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Für wen eine RSV-Infektion gefährlich werden kann

Anzeichen einer Infektion mit dem RS.-Virus und für wen es gefährlich werden kann
RS-Viren können eine Bronchiolitis auslösen, bei der die Bronchien anschwellen, sich entzünden und verengen Foto: Getty Images/Science Photo Library RF
Anna Echtermeyer
Redakteurin

4. Februar 2025, 14:05 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Dem RS-Virus aus dem Weg zu gehen, ist momentan schwer. Im Grunde reicht es, eine kontaminierte Türklinke zu berühren. Was bei der Mama oder dem großen Bruder nur eine harmlose Schnupfnase verursacht, kann bei einem Baby jedoch Atemnot verursachen. Auch ältere Menschen sind Kandidaten für schwere Verläufe. Lesen Sie hier, wie RSV-Infektionen ablaufen, was typische Anzeichen sind, wie man sie behandelt und wem die Krankenkasse die Impfung bezahlt.

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Etwa 7,9 Millionen Menschen in Deutschland haben derzeit eine akute Atemwegserkrankung, so steht es im Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI).1 Im Umlauf sind, neben Grippeviren, auch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), das vor allem Kinder betrifft – aber nicht nur.

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Was ist das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV)?

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein Virus aus der Familie der Pneumoviridae. Der Erreger ist weltweit verbreitet. Bei allen Altersgruppen ruft er Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege hervor. Bei Säuglingen, insbesondere Frühgeborenen, Kleinkindern und älteren Menschen (besonders gefährdet sind neben den Säuglingen Personen ab 75 Jahren) kann das RS-Virus schwere Atemwegsinfektionen hervorrufen. Die Infektionswelle in Deutschland und auf der nördlichen Hemisphäre verläuft in der Regel zwischen November und April. Auf der Südhalbkugel ist es genau umgekehrt. 

Für wen eine RSV-Infektion gefährlich werden kann

Anstecken kann man sich in jedem Alter, wobei es nahezu unmöglich ist, dem Virus aus dem Weg zu gehen. Was für das Geschwisterkind im Kitaalter vielleicht nur eine Schnupfnase bedeutet, kann für die ganz Kleinen – also Babys in den ersten sechs Lebensmonaten – gefährlich werden. Noch höher ist das Risiko eines schweren Verlaufs für Kinder, die als Frühchen auf die Welt gekommen sind oder die zum Beispiel von Herzfehlern oder Trisomie 21 betroffen sind. Schwerer Verlauf, das heißt, dass die Infektion die unteren Atemwege befallen hat. Laut Robert Koch-Institut erkranken innerhalb des ersten Lebensjahres etwa 50 bis 70 Prozent der Kinder am RS-Virus. Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres seien nahezu alle Kinder mindestens einmal mit der Erkrankung in Berührung gekommen.2

Weil die Infektion keine langfristige Immunität nach sich zieht, können bei Erwachsenen Reinfektionen auftreten – besonders, wenn diese regelmäßigen Kontakt zu Kleinkindern haben.

Neben kleinen Kindern sind auch ältere Menschen sowie Menschen mit eingeschränktem Immunsystem besonders gefährdet. Ein Großteil der RSV-Patienten auf der Intensivstation ist im Rentenalter. Da ihr Immunsystem schwächer ist, kann es sich schlechter gegen die Erreger wehren. Gelangen die RS-Viren in die unteren Atemwege, drohen Komplikationen. Die Sterblichkeit liegt bei älteren Erwachsenen laut Lungenärzte im Netz bei vier bis acht Prozent.3

Wie steckt man sich an?

Das RSV wird nicht nur über Tröpfchen in der Luft übertragen, sondern auch über kontaminierte Hände und Oberflächen, etwa Türklinken. Laut Bundesgesundheitsministerium kann das RS-Virus in Sekret aus den Atemwegen 20 Minuten auf Händen und 45 Minuten auf Papierhandtüchern und Baumwollkitteln ansteckend bleiben.4 Damit gilt das RS-Virus als ansteckender als Grippeviren. Laut Lungenärzte im Netz spielen Erwachsene als Überträger eine wichtige Rolle. Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit beträgt in der Regel drei bis acht Tage; erste Symptome treten in der Regel nach zwei bis acht Tagen.1,3

Symptome einer RSV-Infektion

So äußert sich eine RSV-Infektion bei Babys und kleinen Kindern

Nach einer Ansteckung vergehen in der Regel fünf Tage, bis die ersten Symptome auftreten. Die meisten gesunden Kinder stecken die Infektion gut weg. Ein milder Verlauf äußert sich durch Symptome wie Schnupfen, Niesen, Husten, Halsschmerzen, Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl.

