3. Februar 2021, 5:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Einmal durchmachen und für den Rest des Lebens immun dagegen sein? Das ist bei Scharlach nicht der Fall. Die Krankheit kann wiederkehren und unbehandelt ernste Folgen haben.
Einmal die Zunge herausstrecken, bitte. Sie ist tiefrot? Das ist nicht so gut. Eine solche „Himbeerzunge“ ist oft ein Hinweis auf Scharlach. Dabei handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien – sogenannte A-Streptokokken – ausgelöst wird. Eine Halsentzündung, Hautausschlag und Fieber sind oft die Folge.
Übersicht
Scharlach trifft nicht nur Kinder
Scharlach gilt zwar als klassische Kinderkrankheit, doch das heißt nicht, dass Erwachsene per se verschont bleiben. „Menschen in jedem Alter können daran erkranken, aber Kinder im Alter zwischen drei und zwölf Jahren sind deutlich häufiger betroffen“, erklärt Prof. Andreas Podbielski vom Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene an der Universitätsmedizin Rostock.
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Eine hochansteckende Erkrankung
Die Krankheit ist hochansteckend. In Kindergärten und Schulen können sich die Scharlach-Bakterien schnell verbreiten. Zur Ansteckung kommt es durch erregerhaltige Tröpfchen, die durch Husten, Niesen oder verunreinigte Hände verteilt werden.
Spätestens am dritten Tag nach der Ansteckung zeigen sich Beschwerden. „Die Symptome können sehr unterschiedlich sein“, sagt Podbielski. Neben Halsschmerzen und Fieber entwickelt sich meist ein nicht juckender Hautausschlag mit vielen roten Flecken am Körper. Dazu kommt die „Himbeerzunge“.
„Bei Kindern kann es auch zu Bauchschmerzen und Erbrechen kommen“, sagt der Düsseldorfer Kinder- und Jugendarzt Hermann Josef Kahl. Abgeschlagenheit und geschwollene Mandeln sind auch möglich.
Was ist zu tun, wenn sich solche Symptome zeigen? Die erste Regel lautet: Sich unbedingt von Kindergärten, Schulen oder Räumlichkeiten fernhalten, in denen man auf viele andere Menschen trifft. Auch wenn nur der Verdacht auf Scharlach besteht.
Wer als Erwachsener tatsächlich oder möglicherweise erkrankt ist, darf keinen beruflichen Tätigkeiten mit Kontakt zu anderen Menschen nachgehen. Dieses Kontaktverbot gilt solange, bis der behandelnde Arzt es aufhebt. Anlaufstelle für Patienten mit Verdacht auf Scharlach ist der Kinder- beziehungsweise der Hausarzt.
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Scharlach-Therapie mit Antibiotika
Therapiert wird Scharlach mit Antibiotika, in aller Regel mit Penicillin-Tabletten. Für Kinder gibt es entweder Penicillin-Saft oder auch Cephalosporin- oder Makrolid-Tabletten. In einigen Fällen werden zusätzlich schmerz- und fiebersenkende Mittel verordnet, um die Beschwerden zu lindern.
Die Beschwerden lassen häufig nach wenigen Tagen nach. „Bereits 24 Stunden nach der ersten Antibiotika-Einnahme besteht in aller Regel keine Ansteckungsgefahr mehr“, schildert Andreas Podbielski. Die Penicillin-Einnahme erfolgt zehn Tage lang, Kinder nehmen die Medikamente für fünf bis sieben Tage.
Dauern Krankheitszeichen wie Fieber oder eitrige Punkte am Körper auch 24 Stunden nach der ersten Antibiotika-Einnahme noch an, dürfen Betroffene erst wieder in Kitas, Schulen oder Arbeitsstätten mit viel Kundenkontakt gehen, wenn die Symptome abgeklungen sind. „Das kann 14 Tage und länger dauern“, so Podbielski.
Tückisch am Scharlach: Ein milder Verlauf der Krankheit ist nur schwer bis gar nicht von einer Halsentzündung zu unterscheiden. Doch bleibt eine Infektion mit Streptokokken unbehandelt, können sich die Bakterien über die Blutbahn im Körper ausbreiten und schwere Krankheiten auslösen, etwa eine akute Nierenentzündung.
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Wie schützt man sich gegen Scharlach?
Wer einmal Scharlach überstanden hat, ist nicht immun dagegen. Das liegt daran, dass die Bakterien Untergruppen haben. Das heißt: „Man ist allenfalls davor geschützt, noch einmal an der jeweiligen Untergruppe zu erkranken“, erläutert Kahl.
Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, den Kontakt zu Erkrankten, die noch ansteckend sind, zu meiden. Das A und O ist, sich regelmäßig und gründlich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen.
mit Material von dpa