27. August 2024, 14:10 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Erektionsstörungen, auch erektile Dysfunktion genannt, tritt häufig bei Männern im Alter auf. Die Ursachen dafür sind vielfältig – auch die Ernährung kann dabei eine Rolle spielen, wie eine neue Studie zeigt. FITBOOK-Redakteurin Janine Riedle geht auf die Forschungsergebnisse ein.
Wie eine Statistik aus dem Jahr 2020 zeigt, können Erektionsstörungen in jedem Alter auftreten. So sind etwa sieben Prozent der 18- bis 25-Jährigen in Deutschland davon betroffen. Mit zunehmendem Alter wachsen auch die Zahlen: Bei 21 Prozent der 56- bis 65-Jährigen treten erektile Dysfunktionen auf, bei den 66- bis 75-Jährigen sind es 34 Prozent.1 Die Dunkelziffer dürfte noch höher ausfallen, wenn man beachtet, dass Erektionsstörungen noch immer als Tabu-Thema gelten und daher oft nicht beim Arzt angesprochen werden. Umso wichtiger ist es daher, zu wissen, was genau erektile Dysfunktionen begünstigen und wie man diese vorbeugen kann. Dem widmeten sich nun Forscher aus China, die eine beliebte Essgewohnheit als einen möglichen Risikofaktor für Erektionsstörungen identifizierten: scharfes Essen.
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Übersicht
Fragebögen zur Ermittlung von Erektionsstörungen und Essgewohnheiten
Die Wissenschaftler machten zunächst insgesamt 674 Männern ausfindig, die von Juni 2017 bis Juni 2023 in die Xiangya-Kliniken kamen und seit mindestens sechs Monaten an Erektionsstörungen litten.2 Die Kontrollgruppe bildete man aus denjenigen, die mit anderen sexuellen Funktionsstörungen oder wegen einer körperlichen Untersuchung das Krankenhaus aufsuchten. Nachdem man Patienten aussortiert hatte, die nicht an der Studie teilnehmen wollten, die Fragebögen nicht ausfüllten oder psychisch erkrankt waren, ergab sich eine Studiengröße von insgesamt 373 Patienten.
Einordnung der Schwere der Erektionsstörung
Noch vor der Behandlung wurden die Studienteilnehmer darum gebeten, mehrere Fragebögen auszufüllen. Neben dem allgemeinen Fragensatz, der demografische Daten erhob, setzte man den sogenannten SIEDY-Fragebogen (Structured Interview on Erectile Dysfunction) ein. Dieser bewertet den Einfluss organischer, relationaler und psychopathologischer Faktoren auf die Erektionsstörung. Mithilfe eines weiteren Fragebogens, dem „International Index of Erectile Function-5 (IIEF-5)“, konnten die Wissenschaftler anschließend den Grad der Störung bewerten.
Abfrage des Essverhaltens
Um den Zusammenhang zwischen Ernährungsgewohnheiten, wie z. B. scharf essen, herzustellen, ließen die Forscher die Teilnehmer auch Fragebögen zu ihren Ernährungs- und Lebensgewohnheiten ausfüllen. Anhand dessen fragte man u. a. den Fleisch-, Obst-, Gemüse- und Fischverzehr ab. Aber auch Angaben zum Würzverhalten machten die Patienten.
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Körperliche Untersuchung
Des Weiteren unterzogen sich die Teilnehmer verschiedenen Untersuchungen, die folgende Werte ermittelten:
- Körpergewicht und -maße
- Blutdruck
- Puls- und Atemfrequenz
- Tägliches Bewegungsverhalten
- BMI
- Prävalenz von Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Hyperlipidämie
Darüber hinaus bestimmte man mittels Labortests die Leberfunktion, den Vitamin-D-Haushalt und das Vorkommen des Sexualhormonbindungsproteins (SHBG).
Scharfes Essen kann Erektionsstörungen begünstigen
Von den 373 Studienteilnehmern waren 67,6 Prozent von einer Erektionsstörung betroffen, was oftmals auch mit einem Anstieg des BMI und des Blutzuckerspiegels einherging und auf Gefäßschäden hindeuten kann. Auch eine Senkung des Testosteronspiegels konnte man bei den Patienten beobachten.
Zusammenhang zwischen Erektionsstörungen und Rauchverhalten
Der BMI der Teilnehmer, die eine Erektionsstörung aufwiesen und rauchten, lag bei fast 24 und der High-Density-Lipoprotein (HDL)-Wert bei 1,19 Millimol pro Liter. Beide Werte können Indikatoren für Gefäßschäden sein. Zudem stellte man fest, dass die Schwere der Erektionsstörung mit der Anzahl der Zigaretten pro Tag zunahm.
Zusammenhang zwischen Erektionsstörungen und Essgewohnheiten
In Bezug auf die Ernährung zeichnete sich bei den Betroffenen ein Trend ab: Sie verzehrten im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich mehr Schweinefleisch und scharfe Speisen. Weiterführend beobachtete man, dass Personen mit einer Erektionsstörung, die nicht rauchten und vermehrt scharfes Essen konsumierten, einen erhöhten BMI aufwiesen. Das könnte laut den Wissenschaftlern organische Erkrankungen verursachen. Zusätzlich sank der Testosteronspiegel mit der Häufigkeit des Verzehrs von scharfem Essen ab. Ein weiterer Zusammenhang bestand bei Patienten mit Erektionsstörungen zwischen dem Konsum von scharfem Essen und höheren Werten auf der SIEDY-2-Skala.
Zusammenfassend kann man sagen: Teilnehmer, die mehr als dreimal pro Woche scharfes Essen zu sich nahmen, entwickelten ein um 158,6 Prozent erhöhtes Risiko für erektile Dysfunktionen.
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Einordnung der Studie
Die Studie liefert Hinweise darauf, dass der regelmäßige Konsum von scharfem Essen das Risiko für Erektionsstörungen steigern kann. Allerdings liefert die retrospektive Analyse nur die Erkenntnis, dass die Sexualstörung und das besagte Essverhalten gemeinsam auftreten, klärt jedoch nicht die Kausalitäten hinter dieser Beobachtung. Das bedeutet, dass weitere Untersuchungen erfolgen müssen, um die These, dass die Ernährungsweise die Erektionsstörung auslöst, zu bestätigen.
Da die Teilnehmer mithilfe der Fragebögen subjektive Angaben machen konnten, ist nicht gewährleistet, dass diese auch tatsächlich dem Wahrheitsbild entsprechen. Z. B. können etwa die Angaben zum Essverhalten stark schwanken. Des Weiteren fällt die Studiengröße mit nur 373 Probanden sehr gering aus. Auch die Rekrutierung von Patienten aus chinesischen Kliniken stellt aufgrund der räumlichen Begrenzung eine Einschränkung dar.