31. Oktober 2022, 14:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Immer mehr jüngere Menschen erleiden Schlaganfälle. Diesen dramatischen Trend hat nun eine britische Studie aufgezeigt. Und nicht nur das: Sie fand auch bestimmte Gemeinsamkeiten der Betroffenen, die einen möglichen Grund für die Entwicklung nahelegen.
Dass längst nicht nur betagte Menschen von Krankheiten wie Krebs, Herzattacken oder Schlaganfällen betroffen sind, ist bekannt. Doch wie stark die Zahl der Erkrankungen bei Jüngeren tatsächlich gestiegen ist, ist alarmierend. Denn: Sie scheinen im engen Zusammenhang mit unserem modernen Lebensstil zu stehen. Zu dieser Erkenntnis kam kürzlich eine Untersuchung von Krebsfällen bei unter 50-Jährigen.1 Und Ähnliches gilt laut einer aktuellen Studie auch für Schlaganfälle – die inzwischen vermehrt bei unter 55-Jährigen auftreten.
Übersicht
Studie mit 94.567 Teilnehmern
Die Kohortenstudie aus Oxfordshire (England) umfasste 94.567 Probanden. Die Wissenschaftler der University of Oxford stützten sich auf Daten der Oxford Vascular Study, die in Hausarztpraxen registrierte Personen umfasst. Im Fokus der Datenauswertung standen zwei Zeiträume von jeweils acht Jahren. So analysierten die Forscher sowohl die Schlaganfallrate zwischen 2002 und 2010 als auch die Rate zwischen 2010 und 2018. Dann verglichen die Forscher, wie sich das Vorkommen von Schlaganfällen in den beiden betrachteten Zeitspannen verändert hatte.
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Immer mehr Schlaganfälle bei Menschen unter 55
Es zeigte sich, dass von 2002 bis 2018 ein drastischer Anstieg von Schlaganfällen bei jüngeren Menschen, genauer bei Personen unter 55 Jahren, zu verzeichnen war. Er betrug 67 Prozent. Dagegen gab es in der untersuchten Kohorte eine leichte Reduzierung (um 15 Prozent) von Schlaganfällen bei Personen, die 55 Jahre oder älter waren.2
Auffälligkeiten im Lebensstil – möglicher Grund für Anstieg?
Bei ihrer Datenanalyse bezogen die englischen Forscher auch Informationen zu Geschlecht, Lebensstilfaktoren, verbesserten Kontrolluntersuchungen und veränderten Diagnoseverfahren mit ein. Der genannte Anstieg von Erkrankungsfällen bei jüngeren Menschen blieb auch vor diesem Hintergrund bestehen.
Was aber auffiel, war, dass die betroffenen U55-Jährigen Gemeinsamkeiten im Lebensstil aufwiesen. So ließ sich parallel zum Anstieg der Schlaganfälle beobachten, dass unter den jüngeren Schlaganfall-Patienten auch gehäuft Menschen mit einer höheren Berufsqualifikation waren. Soll heißen: Immer häufiger sind unter 55-Jährige betroffen, die in Fach- und Führungspositionen arbeiten. Die Wissenschaftler vermuten in einer offiziellen Mitteilung zur Studie, dass dies auf eine Rolle von arbeitsbedingtem Stress, geringer körperlicher Aktivität und langen Arbeitszeiten für das Schlaganfallrisiko hindeute.3
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Ursachen für Schlaganfälle bei jungen Menschen weiter erforschen
„In der Vergangenheit dachten wir, dass Schlaganfälle nur ältere Erwachsene betreffen, aber Studien wie diese deuten auf ein wachsendes Problem bei jungen Erwachsenen hin“, betont Dr. Angela Hind, Geschäftsführerin der Medical Research Foundation, welche die Studie aus Oxford sponserte. „Ein Schlaganfall bei jungen Erwachsenen kann enorme Auswirkungen haben, da er oft dann auftritt, wenn sie eine Familie gründen oder bereits kleine Kinder haben, für die sie sorgen müssen, und wenn sie den Höhepunkt ihrer Karriere noch nicht erreicht haben. (…). Es muss mehr geforscht werden, um die Ursachen von Schlaganfällen bei jungen Menschen besser zu verstehen und die besten Möglichkeiten zur Vorbeugung zu finden.“
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Quellen
- 1. 1. Ogino, S., Ugai, T., Sasamoto ,N. et al. (2022). Is early-onset cancer an emerging global epidemic? Current evidence and future implications. nature reviews clinical oncology.
- 2. Li, L., Scott ,C.A., Rothwelle, P.M. (2022). Association of Younger vs Older Ages With Changes in Incidence of Stroke and Other Vascular Events, 2002-2018. JAMA.
- 3. Medical Research Foundation. Research finds a significant increase in stroke incidence in those younger than 55 years. News Medical. (aufgerufen am 31.10.2022)