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Kinderaugen besonders empfindlich

Was ist Schneeblindheit und wie gefährlich ist es?

Schneeblindheit besonders für Kinder gefährlich
Je nach Schwere der Verbrennungen an der Hornhaut kann Schneeblindheit sehr schmerzhaft sein. Vor allem Kinder sind besonders gefährdet. Foto: Getty Images

25. Januar 2025, 18:02 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Urlaub in der Sonne – Spaß im Schnee! Klar, man trägt dann Sonnencreme auf, um einen Sonnenbrand zu vermeiden. Aber vielen ist nicht bewusst, dass auch die Augen durch Sonne Schaden nehmen können: Bei zu viel Sonne droht eine Photokeratitis: Schneeblindheit. Bei FITBOOK gibt es alle wichtigen Infos zu der schmerzhaften Augenentzündung.

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Die Augen jucken, es fühlt sich an wie Schleifpapier, wenn man blinzelt, und bitte bloß kein Licht anmachen! „Verblitzt“ nennen manche diese Symptome, wenn die Augen nach einem sonnigen Tag am Meer oder auf der Skipiste brennen und jucken wie verrückt. Aber mit Blitzen hat das Phänomen nichts zu tun: Das ist Schneeblindheit.

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Was ist Schneeblindheit?

Nicht nur die Haut kann einen Sonnenbrand bekommen, sondern auch die Augen. Schneeblindheit ist sprichwörtlich „ein Sonnenbrand im Auge“. Genauer gesagt auf der Hornhaut. Die Hornhaut ist die klare Schicht vorne auf dem Auge – quasi das Schutzschild. Wenn sie zu viel UV-Strahlung abbekommt, entzündet sie sich. Der medizinische Ausdruck für Schneeblindheit ist „Photokeratitis“, was so viel heißt wie „lichtbedingte Entzündung der Hornhaut der Augen“. Diese Entzündung führt zu Lichtempfindlichkeit, Augenbrennen, Rötungen und Sehstörungen.1

Schneeblindheit ist nicht zu verwechseln mit Sonnenstich: Sonnenstich entsteht zum einen nicht durch die UV-Strahlen des Lichts, sondern wenn die Hirnhäute im Kopfbereich und Halswirbelsäule durch die Sonneneinstrahlung immer wärmer werden. Zum anderen führt diese Überhitzung zu erhöhtem Hirndruck, heftigen Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber, Schwindel und Ohrensausen – diese Entzündungsreaktionen betreffen den gesamten Körper. Schneeblindheit hingegen betrifft nur die Augen.2

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So entsteht Schneeblindheit

Schneeblindheit entsteht, wenn die Augen intensiver UV-Strahlung ausgesetzt sind. UV-Licht ist energiereicher als das für Menschen sichtbare Licht und Infrarotlicht – und auch schädlicher für die Hornhaut und Netzhaut. Darum lernt man schon als Kind, dass man nicht direkt in die Sonne schauen soll. Auch bei einer Sonnenfinsternis verwendet man deswegen spezielle Brillen.

Beim Urlaub am Meer oder beim Ausflug in die Bergen hat man den schädlichen UV-Einfluss auf die Augen aber oft nicht auf dem Schirm. Denn in Mitteleuropa kann man problemlos auch ohne Sonnenbrille längere Zeit im Freien verbringen. Zum einen: Die Augen haben Schutzmechanismen für „normale“ sommerliche Sonnenstrahlung: Augenbrauen, Blinzeln, Zusammenkneifen der Lider und eine Pupille, die sich verengt. Zum anderen: Die gewohnte Umgebung „saugt“ das Licht größtenteils auf. Gebäude oder umliegende Berge werfen Schatten, Grünflächen absorbieren fast 95 Prozent des auftreffenden Lichts.

