10. Dezember 2023, 17:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer einen (oder mehrere) Finger nicht mehr problemlos beugen oder strecken kann, leidet womöglich an einem sogenannten Schnappfinger. Dahinter steckt in aller Regel eine Entzündung der Sehne oder der Sehnenscheide. FITBOOK hat mit einem Arzt über die typischen Ursachen und verschiedenen Methoden zur Behandlung eines Schnappfingers gesprochen.
Ein Schnappfinger macht sich mit unangenehmen bis schmerzhaften Bewegungseinschränkungen bemerkbar. Zudem kann er das tun, was sein umgangssprachlicher Name verspricht: (weg-)schnappen. Aber welche Ursachen hat so ein Schnappfinger? Wer ist dafür gefährdet und was kann man dagegen tun? FITBOOK hat all das einen Orthopäden gefragt.
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Was ist ein Schnappfinger?
Der sogenannte Schnappfinger (auch: schnellender Finger, Klappfinger) ist in der Fachsprache als Tendovaginitis stenosans bzw. Ringbandstenose bekannt. Dr. med. Mathias Schettle, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, behandelt derartige Fälle in seiner Praxis recht häufig. Bei den Betroffenen handele es sich häufiger um Frauen, meist im Alter zwischen 50 und 70 Jahren.
Symptome
Die Symptome treten über Nacht auf. Der betroffene Finger kann dick erscheinen und lässt nicht nur schwer aus einer gebeugten Position befreien bzw. ausstrecken oder wiederum umlegen. Einige Betroffene klagen über Schmerzen.
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Entstehung und Ursachen
Ursache für den Befund sei eine gestörte Sehnengleitfunktion im betroffenen Finger. „Die Sehnenscheiden werden durch Ringbänder fixiert“, erklärt Dr. Schettle zum Verständnis. Diese Ringbänder seien von einer festeren Struktur und relativ schmal, sie fixieren die Sehnenscheide am Knochen. Es befindet sich Flüssigkeit in den Sehnenscheiden, was den Zweck erfüllt, dass bei der Bewegung der Finger möglichst wenig Reibung auf die Sehnen entsteht. Bei einer Ringbandstenose nun kommt es aufgrund eines entzündlichen Prozesses im Bereich der Beugesehnen bzw. Sehnenscheiden zu einer Verdickung der Ringbänder und auch die Sehne verdickt. Man könne sich das wie einen Knoten vorstellen, der sich vor dem Ringband gebildet hat, so der Experte. Deshalb macht es bei Betroffenen eine Art Ruck bzw. dieses Schnappen, wenn sie versuchen, ihren Schnappfinger gerade zu stellen oder zu beugen. Denn bei der Fingerbewegung müssen die Sehnen durch eine stark verengte Sehnenscheide gleiten.
„Bei den meisten Patienten steckt eine Überbelastung über gewisse Zeit dahinter“, so Dr. Schettle. Im Herbst seien Schnappfinger auffällig häufig – womöglich, weil die Menschen im Herbst viel mit Gartenscheren an ihren Pflanzen arbeiten. Rheumatische Erkrankungen, ein bestehender Diabetes mellitus sowie genetische Faktoren können begünstigend wirken.

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Behandlung eines Schnappfingers
Bei rund 20 Prozent der Betroffenen gehen nach Dr. Schettles Erfahrung die Beschwerden von selbst zurück. Es sei dabei immer sinnvoll, den Schnappfinger zu schonen. Betroffene sollten die überlastende Tätigkeit bis auf Weiteres konsequent einstellen, gegebenenfalls wird der Finger (manchmal auch die ganze Hand) zusätzlich mit einer Schiene ruhig gestellt.
Zusätzlich kann man die betroffene Hand gelegentlich leicht massieren und zwischendurch kühlen. Dazu eignen sich kühlende Gele sowie kortisonhaltige Cremes aus der Apotheke. Sie können es zunächst aber auch mit einfachen Quarkwickeln probieren. Bei stärkeren Beschwerden ist die Vergabe schmerzstillender und entzündungshemmender Medikamente üblich.
Kortisonspritzen
Wenn das Schonen keine Linderung bringt, wäre die nächste Eskalationsstufe einer möglichen Behandlung die Injektion von Kortison in die Nähe der betroffenen Sehnenscheide. Bei Patienten, die keine generelle Veranlagung zu einem Schnappfinger haben, also bei denen es sich im Zweifelsfall um einen einmaligen Befund handelt, genügen häufig ein bis zwei Spritzen, um die Beschwerden erfolgreich zu bekämpfen.
Operation
Bei Menschen, die immer wieder und dauerhaft an einem oder mehreren Schnappfingern leiden, führe manchmal kein Weg an einer Operation vorbei. Meist reiche es aus, das betroffene Ringband durchzuschneiden. Orthopäden sprechen dann von einer Ringbandspaltung – „nichts Aufregendes“, versichert Dr. Schettle. „Es ist eine kleine OP, die etwa drei Minuten dauert. Komplikationen sind dabei extrem selten.“ Der Eingriff wird ambulant und bei einer lokalen Betäubung des Arms durchgeführt.