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Warum viszerales Fett auch bei schlanken Menschen ein Problem sein kann

Auch für schlanke Menschen kann viszerales Fett gefährlich werden!
Auch für schlanke Menschen kann viszerales Fett gefährlich werden! Foto: Getty Images

24. Dezember 2024, 11:01 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Zu viel inneres Bauchfett, auch viszerales Fett genannt, kann die Gesundheit gefährden. Was daran eher überraschend sein könnte: Davon können schlanke Körper ebenso betroffen sein wie adipöse. Auch weil das Fett so nah an wichtigen Organen liegt, kann es die Funktionen stören – und das Risiko für Krankheiten erhöhen.

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Es gibt Menschen, die von außen als schlank wahrgenommen werden, und dennoch einen hohen Anteil an Körperfettgewebe besitzen. Abgekürzt wird dieser Zustand unter TOFI (Thin outside, Fat Inside). Eine Art dieses Fettgewebes ist das viszerale Fett. Anders als das subkutane Fett (das meiste Fett in unserem Körper) liegt es nicht unter der Haut und kann einfach gegriffen und somit gefühlt werden, sondern zwischen den Organen. Genau genommen: im Bauchraum zwischen den inneren Organen wie Leber, Magen und Darm.

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Auch schlanke Menschen können zu viel inneres Bauchfett haben

In erster Linie bildet das Fett eine schützende Schicht um die Organe, ganz besonders um das Verdauungssystem. Es hat zudem die Funktion, den Organismus in Gang zu halten, selbst in Zeiten, in denen die Nahrung knapp ist. Aber: Sammelt sich zu viel davon an, kann es für den Körper eher gefährlich als förderlich sein. Häufig wird angenommen, dieses Fett könne nur bei adipösen Menschen vorkommen, das ist jedoch ein Trugschluss. Auch schlanke Menschen können betroffen sein. Es ist somit unabhängig vom äußeren Erscheinungsbild. Durch die Fehleinschätzung (schlank = gesund) wird das durch die Fettansammlung erhöhte Krankheitsrisiko schnell unterschätzt.

Auch interessant: Fitness oder Körpergewicht – was ist wichtiger für die Gesundheit?

Warum ist das viszerale Fett auch bei schlanken Menschen ein Problem?

Weshalb sich in der Bauchregion zu viel viszerales Fett ansammelt, kann unterschiedliche Gründe haben. Ist der Körper vielen Stressepisoden ausgesetzt, schüttet der Körper viel Cortisol aus – das Hormon, welches die Speicherung von Fett im Bauch fördert. Aber auch bekannte Faktoren, wie die ungesunde Ernährung – zu viel Zucker oder Fett auf dem täglichen Speiseplan – können dazu führen. Ein weiterer Faktor: Bewegungsmangel.

Studien zeigen jedoch, dass die genetische Komponente eine erhebliche Rolle spielt. Viszerales Fett ist deutlich stärker genetisch vorbestimmt als subkutanes Fett. Heißt in diesem Fall: Manche Menschen speichern leichter Fett im Bauchbereich als andere.1 Laut Zahlen des RKI sind 34 Prozent der Erwachsenen (31 Prozent Männer und 37 Prozent Frauen) von der sogenannten „bauchbetonten Adipositas“ betroffen.2

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Zwar lässt sich eine zu hohe Ansammlung an viszeralem Fett nicht auf den ersten Blick erkennen, es gibt jedoch Hinweise. Schlanke Menschen mit einem zu hohen Anteil haben oft etwas mehr Fett in der Bauchregion angesammelt, besonders im Vergleich zu den anderen Körperteilen, die dann eher schlank ausfallen. Oftmals gibt der Taillenumfang einen ersten Hinweis: Bei Männern gilt ein Umfang ab 94 cm als riskant, bei Frauen ab 80 cm.3 Aber verlässlicher sind selbstverständlich medizinische Methoden, um den Anteil zu ermitteln, z. B. mithilfe der Bioimpedanzanalyse. Viszerales Fett kann auch durch bildgebende Verfahren wie die Kernspintomografie sichtbar gemacht werden.

Schlank – und trotzdem einen hohen Anteil an viszeralem Fett: Wo liegt das Problem?

Treffen kann es also schlanke und adipöse Menschen gleichermaßen – aber was genau verursacht diese Fettart im Körper? Oder direkt gefragt: Wo liegt das Problem? Der zu hohe Anteil kann Krankheiten entstehen lassen und diese nähren. Viszerales Fett setzt Botenstoffe in die Blutbahn frei, die die Entstehung verschiedener Krankheiten fördern können. Darunter Fettleber, Typ-2-Diabetes, Arterienverkalkung (Arteriosklerose), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, genauso wie neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Demenz. Studien deuten sogar darauf hin, dass viszerales Fett das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöhen kann.4

Viszerales Fett hat eine entzündungsfördernde Wirkung und kann für hormonelle Störungen sorgen – auch bei schlanken Körpern

