17. Oktober 2023, 19:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Im Rahmen seiner Autobiographie „Did I Ever Tell You This“ machte Sam Neill (76) seine schwere Krankheit bereits im März dieses Jahres öffentlich. Schon damals befand sich der Schauspieler seit einem Jahr in Behandlung aufgrund einer extrem seltenen und speziellen Form von Lymphdrüsenkrebs. Die Erkrankung ist bis heute sein ständiger Begleiter. Inzwischen sind etliche Monate vergangen und über die möglichen Folgen ist sich Neill längst bewusst. Aber er hat einen eigenen Weg gefunden, mit dem Thema Tod umzugehen.
Als Dr. Alan Grant wurde der neuseeländische Schauspieler ab 1993 mit dem ersten Film der „Jurassic Park“-Reihe weltbekannt. Auch 2001 („Jurassic Park III“) und 2022 („Jurassic World: Ein neues Zeitalter“) verkörperte der inzwischen 76-Jährige die Rolle des berühmten Paläontologen. Doch inzwischen kämpft Sam Neill nicht mehr gegen Dinosaurier, sondern gegen einen weitaus realeren Gegner: den Krebs, genauer gesagt gegen das Non-Hodgkin-Lymphom. Mit dieser ernsten Erkrankung bestreitet er seit Anfang 2022 seinen Alltag.
Zu allem Überfluss blieb die Wirkung der Chemotherapie drei Monate nach Beginn auch noch aus. Schlimmer noch: Der Tumor wuchs immer weiter an. Zum Glück stellten die Ärzte die Behandlung um und verabreichten ihm ein seltenes Krebsmedikament, welches immerhin anschlug. Heute befindet sich Neill seit einem Jahr in Remission. Irgendwann aber, so sagte ihm das Ärzteteam, werde das Wundermittel nicht mehr wirken. „Ich weiß, dass ich es habe, aber ich interessiere mich nicht wirklich dafür“, sagte der Hollywood-Star in einem Interview in der TV-Serie „Australian Story“ dennoch erstaunlich entspannt mit Blick auf die Krankheit.
Übersicht
Was ist das Non-Hodgkin-Lymphom?
Grundsätzlich sind Lymphome sehr seltene Krebserkrankungen der Lymphozyten, einer besonderen Art von weißen Blutkörperchen. Diese Zellen wirken unterstützend bei der Bekämpfung von Infektionen. Unterteilt werden die Lymphome in zwei Arten: B- und T-Lymphozyten. Die erste Form ist für die Steuerung des Immunsystems und bei der Bekämpfung von Virusinfektionen elementar. Die zweite Form, also T-Lymphozyten, produziert Antikörper gegen Infektionen.1
Spezielle Ausprägungen davon werden als Non-Hodgkin-Lymphome definiert, die sich aus über 50 verschiedenen Erkrankungen der erwähnten B- und T-Zell-Lymphozyten zusammensetzen. Hauptsächlich befinden sich diese im Lymphsystem. Das B-Zell-Lymphom, die sich durch genetische Veränderungen in Krebszellen verwandelt haben, breiten sich meist in den Lymphknoten, im umliegenden Gewebe oder in anderen Organen aus. T-Zell-Lymphome hingegen befallen eher verschiedene Organe, wie Haut, Milz, Leber oder Dünndarm.2
So ordnet unser Experte Sam Neills Krebserkrankung ein
Die Krebsart von Sam Neill gehört zu einer äußerst seltenen Form von Lymphdrüsen- bzw. Lymphknotenkrebs. Zur Einordnung erklärt Dr. med. Rainer Lipp, Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Onkologie, gegenüber FITBOOK: „Man unterscheidet bei Lymphomen, die vom lymphatischen Gewebe ausgehen, in B-Zell und in T-Zell-Lymphome. Das bezieht sich auf die bestimmten Untergruppierungen der Lymphozyten, von denen dann letztlich dieser Tumor ausgehen kann“, erklärt der Facharzt. Bei Neill handelt es sich laut seiner Biografie um die selteneren T-Zell-Lymphome. „Die Chance dieser Erkrankung liegt bei etwa 1:150.000 oder sogar noch schlimmer“, schätzt Lipp ein. „Das, was er hat, spielt sich häufig in der Haut ab. Das ist wirklich etwas sehr Seltenes.“
Erschwerend kommt hinzu, dass bei dieser Art von T-Zell-Lymphom eigentlich keine Chance auf eine dauerhaft erfolgreiche Behandlung besteht. „Ich kann das Ganze mit mittlerweile neuen Therapien ein bisschen verlängern, aber eine Heilung ist da eigentlich nicht zu erzielen“, so Lipp. Lediglich eine allogene Knochenmarktransplantation könne helfen, sei aber hochgefährlich. „Man müsste bei dieser Erkrankung ziemlich aggressiv rangehen und müsste wahrscheinlich mit einer Todesrate von 40 bis 50 Prozent rechnen.“ Seine recht niederschmetternde Zusammenfassung: „Mit der Standardtherapie wird man wahrscheinlich irgendwann an diesem Lymphom sterben. Die Frage ist nur, wie lange ich das hinauszögern kann.“
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Furcht vor der tödlichen Krankheit? Sam Neills Alltag mit Krebs
Wie geht der Schauspieler nun mit seiner lebensbedrohlichen Erkrankung um? Alle zwei Wochen benötigt Neill aktuell Infusionen. Die Tage nach der Behandlung seien „düster und deprimierend“ für ihn. Er fühle sich danach, als habe er zehn Runden mit einem Boxer absolviert. Aktuell würden ihn Infusionen aber am Leben halten. Doch in absehbarer Zukunft wird das nicht mehr der Fall sein, weil die Wirkung der Medikamente verloren geht. Furcht vor diesem Zeitpunkt verspüre er allerdings nicht. „Darauf bin ich vorbereitet“, so der mehrfache Familienvater.
„Ich habe in keiner Weise Angst vor dem Tod. Das beunruhigt mich nicht. Es hat mich von Anfang an nicht beunruhigt“, erklärte er. Der Grund hört sich simpel und irgendwo nachvollziehbar an, wiegt aber leider sehr schwer. Es ist der Zustand der Machtlosigkeit. „Es ist außerhalb meiner Kontrolle. Wenn man es nicht kontrollieren kann, sollte man sich nicht darauf einlassen“, legte der „Peaky Blinders“-Darsteller für sich fest. Er wäre lediglich verärgert über den Tod, weil er davor noch sehr viele Dinge zu erledigen habe. Vielmehr habe er Angst und Sorge vor einem möglichen Ruhestand! Er gab zu: „Das erfüllt mich mit Grauen.“
Weitere Filmprojekte trotz der Krankheit
Denn auch im mittlerweile fortgeschrittenen Alter steht Neill trotz seiner Erkrankung noch fleißig vor der Kamera. Zuletzt drehte er unter anderem Anfang des Jahres in Australien an der Seite von Annette Bening eine neue Serie („Apples Never Fall“), bevor der US-Schauspieler- und Autorenstreik die gesamte Produktion lahmlegte. „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie privilegiert ich bin, so viel Zeit mit so vielen Schauspielern zu verbringen, von denen ich so viele wirklich genossen und so viele bewundert habe“, schwärmte Neill.
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Quellen
- 1. Martin, P., Leonard, J.P. Non-Hodgkin-Lymphome. MSD Manual. (aufgerufen am 17.10.2023)
- 2. Krebsliga. Non-Hodgkin-Lymphome. (aufgerufen am 17.10.2023)