30. Juni 2023, 14:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS), besser bekannt als Schlafapnoe, ist eine ernstzunehmende, mit Schnarchen assoziierte Atemstörung. Bei den Betroffenen setzt während des Schlafens der Atem aus, was – neben Tagesmüdigkeit – verschiedene gesundheitliche Folgen haben kann. Zuletzt wurde bekannt, dass auch US-Präsident Joe Biden darunter leidet; so wie rund vier Prozent der deutschen Bevölkerung. Lesen Sie bei FITBOOK, wie sich eine Schlafapnoe bemerkbar macht und was dagegen hilft.
Betroffene selbst spüren es vor allem am Tag danach. Denn die nächtlichen Atemaussetzer durch eine Schlafapnoe führen dazu, dass sie sich im Schlaf schlechter erholen. Typisch sind daher Konzentrationsschwäche und eine ausgeprägte Müdigkeit im Alltag. Nachts sind es eher die Personen, die mit im Bett liegen, die die Atemstörung des anderen mitbekommen. Denn Schlafapnoetiker stoßen etwa ein lautes Rasseln und Grunzen aus, wenn sie nach einer ausgesetzten Atmung wieder um Luft ringen. Lesen Sie im Folgenden mehr über die weiteren Symptome, Ursachen, möglichen Folgen und Behandlung einer Schlafapnoe – sowie Möglichkeiten, ihr vorzubeugen.
Übersicht
Schlafapnoe – das sind die Symptome
Wer Schlapapnoe hat, schnarcht. Dies kann sich mit einem auffällig trockenen Mund am Morgen bemerkbar machen.1 Aufgrund der Apnoe (übersetzt: „Nicht-Atmung“) hören die Betroffenen im Schlaf häufiger für jeweils bis zu zehn Sekunden auf, zu atmen. In dieser Zeit sind sie wach, ohne es bewusst wahrzunehmen. Zu den Symptomen einer Schlafapnoe kann deshalb auch Sekundenschlaf im Tagesverlauf zählen, weil sich Betroffene nachts nicht richtig erholen konnten. Viele von ihnen können sich z. B. bei der Arbeit nur schwer konzentrieren, oft haben sie Kopfschmerzen. Das erschöpfende Syndrom kann die Lebensqualität einschränken und neben z. B. dem Verlust der Libido verschiedene gesundheitliche Folgen haben.
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Mögliche Folgeerkrankungen
Schlafapnoe kann unbehandelt die Lebenserwartung um im Schnitt rund zehn Jahre senken.2 Durch die Atemaussetzer ist das Gehirn nachts zeitweise mit Sauerstoff unterversorgt. Um dies auszugleichen, schlägt das Herz der Betroffenen schneller, oft mit der Folge von Durchblutungsstörungen des Herzmuskels. Die Hälfte der Betroffenen entwickelt im Verlauf der Erkrankung weitere Herzmuskelerkrankungen, daneben Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck. Weiterhin haben sie ein deutlich erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, sowie für Herzinfarkte und Diabetes.
Obstruktive und zentrale Schlafapnoe
Die obstruktive Schlafapnoe ist von einer funktionellen Einengung im Bereich der oberen Atemwege begünstigt. Es sind insbesondere Männer und hier ältere betroffen. Frauen erkranken in der Regel, wenn überhaupt, erst nach Abschluss der Menopause daran. Die zentrale Schlafapnoe ist vor allem altersassoziiert. Man geht davon aus, dass jede vierte 60-jährige Person in Deutschland an zentraler Schlafapnoe leidet.
Ursachen und Risikofaktoren
Die körperliche Ursache für Schlafapnoe bzw. Schnarchen ist eine Verengung des Rachenraums. Hierfür gibt es viele bekannte Risikofaktoren, etwa fortschreitendes Alter, denn mit den Jahren erschlaffen die Muskeln im Rachenraum immer mehr. Man geht weiterhin von genetischen Faktoren aus, denn oft gibt es in Familien mehrere Schlafapnoetiker. Die konkreten Faktoren sind jedoch noch nicht eingehend erforscht. Dem Befund können auch z. B. durchgemachte Schlaganfälle, neurodegenerative Erkrankungen oder entzündliche Hirnerkrankungen zugrunde liegen.3
Ganz wesentlich: der Lebensstil
Am häufigsten sind Übergewichtige betroffen. Bei ihnen ist, wie an anderen Stellen des Körpers, auch im Rachen- und Mundraum das Gewebe verdickt und durch die Verengung der Atemfluss gestört. Zu den Angewohnheiten, die die Symptome einer Schlafapnoe begünstigen, gehören Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum, daneben die Einnahme von Schlaftabletten und Beruhigungsmitteln.