Entzündungen sind ein zentraler Vorgang im Körper, der eigentlich dazu dient, vor Bakterien oder anderen Fremdkörpern zu schützen. Viszerales Fett produziert Hormone, die entzündliche Prozesse fördern. Klingt erst einmal hilfreich, aber: Gerät dieser Prozess im Körper aus dem Gleichgewicht – wie dann, wenn zu viel Bauchfett vorhanden ist – entstehen chronische Entzündungen. Damit wäre der ideale Nährboden für chronische Krankheiten erschaffen. Die vom viszeralen Fettgewebe abgegebenen entzündungsfördernden Stoffe können – wie Studien zeigen und bereits oben angedeutet – das Wachstum von Tumoren ankurbeln.5

Sogar auf das Gehirn kann das innere Bauchfett einen negativen Einfluss haben. So kam eine Studie aus dem Jahr 2023 zu dem Schluss, dass das viszerale Fett mit Entzündungen und Amyloidansammlungen im Gehirn von Männern und Frauen mittleren Alters stehen könnte.6 Damit scheint es Faktoren zu begünstigen, die wiederum mit der Entstehung von Demenz assoziiert sind. Ebenso können hormonelle Dysbalancen durch den hohen Anteil am viszeralen Fett auftreten, denn das Fett beeinflusst auch den Östrogen- und Testosteronspiegel.7 Wenn zu viel viszerales Fett vorhanden ist, stört es also auch die Hormonregulation.

Was das Fett im Bauchinnenraum für schlanke Menschen besonders gefährlich, ist die Tatsache, dass der hohe Fettanteil nicht so offensichtlich erkennbar ist und deswegen oft unterschätzt oder unentdeckt bleibt. Die Nachteile und Risiken sind aber die gleichen.

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Was kann man dagegen tun?

Um eine Reduktion anzustreben, ist selbstverständlich erst einmal das Gespräch mit einem Arzt notwendig. Dazu können regelmäßige körperliche Aktivität, guter Schlaf (qualitativ hochwertiger Schlaf ist essenziell für die Hormonregulation und die Fettverbrennung) und eine ausgewogene Ernährung unterstützen.

Studien zeigen, dass besonders die Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining förderlich ist, wenn es um die Bekämpfung des viszeralen Fetts geht.8 Eine Ernährung reich an Ballaststoffen, Gemüse und Proteinen sowie arm an Zucker und einfachen Kohlenhydraten kann ebenfalls helfen. Ebenso gibt es Ernährungsformen, die sich in Untersuchungen als besonders geeignet herausgestellt haben. In einer groß angelegten klinischen Interventionsstudie, die über 18 Monate und mit 294 Probanden lief, wurde die grüne mediterrane Ernährung getestet. Und: Im Vergleich zu klassischen Diäten ergaben die Analysen, dass die grüne mediterrane Diät das viszerale Fett um 14 Prozent reduzieren kann.9

Auch zeigen aktuelle Ergebnisse aus dem Kompetenzcluster der Ernährungsforschung „NutriAct“, dass ein Ernährungsmuster mit hohem Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren das viszerale Fettgewebe reduzieren kann.10 Was bedeuten würde, dass diese Ernährung das kardiometabolische Risiko bei älteren Menschen verbessern könnte.

Die Ansammlung von Fett im Bauchbereich ist also nicht nur störend, sondern auch gefährlich – und: Auch schlanke Menschen sind davor nicht geschützt.

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Quellen

  1. Saemann, A., Antwerpes, F., Reh, F. et al. Viszeralfett. DocCheck Flexikon. (aufgerufen am 20.12.2024) ↩︎
  2. Deutsche Adipositas Gesellschaft. Jeder Dritte Erwachsene betroffen: Warum Bauchfett so gefährlich ist. (aufgerufen am 20.12.2024) ↩︎
  3. Leibniz Universität. Hintergrund zum Taillenumfang. (aufgerufen am 20.12.2024) ↩︎
  4. Deutsches Krebsforschungszentrum. Die Fett-Zellen und der Krebs. (aufgerufen am 20.12.2024) ↩︎
  5. Eide, A.J., Halle, M.K., Lur, N. et al. (2023). Visceral fat percentage for prediction of outcome in uterine cervical cancer. Gynecologic Oncology. ↩︎
  6. Jia, D., Zhang, F., Huining Li, H. et al. (2023). Responsiveness to Tocilizumab in Anti-Acetylcholine Receptor-Positive Generalized Myasthenia Gravis. Aging and Disease. ↩︎
  7. Leinmüller, R. Andrologie: Bauchumfang korreliert mit Testosteronspiegel. Ärzteblatt. (aufgerufen am 20.1202024) ↩︎
  8. Ohkawara, K., Tanaka, S., Miyachi, M., et al. (2007). A dose-response relation between aerobic exercise and visceral fat reduction: systematic review of clinical trials. Int J Obes (Lond). ↩︎
  9. Zelicha, H., Kloting, N., Kaplan, A. et al. (2022). The effect of high-polyphenol Mediterranean diet on visceral adiposity: the DIRECT PLUS randomized controlled trial. BMC Medicine. ↩︎
  10. Tosca Meyer, N.M., Pohr, A., Wernicke, C. et al. (2024). Improvement in Visceral Adipose Tissue and LDL Cholesterol by High PUFA Intake: 1-Year Results of the NutriAct Trial. Nutrients. ↩︎
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