5. November 2024, 16:37 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn man von erfolgreichem Altern spricht, ist damit nicht nur gemeint, einfach länger zu leben – sondern auch, eine hohe körperliche Gesundheit, ein hohes kognitives sowie physisches Funktionsniveau und ein aktives Engagement im täglichen Leben aufzuweisen. Und genau das soll laut einer Studie alles der Schlaf beeinflussen können.
Im hohen Alter sowohl körperlich als auch geistig fit zu sein, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Natürlich spielt dabei die Genetik eine Rolle, aber auch der Lebensstil und andere Umweltfaktoren. So ist es bspw. von Bedeutung, wie man sich jahrelang ernährt, bewegt und auch schläft.1 Eine chinesische Studie fand nun heraus, dass gewisse Schlafroutinen, bezogen auf die Dauer, stark zum erfolgreichen Altern beitragen.
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Übersicht
Bewertung des Schlafs und des erfolgreichen Alterns
Die Forscher verwendeten für ihre Untersuchungen Daten der China Health and Retirement Longitudinal Study (CHARLS) aus den Jahren 2011, 2013, 2015, 2018 und 2020.2 Dabei handelt es sich um eine Studie, welche die Gesundheit der Bevölkerung ab 45 Jahren aus 28 Provinzen in China untersuchte. Zu Studienbeginn gab es insgesamt 17.708 Teilnehmer. Durch schwere chronische Krankheiten und fehlende Angaben zur Schlafdauer sortierte man einige Personen zwischen den Jahren aus, wodurch sich zum Schluss eine Kohortengröße von 3.306 Teilnehmern ergab. Die Geschlechterverteilung war ausgeglichen, das durchschnittliche Alter lag bei 60 Jahren.
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Bewertung der Schlafdauer
Als Schlafroutine ist in dieser Studie vor allem die tägliche Dauer gemeint, die sich aus zwei Komponenten zusammensetzt. Um die Gesamtschlafdauer über einen Zeitraum von 24 Stunden der Probanden zu berechnen, addierten die Wissenschaftler eben diese Komponenten, also die nächtliche Schlafdauer und den Mittagsschlaf, miteinander. Die Ermittlung dieser Zeiten erfolgte anhand einiger Fragen, die die Teilnehmer beantworten sollten. Anschließend ordneten die Forscher die Schlafdauer in fünf verschiedene Kategorien ein:
- Normal stabil
- Lang stabil
- Abnehmend
- Zunehmend
- Kurz stabil
Bewertung des erfolgreichen Alterns
Ein bewährtes Konzept von Rowe und Kahn wurde eingesetzt, um den allgemeinen Gesundheitszustand älterer Erwachsenen zu messen. Das erfolgreiche Altern definierte man dann in Welle 5 anhand gewisser Bewertungsmethoden und -kriterien:
Bewertung schwerer chronischer Erkrankungen
Die Teilnehmer wurden gefragt, ob ein Arzt ihnen mitgeteilt hat, dass sie an einer der folgenden schweren chronischen Erkrankungen leiden, darunter Diabetes, Krebs, chronische Lungenerkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall. Falls nichts davon zutraf, wertete man das als positiv in Bezug auf das erfolgreiche Altern.
Bewertung der körperlichen Funktion
Die Abfrage der körperlichen Funktion basierte auf einer Skala für die Aktivitäten des täglichen Lebens. Dabei befragte man die Teilnehmer, ob sie bei einem der folgenden Punkten Unterstützung benötigten:
- Anziehen
- Baden oder Duschen
- Essen
- Ins Bett gehen oder aufstehen
- Toilettengang
- Kontrolle von Urinieren und Stuhlgang
Personen, die eine der sechs Aktivitäten nicht selbstständig ausführen konnten, stellte man eine Beeinträchtigung der körperlichen Funktion fest.
Bewertung der kognitiven Funktion
Die kognitiven Funktionen bewertete man in einem persönlichen Gespräch. Dabei mussten die Teilnehmer eine vorgegebene Subtraktion berechnen, das heutige Datum, den Wochentag und die Jahreszeit nennen. Anschließend prüfte man das Wortgedächtnis, indem man ihnen 10 chinesische Substantive nach dem Zufallsprinzip vorlas und die Befragten dann dazu aufforderte, sich so viele wie möglich zu merken und wiederzugeben. Zusätzlich ließ man die Probanden ein Bild von zwei überlappenden Pentagrammen nachzeichnen. Man stellte bei den Teilnehmern eine hohe kognitive Funktion fest, wenn ihr Gesamtwert auf oder über dem Medianwert lag.
Bewertung der psychischen Gesundheit
Anhand der Depressionsskala des Center for Epidemiologic Studies bewertete man mögliche depressive Symptome bei den Probanden. Wenn der Wert bei 10 oder mehr lag, definierte man das als klinisch signifikante depressive Symptome.
Kurze Gesamtschlafdauer verringerte Wahrscheinlichkeit für erfolgreiches Altern
Während der neunjährigen Nachbeobachtungszeit stellte man fest, dass 13,8 Prozent, also 455 Personen, erfolgreich alterten. Bezogen auf die Schlafdauer stellte man fest, dass Teilnehmer mit einer niedrig stabilen und zunehmenden Dauer im Gegensatz zu einer normal stabilen Schlafroutine eine um 36 bzw. 52 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit für erfolgreiches Altern aufzeigten. Ähnliches beobachtete man bei den nächtlichen Schlafdauerverläufen: Abnehmende, zunehmende und kurze stabile Schlafroutinen waren im Vergleich zu normalen stabilen Verläufen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für erfolgreiches Altern verbunden.
„Diese Ergebnisse unterstreichen, dass chronischer Schlafmangel sowie die Muster zunehmender und abnehmender Schlafdauer keine rein altersbedingten Veränderungen sind, sondern sich vielmehr als entscheidende Indikatoren für Hindernisse bei der Verfolgung eines erfolgreichen Alterns herausstellen“, schlussfolgern die Wissenschaftler in ihrer Studie.
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Einordnung der Studie
Die Untersuchungen zeigen einen plausiblen Zusammenhang zwischen dem erfolgreichen Altern und der Einhaltung der Schlafroutinen bezogen auf die Gesamtdauer. Die Ergebnisse könnten allerdings aufgrund ihrer Regionalität nicht auf andere Bevölkerungen reproduzierbar sein. Des Weiteren basieren viele Angaben auf der subjektiven Wahrnehmung der Teilnehmer, wodurch nicht alle Antworten auch der Wahrheit entsprechen könnten. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, darauf aufbauend weitere Studien durchzuführen, die unterschiedliche Bevölkerungsgruppen einbeziehen und klinisch untersuchen.