Erkrankt ein Kind erstmals am RS-Virus, verläuft diese Infektion oft schwerer als bei Folgeinfektionen. Lediglich in zwei Prozent der Fälle verläuft die Erkrankung so schwer, dass eine stationäre Krankenhausbehandlung erforderlich wird.

Als Komplikation tritt vor allem bei Früh- und Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern die Bronchiolitis auf. Dabei kommt es unter anderem zu einer erhöhten Schleimproduktion und zu einer Entzündung der kleinsten Bronchien. Diese schwellen dann an und verengen. Dadurch können Kinder richtig Atemnot bekommen. Das Erkrankungsbild ähnelt zu Beginn einem akuten Asthmaanfall. Eine weitere häufige Komplikation der RSV-Infektion ist eine akute Mittelohrentzündung.5

Auch interessant: Welche Erkältungsmittel Kindern wirklich helfen – großer Ratgeber

Wann Eltern mit ihrem Kind unbedingt zum Arzt gehen sollten

Bei folgenden Anzeichen sollten Eltern mit ihrem Kind einen Kinderarzt aufsuchen oder die Lage in der Notfallambulanz abklären lassen:

  • Wenn ein kleines Kind offensichtlich Schwierigkeiten beim Atmen hat
  • Wenn ein kleines Kind schnell atmet
  • Wenn ein kleines Kind insbesondere beim Ausatmen pfeifende Atemgeräusche hat
  • Fieber hält länger als drei oder vier Tage an oder steigt über 39 Grad Celsius
  • Babys unter drei Monaten mit Fieber über 38 Grad
  • Starker Husten
  • auffällige Abgeschlagenheit
  • Wenn es Probleme mit dem Füttern gibt und Kinder Nahrung und Trinken verweigern oder erbrechen

Anzeichen bei Erwachsenen

Bei Erwachsenen verlaufen RSV-Erkrankungen laut Bundesgesundheitsministerium häufig mit Erkältungssymptomen (Schnupfen und häufig Husten), allgemeinem Krankheitsgefühl, Kurzatmigkeit sowie Fieber. Bei Erwachsenen mit erhöhtem Risiko für schwere RSV-Erkrankungen (schwere Vorerkrankungen des Herzens oder der Lunge sowie eine Immunschwäche) kann es zu Komplikationen wie etwa einer Lungenentzündung kommen.

Behandlung und was man bei einer Infektion beachten sollte

Bei einer RSV-Infektion wird empfohlen, möglichst zuhause zu bleiben und Kontakte sowie den Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen zu meiden (wie z.B. Kindergärten). Die Therapie von RSV erfolgt entsprechend den Krankheitssymptomen mit einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr und ggf. der Verwendung von Nasensprays oder Nasentropfen zur Abschwellung der Nasenschleimhaut. Was bei Erkältungssymptomen wirklich hilft, lesen Sie hier. Bisher wurden keine speziellen Medikamente entwickelt, die das RS-Virus selbst bekämpfen und damit den Krankheitsverlauf abkürzen.

Sofern sich die Symptome jedoch verschlechtern oder Atemnot auftritt, sollte ärztliche Hilfe aufgesucht werden.

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Wie können Familien ihre Kinder vor einer RSV-Infektion schützen?

Den besten Schutz gegen eine RSV-Infektion bieten normale Hygieneregeln, etwa Händewaschen und in die Armbeuge oder in ein Papiertaschentuch niesen oder husten. Optimalerweise sollten sich erkrankte Kleinkinder mit Erkältungssymptomen von kleinen Säuglingen fernhalten. Bei der Prophylaxe durch einen Impfstoff hat sich inzwischen viel getan: Seit Ende Juni 2024 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) allen Neugeborenen und Säuglingen unabhängig von möglichen Risikofaktoren eine RSV-Prophylaxe mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab als Einzeldosis vor bzw. in ihrer ersten RSV-Saison. Säuglinge, die zwischen April und September geboren sind, sollen diese möglichst im Herbst erhalten. Neugeborene, die während der RSV-Saison (üblicherweise zwischen Oktober und März) geboren werden, sollen Nirsevimab möglichst rasch nach der Geburt bekommen.