Schlafapnoe behandeln – oder vorbeugen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Schlafapnoe zu behandeln – von Lagerungshilfen über Kieferschienen und eine langfristige CPAP-Beatmung (mit positivem Atemwegsdruck) bis hin zur Operation. Dabei sind vorbeugende Maßnahmen häufig sehr effektiv, teilweise können sie aufwändige Maßnahmen ersetzen.
Gewicht reduzieren
Eine drastische Gewichtsabnahme kann die Notwendigkeit alternativer Behandlungen aufheben. Das zeigten frühere Studien.4,5 Insbesondere, wenn Fettgewebe im Oberkörperbereich das Risiko einer Atemwegsbehinderung und eine Verengung der Atemwege erhöht, kann schon eine moderate Gewichtsabnahme helfen. Damit sich die Symptome der Schlafapnoe nicht wieder verschlimmern, muss man das reduzierte Gewicht natürlich halten.
Bewegung
Mehr physische Aktivität und weniger Zeit im Sitzen senken das Risiko, eine (schwere) Schlafapnoe zu entwickeln. So heißt es in der Zusammenfassung einer früheren Studie.6 Deren Ergebnisse basieren auf Daten von rund 119.000 Frauen und 19.000 Männern ausgewertet wurden. Deren körperliche Aktivität und im Sitzen verbrachte Zeit vor dem Fernseher und/oder außer Haus wurde alle zwei bis vier Jahre mit Fragebögen erfasst und die Ausprägung ihrer Symptome anhand von validierten Selbstangaben ermittelt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein höheres Maß an Aktivität und weniger Zeit im Sitzen mit einer Verbesserung der Beschwerden einhergeht.
Schlafposition anpassen
Auch kleine Veränderungen der Schlafposition können das Risiko einer obstruktiven Schlafapnoe reduzieren. Dies belegen mehrere frühere Studien. Mehr als die Hälfte der Fälle von obstruktiver Schlafapnoe konnte in der Untersuchung auf die Schlafposition – der Rückenlage – zurückgeführt werden. 7,8,9
Seite, Bauch, Rücken Welche Schlafposition ist am gesündesten?
Obstruktive Schlafapnoe Schnarcher haben erhöhtes Risiko für Krebs, kognitiven Verfall und Blutgerinnsel
Studie Der Einfluss von Schnarchen auf das Aktivitätslevel
Quellen
- 1. Fachliche Beratung von Dr. med. Roman Roitman, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde aus Frankfurt am Main
- 2. Lungenärzte im Netz. Schlafapnoe, Auswirkungen. (aufgerufen am 30.06.2023)
- 3. Deutsche Hirnstiftung. Schlafapnoe-Syndrom (aufgerufen am 30.06.2023)
- 4. Anandam ,A., Akinnusi, M., Kufel, T. et al. (2012). Effects of dietary weight loss on obstructive sleep apnea: a meta-analysis. Sleep and Breathing.
- 5. Lui, Y., Yang L, Stampfer, M.J. et al. (2021). Physical activity, sedentary behavior, and incidence of obstructive sleep apnea in three prospective US cohorts. European Respiratory Journal.
- 6. Loube, D.I., Loube, A.A., Mitler, M.M. (1994). Weight loss for obstructive sleep apnea: the optimal therapy for obese patients. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics.
- 7. Richard, W., Kox, D., den Herder, C. et al. (2006). The role of sleep position in obstructive sleep apnea syndrome. European Archives of Oto-Rhino-Laryngology.
- 8. Joosten, S.A., O’Driscoll, D.M., Berger, P.J. et al. (2013).Supine position related obstructive sleep apnea in adults: pathogenesis and treatment. Science Direct.
- 9. Fernandes do Prado, L.B., Thompson, R., Marcus ,C.L. et al. (2002).Body position and obstructive sleep apnea in children. SLEEP (aufgerufen 31.08.2021)
- 10. Mit Material von dpa