7. Februar 2024, 4:32 Uhr | Read time: 5 minutes
Die Verpackung des grünen Tortilla-Chip ist wie ein Sarg geformt. In der Mitte prangt ein erbrechender Smiley, welcher bei den Konsumenten eine Vorahnung erwecken dürfte, was auf sie zukommt. Dennoch oder gerade deshalb geht die „Salt Chip“-Challenge viral. FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke erklärt, welche gefährlichen Folgen der Trend-Snack für die Gesundheit hat.
Die „Hot Chip“-Challenge hat einen Nachfolger, bei welchem es nicht um Schärfe geht. Bei der „Salt Chip“-Challenge wird ein einzelner Chip mit einer extrem salzigen Panade gegessen – was gefährlich für die Gesundheit werden kann. Die Hersteller provozieren auf ihrer Website bewusst mit der Frage „Traust du dich?“ und betonen, dass man die Stärke des Salzes im gesamten Körper spüren würde. Doch das kann ernste Folgen haben: Bei Erwachsenen kommt es zu Unannehmlichkeiten wie Brechreiz und Kopfschmerzen, bei Kindern droht allerdings Lebensgefahr – so die Verbraucherzentrale Hessen gegenüber der dpa.
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Übersicht
Die Mutprobe – teuer und gefährlich
In den sozialen Medien trendet das Hashtag #saltchipchallenge. Auf TikTok sind Creator zu sehen, die beim Essen des Chips angewidert das Gesicht verziehen und unappetitlich den grünen Brei wieder ausspucken. Und das nur, um den angeblich salzigsten Chip der Welt vor der Kamera zu testen. Dabei besteht ein Chip zu 40 Prozent aus purem Salz – das entspricht fast einem halben Teelöffel voll, also ca. zwei Gramm. Diese Menge deckt bereits ein Drittel des Tagesbedarfs von sechs Gramm für Erwachsene ab. Das mag nicht nach viel klingen, kann aber zu Reaktionen wie Übelkeit, Brechreiz und Kopfschmerzen führen.
Für die riskante Mutprobe muss übrigens tief in die Tasche gegriffen werden: Eine Packung mit einem einzigen Chip sowie einem Schutzhandschuh kostet zwischen 12,99 und 17,99 Euro.
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Was passiert, wenn man zu viel Salz isst?
Die Zufuhr von Speisesalz ist in Deutschland erhöht. Etwa 70 Prozent der Frauen und 80 Prozent der Männer nehmen mehr als Salz zu sich, als der Orientierungswert von sechs Gramm täglich der Deutschen Gesellschaft für Ernährung angibt. Knapp ein Viertel der Männer und 15 Prozent der Frauen essen sogar mehr als 15 Gramm Speisesalz pro Tag.1
Das gesundheitliche Resultat? Der erhöhte Speisesalzkonsum erhöht indirekt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da er den Blutdruck erhöhen kann. Für ein erhöhtes Risiko reichen bereits Blutdruckwerte im suboptimalen Bereich aus. Soll heißen, dass noch keine Hypertonie vorliegt (ab 140/90 Millimeter Quecksilbersäule), aber die systolischen Werte jedoch im Bereich von 120 bis 139 Millimeter Quecksilbersäule und/oder die diastolischen im Bereich von 90 bis 99 Millimeter Quecksilbersäule liegen. Selbst bei Kindern wird zunehmend häufig ein erhöhter Blutdruck festgestellt.
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Fehlende Warnhinweise trotz Lebensgefahr bei Kindern
Nicht auf allen Packungen sei ein entsprechender Warnhinweis zu finden, vermeldet die Verbraucherzentrale Hessen. Ihrer Empfehlung nach sollten unter 16-Jährige den Salz-Chip auf keinen Fall verzehren. Zudem sind besonders Kleinkinder gefährdet: Für ein zwei- bis dreijähriges Kind reichen bereits drei der grünen Tortillas aus, um lebensbedrohlich zu wirken. Im Körper entzieht das Salz den Zellen Wasser, um die erhöhte Salzkonzentration im Körper auszugleichen. Bei diesen erheblichen Mengen kann der entstandene Wassermangel bei Kleinkindern jedoch zum Tode führen.
Erwachsene, die entgegen den Warnungen an der „Salt Chip“-Challenge teilnehmen möchten, sollten sich ebenfalls unbedingt Wasser bereitstellen, um den plötzlichen Durst zu stillen.
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Auch Erwachsene sollten besser auf die „Salz-Bombe“ verzichten
Bleibt es beim einmaligen Verzehr, führt die Mutprobe den Angaben nach bei Erwachsenen zu keinen körperlichen Schäden. Doch generell empfiehlt die Verbraucherzentrale, den täglichen Salzkonsum von sechs Gramm nicht zu überschreiten, um das Risiko für erhöhten Blutdruck und daraus folgenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern.
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Warnung nach Todesfall So gefährlich ist die „Hot Chip Challenge“
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Ernährungsexpertin warnt vor der „Salt Chip“-Challenge
„Finger weg von der Challenge!“
„„Extrem salzig und doch geschmacklos – so lässt sich die „Salt Chip“-Challenge meiner Meinung nach am besten beschreiben. Insbesondere das Sarg-förmige, bunte Design des Produkts, welches Süßigkeiten vermuten lässt, wirkt makaber, wenn man bedenkt, welche Ausmaße der grüne Chip bei Kleinkindern annehmen kann.Und auch wenn die Challenge nur im Extremfall zum Tode führt, kann ich nur eindrücklich jedem davon abraten. In einer Gesellschaft, in der hoch verarbeitete, salzreiche Produkte ohnehin tagtäglich bei vielen Menschen auf dem Speiseplan stehen, sollte auf diese Extra-Portion Salz definitiv verzichtet werden. Denn Bluthochdruck kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, und diese gehören zu den häufigsten Todesursachen in westlichen Ländern.
Wer auf seine Salzzufuhr achten möchte, sollte den Anteil unverarbeiteter Lebensmittel wie Obst und Gemüse in seiner Ernährung erhöhen. Außerdem kann weniger Salz in Gerichten verwendet werden, wenn man stattdessen mit frischen Kräutern für Geschmack sorgt.““– Sophie Brünke, Redakteurin bei FITBOOK
*Mit Material von dpa