Erwachsene, für die RSV-Impfung empfohlen wird

Die STIKO empfiehlt allen Personen über 75 Jahre eine einmalige RSV-Impfung als Standardimpfung idealerweise im September bzw. Anfang Oktober, also vor der RSV-Welle. Zur weiteren Gruppe, für die eine Impfempfehlung ausgesprochen wird, sind Personen zwischen 60 und 74 Jahren mit schweren Formen von chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane, chronischen Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen, chronischen neurologischen und neuromuskulären Erkrankungen, hämato-onkologischen Erkrankungen, Diabetes mellitus (mit Komplikationen) sowie bei angeborener oder erworbener Immundefizienz. Zur Verfügung stehen derzeit die beiden proteinbasierten RSV-Impfstoffe Arexvy und Abrysvo. Beide seit Sommer 2023 zugelassenen RSV-Impfstoffe können laut Robert Koch-Institut gleichzeitig mit der saisonalen Influenza-Impfung gegeben werden.6

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Frauenärzteverband empfiehlt Impfung Schwangerer

Seit Ende 2023 ist auch ein RSV-Impfstoff für Schwangere zugelassen. Dieser ermöglicht einen Nestschutz für das Ungeborene, heißt: Geimpft wird nicht das Baby, sondern die Mutter in der Schwangerschaft. Sie bildet dann Antikörper, die auf das Ungeborene übertragen werden. Das Kind soll somit in den ersten Lebenswochen, wo die Gefahr einer Infektion mit dem RS-Virus besonders hoch ist, davor geschützt sein. Medizinische Fachgesellschaften wie der Berufsverband der Frauenärzte e. V. empfehlen diese Schutzimpfung für Schwangere – und zwar ab der 32. Schwangerschaftswoche.7

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Zahlt die Krankenkasse die Impfung?

Kurz gesagt: Die Krankenkassen zahlen die RSV-Impfung für Babys und ältere. Säuglinge haben durch die RSV-Prophylaxeverordnung bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres einen Versorgungsanspruch. Und für Erwachsene ab 75 Jahren sowie Erwachsene zwischen 60 und 74 mit Erkrankungen (schweren Formen von chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane, chronischen Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen, chronischen neurologischen und neuromuskulären Erkrankungen, hämato-onkologischen Erkrankungen, Diabetes mellitus (mit Komplikationen) sowie bei angeborener oder erworbener Immundefizienz ) wird die Impfung auch von der Kasse bezahlt. Ebenfalls können sich Pflegeheimbewohner bereits ab einem Alter von 60 Jahren impfen lassen.8

Schwangere können bei ihrer Krankenkasse anfragen, ob die Kosten für die RSV-Impfung erstattet werden.

Themen Grippe Impfen

Quellen

  1. Robert Koch-Institut: ARE-Wochenbericht des RKI (aufgerufen am 04.02.3035) ↩︎
  2. Robert Koch-Institut: Ratgeber RSV-Infektion (2024, aufgerufen am 04.02.2025) ↩︎
  3. Lungenärzte im Netz: RSV kann auch für Erwachsene gefährlich werden (2023, aufgerufen am 05.02.2025) ↩︎
  4. Bundesministerium für Gesundheit: Fragen und Antworten zu Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) (aufgerufen am 04.02.2025) ↩︎
  5. AOK: RS-Virus bei Babys und Kleinkindern (aufgerufen am 04.02.2025) ↩︎
  6. Robert Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Schutzimpfung gegen RSV (November 2024, aufgerufen am 04.02.2025) ↩︎
  7. Berufsverband der Frauenärzte e. V.: Schwangerschaft – Experten empfehlen RSV-Impfung (2023, aufgerufen am 04.02.2025) ↩︎
  8. Kassenärztliche Bundesvereinigung: Krankenkassen zahlen RSV-Impfung bei älteren Erwachsenen (2024, aufgerufen am 04.02.2025) ↩︎

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