Aber in den schneebedeckten Bergen und am Meer ändert sich das: Schnee und Eis absorbieren nur fünf Prozent des Lichts und spiegeln bis zu 95 Prozent zurück. Auch Sand und Wasser sind stark reflektierende Flächen. Wolken können ebenfalls ein Problem sein: Denn auch sie reflektieren Licht zurück zur Erdoberfläche. Die höchste UV-Belastung tritt folglich bei leichter Bewölkung auf, wenn der Horizont sichtbar ist und die Bodenoberfläche stark reflektiert. Die Augen bekommen dann schnell eine große Menge UV-Licht ab, für die sie keinen Schutz haben. Man wird „verblitzt“.3

Entdecker der Schneeblindheit

Bereits Edward Atkinson, der als Arzt mit dem berühmten Entdecker Robert Scott im Jahr 1910 auf einer Expedition am Südpol war, beklagte sich, dass er schon nach 15 Minuten am nächsten Tag rote, brennende Augen hatte. Am Nord- und Südpol kommt zu den spiegelnden Oberflächen noch dazu, dass dort die schützende Erdatmosphäre dünner ist – und somit noch mehr der gefährlichen UV-Strahlung die Erde erreicht.4

Besondere Vorischt ist in folgenden Fällen geboten

  • Auf offenen Wasserflächen (zum Beispiel auf einem Boot oder beim Wassersport) und auf gefrorenen Seen
  • Auf Gletschern und im Schnee. Zur starken Lichtreflexion im Schnee kommt hinzu, dass die UV-Intensität mit jedem Höhenmeter steigt: pro 1.000 Meter um bis zu 20 Prozent.
  • Auf hellen Sandstränden und Dünen.

Schneeblindheit kann aber auch durch künstliches Licht entstehen: Eine Studie berichtet über eine Theatervorstellung in Istanbul, bei der vier Kinder schneeblind wurden – bei der Aufführung waren lichtstarke Scheinwerfer zum Einsatz gekommen.5 In Großbritannien mussten mehrere Menschen in die Notaufnahme der Augenklinik, weil sie die Lampen in ihren heimischen Aquarien ausgetauscht hatten. Die Lampen hatten einen hohen Anteil an UV-C-Strahlung und wurden zur Desinfektion eingesetzt. Auch im Solarium oder bei bestimmten Tätigkeiten (zum Beispiel beim Schweißen) kann man sich verblitzen.6

Folgende Symptome treten auf

Gemein ist: Wie ein Sonnenbrand auf der Haut wird die Photokeratitis in der Regel erst bemerkt, wenn der Schaden bereits eingetreten ist – also oft erst am nächsten Tag. Typische Beschwerden sind:

  • Schmerzende, angeschwollene Augen: Es fühlt sich an, als ob man Sand in den Augen hätte.
  • Rötung: Die Augen sind gereizt und entzündet.
  • Tränenfluss: Die Augen versuchen, die Reizung durch vermehrtes Tränenfließen auszugleichen.
  • Lichtempfindlichkeit: Selbst schwaches Licht wird unangenehm.
  • Sehstörungen: Verschwommene Bilder, „Heiligenscheine“ um Lichtquellen, falsche Farbwahrnehmung; in schweren Fällen kann das Sehvermögen vorübergehend komplett verschwinden.

Das Gute: Die Symptome sind in der Regel vorübergehend. Nach 24 bis 48 Stunden regeneriert sich die Hornhaut normalerweise von selbst, vorausgesetzt, die Augen werden geschont.

Was tun bei Verdacht auf Schneeblindheit?

