissenschaftler entdeckten einen Zusammenhang zwischen mäßiger beziehungsweise starker Aktivität und dem Gehirn: Das Volumen nahm bei regelmäßiger Bewegung zu. Besonders die graue Substanz, welche für die Informationsverarbeitung wichtig ist, war ausgeprägt. Ebenso die weiße Substanz, die verschiedene Gehirnregionen miteinander verbindet. Zudem wies auch der Hippocampus, der zur Gedächtnisbildung beiträgt, ein höheres Volumen auf. Frontal-, Parietal- sowie Occipitallapen, die zur Bewegungssteuerung beitragen, waren ebenfalls stärker ausgeprägt.
Bereits 4.000 Schritte haben positiven Effekt auf das Gehirn
„Wir haben herausgefunden, dass selbst ein moderates Maß an körperlicher Aktivität, zum Beispiel 4.000 Schritte pro Tag, einen positiven Effekt auf die Gesundheit des Gehirns haben kann. Das ist viel weniger als die oft empfohlenen 10.000 Schritte, was es für viele Menschen zu einem erreichbaren Ziel macht“, fasst David Merrill, Mitautor der Studie, in einer Pressemitteilung zusammen.4 Ausreichende Bewegung senke nicht nur das Demenz- und Alzheimerrisiko, sondern trage auch dazu bei, das Hirnvolumen zu erhalten. Vor allem in höherem Alter ist das von Bedeutung.
„Unsere Forschung stellt einen Zusammenhang zwischen regelmäßiger körperlicher Aktivität und einem größeren Gehirnvolumen her, was auf neuroprotektive Vorteile hindeutet. Diese Studie mit großen Stichproben erweitert unser Verständnis der Lebensstilfaktoren für die Gesundheit des Gehirns und die Demenzprävention“, erklärt Studienmitautor Dr. Somayeh Meysam.
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Können 4.000 Schritte täglich tatsächlich Alzheimer vorbeugen? Einordnung der Studie
Die Forscher konnten nachweisen, dass das Hirnvolumen durch Bewegung zunimmt. Allerdings ist der Mechanismus dahinter nicht genau bekannt, weshalb damit nicht gegeben ist, dass 4.000 Schritte täglich ausreichen, um Alzheimer beziehungsweise Demenz im Allgemeinen vorzubeugen. Außerdem gaben die Teilnehmer selbst an, ob sie mäßig oder stark sportlich aktiv sind. Damit sind die der Studie zu Grunde liegenden Daten eher subjektiv statt objektiv. Fakt ist aber: Wer täglich spazieren geht, fördert damit die Gesundheit seines Gehirns.