27. Februar 2023, 14:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Für ein gesundes und zufriedenes Leben ist guter Schlaf unverzichtbar. Wer also Schlafprobleme hat, sollte sie dringend beseitigen, raten Experten. Denn wie eine aktuelle Studie zeigt, können gute Schlafgewohnheiten sogar das Leben um mehrere Jahre verlängern.
Obwohl der Schlaf ein ganz natürlicher Prozess ist, gibt es viele verschiedene Faktoren, die für einen schlechten Schlaf sorgen können. Zu viel Alkohol, schweres Essen am späten Abend, Stress auf der Arbeit, Probleme im Privatleben, zu viel Koffein, ein zu hoher Medienkonsum – die Liste ist lang. Wer erholsamen Schlaf fördern möchte, muss also eine ganze Reihe möglicher Störfaktoren eliminieren. Wie wichtig das ist, zeigt das Ergebnis einer neuen Studie aus den USA: Forschende der amerikanischen Hochschule für Kardiologie identifizierten fünf Gewohnheiten beim Schlaf, die die Grundlage für ein langes Leben bieten können.
Übersicht
Daten von 172.321 Probanden ausgewertet
Offiziell wird die Studie1 auf dem Weltkongress für Kardiologie (WCC) und der jährlichen Tagung der amerikanischen Hochschule für Kardiologie (ACC) vorgestellt, die Anfang März in New Orleans abgehalten werden. Doch die Ergebnisse erschienen bereits jetzt in einer Pressemitteilung des ACC. Die Studie wurde von Forschern des „Beth Israel Deaconess Medical Center“ an der Harvard-Universität durchgeführt. Man wollte herausfinden, welche Schlafgewohnheiten einen positiven Einfluss auf die Lebenserwartung von 30-jährigen Menschen haben. Dazu wurden Daten von 172.321 Amerikanern ausgewertet, die zwischen 2013 und 2018 an der nationalen Gesundheitsbefragung teilgenommen hatten. Darin waren auch Fragen zur Schlafhygiene enthalten.
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Zwei Drittel der Befragten waren Weiß-Amerikaner, 14,5 Prozent Latinos, 12,6 Prozent Schwarze und 5,5 Prozent waren asiatischer Abstammung. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 50 Jahren, etwa 54 Prozent von ihnen waren Frauen. Da die Forscher auch Zugang zum nationalen Sterberegister hatten, konnten sie eine Verknüpfung zwischen einzelnen Schlafgewohnheiten und dem Sterberisiko herstellen.
- Während des 4,3-jährigen Untersuchungszeitraums starben 8.681 Probanden.
- In 30 Prozent der Fälle waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen ursächlich.
- 24 Prozent der Sterbefälle waren durch Krebs verursacht.
- In 46 Prozent der Fälle war ein anderer Grund der Auslöser für den Tod.
Diese 5 Schlafgewohnheiten wirken sich positiv auf die Lebenserwartung aus
Die Forscher bestimmten fünf Faktoren, anhand derer sie die Schlafqualität der Probanden bewerteten:
- Eine ideale Schlafdauer zwischen sieben und acht Stunden pro Nacht.
- Einschlafprobleme nicht häufiger als zweimal pro Woche.
- Probleme beim Durchschlafen nicht häufiger als zweimal pro Woche.
- Keine Einnahme von Schlafmitteln.
- Gut erholt nach dem Schlaf mindestens an fünf Tagen in der Woche.
Wer alle fünf Faktoren erfüllte, bekam die höchste Punktzahl (5), was zugleich als hohe Schlafqualität beurteilt wurde. Zudem wurden andere Risikofaktoren wie ein schwacher sozioökonomischer Status, Rauchen, Alkoholtrinken und Vorerkrankungen beachtet, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden.
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Unterschiede zwischen Männer und Frauen
Die Auswertung der Daten ergab, dass Probanden, die alle fünf Faktoren der Schlafqualität erfüllten, ein um bis zu 30 Prozent niedrigeres Sterberisiko hatten als jene, die gar keinen oder nur einen der Faktoren erfüllten. Bei Männern führte das zu einer um bis zu 4,7 Jahre höheren Lebenserwartung, bei Frauen erstaunlicherweise aber nur um bis zu 2,4 zusätzliche Lebensjahre. Warum es hier einen so großen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt, können die Forscher derzeit noch nicht erklären. Dazu muss weiter geforscht werden.
Dennoch ist die Schlafqualität ein wichtiger Faktor bei der Lebenserwartung. „Wenn Menschen all diese idealen Schlafgewohnheiten erfüllen, werden sie mit größerer Wahrscheinlichkeit länger leben“, sagt der Internist und Studienautor Dr. Frank Qian. „Ich glaube, diese Ergebnisse zeigen, dass eine ausreichend lange Schlafdauer nicht genug ist. Man muss wirklich einen erholsamen Schlaf haben ohne Einschlaf- und Durchschlafprobleme“, erklärt der Forscher. Um einen Teil der vorzeitigen Sterbefälle zu reduzieren, sei es daher wichtig, Schlafprobleme zu erkennen und zu behandeln.
Gesunde Lebensweisen addieren sich über viele Jahre hinweg
Für die Studie wurde die Schlafqualität und die Lebenserwartung ab dem 30. Lebensjahr berücksichtigt. Doch Dr. Qian betont, dass es nie zu früh, aber auch nie zu spät sei, für einen besseren Schlaf zu sorgen. Denn gesunde Lebensweisen addieren sich über viele Jahre hinweg und resultieren später in einer längeren Lebenserwartung. Man sollte erholsamen Schlaf also nicht auf die lange Bank schieben, sondern am besten schnellstmöglich die Weichen dafür stellen. Ein guter Anhaltspunkt ist es, zu überprüfen, ob die oben genannten fünf Schlafgewohnheiten erfüllt sind.
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Quelle
- 1. American College of Cardiology: Getting Good Sleep Could Add Years to Your Life (aufgerufen am 24.2.2023)