Wenn die Augen schmerzen und brennen, ist der erste Schritt, die Augen schnellstmöglich vor weiterer UV-Strahlung zu schützen. Also: Ab nach drinnen oder wenigstens in den Schatten, Licht meiden, Sonnenbrille aufsetzen, falls vorhanden. Kontaktlinsenträger sollten die Linsen herausnehmen. Dann:

  • Nicht reiben: Auch wenn’s schwerfällt – das macht die Reizung nur schlimmer.
  • Kühlen: Kalte, feuchte Tücher auf die geschlossenen Augen legen.
  • Schmerz stillen: Ibuprofen kann die Schmerzen lindern und wirkt gegen die Entzündung.
  • Augentropfen oder Salben: Milde Augentropfen (künstliche Tränenflüssigkeit) oder -Salben können helfen, die Hornhaut zu beruhigen.
  • Keine schmerzstillenden Augentropfen auf eigene Faust!: Sie können bei falscher Anwendung die Hornhaut dauerhaft schädigen.7
  • Zum Arzt: Wenn die Symptome nach einem Tag nicht besser werden, sollte man unbedingt einen Augenarzt aufsuchen – dort kann über weitere medikamentöse Therapiemöglichkeiten entschieden werden.

Eine Augenentzündung kann nämlich auch andere Ursachen haben, wie zum Beispiel eine Allergie oder eine Infektion mit Bakterien oder Viren. Eine Diagnose mithilfe fluoreszierender Augentropfen kann Gewissheit bringen.

Welche Langzeitfolgen von Schneeblindheit gibt es?

Schneeblindheit heilt in der Regel folgenlos aus. Wiederholte UV-Schäden am Auge können jedoch langfristige Probleme verursachen, wie:8

  • Katarakt (Grauer Star): Dabei trübt sich die Linse, was zu Sehbeeinträchtigungen führt. UV-Strahlung erhöht das Risiko.
  • Makuladegeneration: Das ist eine Erkrankung der Netzhaut, bei der das scharfe Sehen im Alter nachlässt. UV-Schäden können diesen Prozess beschleunigen.
  • Pterygium (auch: „Flügelfell“ oder „Surfer-Auge“): Dabei wächst Bindehautgewebe über die Hornhaut und trübt die Sicht. Das Gewebe muss mithilfe einer Operation entfernt werden.
  • Pinguecula (auch: „Lidspaltenfleck“): Ebenfalls eine Bindehautwucherung – dabei bildet sich ein grau-gelber weißer Fleck oder Buckel auf der Bindehaut neben der Hornhaut.
  • Chronische UV-Exposition der Augen wird außerdem mit Melanomen im Auge, Hautkrebs am Augenlid und Plattenepithelkarzinomen der Augenoberfläche in Verbindung gebracht.
  • Die Behandlung erfordert manchmal die Entfernung des Auges.

Warum sind Kinder besonders gefährdet?

Kinderaugen sind für Schneeblindheit und UV-Augenschäden noch empfindlicher, weil der Eigenschutz der Augen noch nicht vollständig ausgebildet ist: Ihre Augenlider sind noch dünner, und die Linse bei Kindern lässt 70 Prozent mehr UV-Strahlen auf die Netzhaut als bei Erwachsenen. Schon ein Tag ohne ausreichenden Schutz kann irreversible Augenschäden verursachen. Dazu sind Kinder oft länger und näher an den reflektierenden Flächen – ob sie nun stundenlang Schneemänner bauen, rodeln oder am Wasser spielen. Kinder bekommen durchschnittlich dreimal so viel UV-Strahlung pro Jahr ab wie Erwachsene! Viele Kinder tragen freiwillig keine Sonnen- oder Skibrille, sei es aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit über die Wichtigkeit. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2023 trägt nur jedes fünfte Kind eine Sonnenbrille, wenn es sich länger als zehn Minuten in der Sonne aufhält.9

Wie kann man Schneeblindheit vorbeugen?

Wenn die Augen mal „verblitzt“ sind, kann man fast nichts mehr gegen die Schmerzen und die optischen Beeinträchtigungen tun. Vorbeugung ist deshalb hier das A und O.

Gute Sonnenbrille

Die Brille muss mindestens 99 Prozent UV-A und UV-B-Schutz bieten und eng am Gesicht anliegt. Brillen mit Seitenschutz sind ideal. Nicht immer sind die teuren Brillen auch die besten, aber nachgemachte Markenfassungen oder Billiggestelle vom Jahrmarkt sind keine gute Idee.

