21. Juni 2023, 16:21 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sport ist wichtig für die Gesundheit, das weiß jeder. Doch in welchem Fall schlägt der positive Effekt um? Unter bestimmten Bedingungen kann eine erhöhte Herzfrequenz gefährlich werden.
Eine neue Studie warnt davor, dass intensives Trainieren das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen kann. Forschende am Indian Institute of Technology in Kharagpur entwickelten ein spezielles Rechenmodell, um die Auswirkungen der Herzfrequenz auf den Blutfluss in den Halsschlagadern zu untersuchen.
Übersicht
Hintergrund zur Studie
Die Halsschlagadern versorgen das Gehirn mit Blut. Durch eine ungesunde Ernährung können sich Fett, Cholesterin und andere Stoffe an den Innenwänden der Blutgefäße ansammeln, so auch in der Halsschlagader. Dadurch bildet sich Plaque und die Gefäße verengen. Es kommt zu einer Arterienverkalkung, der sogenannten Arteriosklerose. Die Engstellen an sich werden als Stenose bezeichnet. In frühen Stadien ist es schwierig, Stenosen zu erkennen. Allerdings können sie gefährlich werden, weil sie den Blutzufluss zum Gehirn einschränken. Ohne den über das Blut zugeführten Sauerstoff kommt es zum Schlaganfall.
Risikofaktoren für Stenosen2
– Hypertonie
– Übergewicht
– Hyperlipidämie
– Hypercholesterinämie
– Diabetes mellitus
– Männliches Geschlecht
– Alter
– Kalorien- und fettreiche Ernährung
– Rauchen
– Stress
– genetische und konstitutionelle Faktoren
Wirkung einer erhöhten Herzfrequenz auf Arterien untersucht
Wie sich eine erhöhte Herzfrequenz auf hochgradig verkalkte Arterien auswirkt, ist bisher unzulänglich untersucht. Deshalb entwickelten die Autoren der Studie ein Rechenmodell, mit dem der Blutfluss in den Halsschlagadern in drei Stenose-Stadien zu simuliert wurde:
- ohne Blockade
- mit einer leichten 30-prozentigen Blockade und
- mit einer mäßigen 50-prozentigen Blockade.
Anschließend verglichen sie die Effekte einer durch körperliche Anstrengung verursachten Herzfrequenz von 140 Schlägen pro Minute mit einer Ruheherzfrequenz von 67 und 100 Schlägen pro Minute.
Ergebnisse der Studie
Die Simulation ergab, dass körperliche Aktivität für gesunde Personen und auch für solche, die nur leicht verkalkte Blutgefäße haben, von Vorteil ist. Das Training trägt zur Aufrechterhaltung einer gesunden Durchblutung bei. Bedenken zeigen die Forschenden jedoch bei Personen mit mittleren bis starken Stenosen: Die erhöhten Scherkräfte des Blutflusses können so intensiv auf die Engstellen einwirken, dass die Stenosen aufplatzen. Trainieren Personen dieser Kategorie zu intensiv, laufen sie Gefahr, dass auf diesem Wege das aufgebrochene Plaque im Gehirn einen Schlaganfall auslöst.
Was das für Ihr Training bedeutet
Eine erhöhte Herzfrequenz kann also dazu führen, dass Plaque in mäßig bis stark verkalkten Halsschlagadern wandert und den Blutfluss zum Gehirn stoppt. Damit das persönliche Fitnessprogramm gesundheitsförderlich bleibt, empfehlen die Wissenschaftler, vor intensiven Trainingseinheiten regelmäßig die Gesundheit der Arterien zu überprüfen. Sollten Sie bereits an einer Arterienverkalkung leiden oder sind Schlaganfälle in Ihrer Familie aufgetreten, besprechen Sie Ihr Trainingsprogramm mit Ihrem Arzt.
Die Autoren der Studie erhoffen sich durch die Ergebnisse, dass zukünftig besser auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Trainingseinheiten verordnet werden können.
Ablagerungen in Arterien Körperliche Aktivität kann paradoxerweise Herzinfarkt-Risiko erhöhen
Akuter Herzinfarkt mögliche Folge Arteriosklerose – woran man verstopfte Arterien erkennt
Hoffnung für Betroffene Forscher finden möglichen Weg für Behandlung von Arteriosklerose
Quellen
- 1. Kahn, P., Sharma, S., Chakraborty, S. et al. (2023). Effect of heart rate on the hemodynamics in healthy and stenosed carotid arteries. Physics of Fluids.
- 2. Universitätsklinikum Heidelberg. Stenosen der hirnversorgenden Gefäße. (aufgerufen am 21.06.2023)