Linsentausch

Es gibt auch Kontaktlinsen, die immerhin 98 Prozent der UV-B- und 85 Prozent der UV-A-Strahlung blockieren.

Kopfbedeckung

Baseballkäppis, Hüte mit breiter Krempe oder Kapuzen helfen, die Augen zusätzlich zu beschatten. Auch fürs Skifahren gibt es Helme mit einem herausragendem Schirm.

Schutz beim Schweißen

Wer schweißt, sollte sich unbedingt einen speziellen Schutzhelm besorgen.

Zeitliche Begrenzung

Mittags, wenn die UV-Strahlung am stärksten ist, lieber nach drinnen gehen.

Sonnenschirm und Regenschirm

Bei Spaziergängen in gleißendem Licht Sonnen- bzw. Regenschirm mitnehmen. Kommt uns oft komisch vor, in Asien ist das aber beispielsweise schon völlig normal.

Nicht gucken

Nicht durch eine Kamera oder ein Fernglas in die Sonne schauen.

Ein gutes Beispiel sein

Studien zum UV-Schutz bei Kindern legen nahe, dass Kinder, deren Eltern in puncto UV-Schutz ein gutes Vorbild sind, auch selbst besser darauf achten.

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Wie wählt man die richtige Brille für Kinder?

Eine gute Kinder-Sonnenbrille sollte:

  • UV-Schutz bieten: 100 Prozent UV-A- und UV-B-Schutz sind Pflicht.
  • Robust sein: Kinderbrillen müssen einiges aushalten. Materialien wie Polycarbonat sind ideal.
  • Bequem sitzen: Die Brille darf nicht drücken oder rutschen.
  • Cool aussehen: Je cooler die Brille, desto eher wird sie Teil des Alltags.

Polarisierte Gläser sind ein Bonus, da sie Blendungen nochmals reduzieren. Für‘s Skifahren sind Brillen mit Anti-Beschlag-Beschichtung eine gute Wahl – sonst nimmt man sie gern mal ab, wenn sich innen die Sicht trübt.

Themen Kindergesundheit

Quellen

  1. Izadi, M., Jonaidi-Jafari, N. et al. (2018). Photokeratitis induced by ultraviolet radiation in travelers: A major health problem. J Postgrad Med. ↩︎
  2. Thieme. Sommer, Sonne, Hitzenotfall. (aufgerufen am 23.01.2025) ↩︎
  3. Behar-Cohen F, Baillet G. et al. (2013). Ultraviolet damage to the eye revisited: eye-sun protection factor (E-SPF®), a new ultraviolet protection label for eyewear. Clin Ophthalmol.  ↩︎
  4. Guly HR. (2012). Snow Blindness and Other Eye Problems During the Heroic Age of Antarctic Exploration. Wilderness & Environmental Medicine. ↩︎
  5. Mangan MS, Arıcı C. et al. (2015). Four Cases of Pediatric Photokeratitis Present to the Emergency Department After Watching the Same Theater Show. Turk J Ophthalmol. ↩︎
  6. Verma, AS., Dwarika, D. et al. (2007). Photokeratitis following the manipulation of aquaria disinfection lamps. Emerg Med J.  ↩︎
  7. Patel, M., Fraunfelder, FW. (2013). Toxicity of topical ophthalmic anesthetics. Expert Opin Drug Metab Toxicol.  ↩︎
  8. Joan E. Roberts. (2007). Chapter 8 - Hazards of sunlight exposure to the eye. Science Direct. ↩︎
  9. Tatiana, Görig., Alexander, K, Schuster. et al. (2023). Die Nutzung von Sonnenbrillen im Alltag, im Beruf und beim Sport im Freien: aktuelle Ergebnisse bundesweiter Befragungen. Die Ophthalmologie. ↩︎

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