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Vor allem Kinder betroffen

Infektionen nehmen zu – was macht das RS-Virus so unberechenbar?

Kind mit RS-Virus
Deutsche Kinderkliniken stoßen an ihre Grenzen. Denn immer mehr Kinder mit dem RS-Virus müssen stationär behandelt werden. Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

5. Dezember 2022, 15:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Immer mehr mit dem RS-Virus infizierte Kinder in Deutschland benötigen eine stationäre Behandlung. Doch freie Betten sind knapp, vielerorts gibt es gar keine mehr. Und laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) wird sich die Lage vorerst wohl nur weiter verschlimmern. Lesen Sie bei FITBOOK mehr über den Erreger und was eine RSV-Infektion vor allem für Säuglinge und Kleinkinder so gefährlich macht.

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Deutschlandweit melden Kinderkliniken eine Überbelegung der Betten, weshalb mitunter Säuglinge in bis zu 100 Kilometer entfernte Einrichtungen verlegt werden müssen. Denn es mangelt an allen Enden an Klinikpersonal. Die Folgen sind dramatisch – auch für Patienten mit chronischen Erkrankungen oder etwa geplanten Eingriffen. Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) müssen zugunsten von akuten RS-Infektionsfällen z. B. terminierte Herzoperationen an Kindern verschoben werden. Doch anders geht es wohl nicht, denn ohne gezielte Behandlung können vor allem Kleinkinder an den Folgen des für sie besonders gefährlichen RS-Virus sterben.

Kaum noch freie Betten für Kinder mit RS-Virus

Das RKI hat es kommen sehen. Das Institut warnte bereits vor Wochen davor, dass Infektionen mit dem RS-Virus (Respiratorischen Synzytial-Virus, RSV) insbesondere bei Kleinkindern vermehrt zu Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen führen werden. Inzwischen sei es keine Kurve mehr, „sondern die Werte gehen senkrecht nach oben“, wie Kinder-Intensiv- und Notfallmediziner Florian Hoffmann gegenüber der dpa äußerte. Die Verfügbarkeit der freien Betten werde durch einen Notstand an Mitarbeitern in allen Bundesländern weiter eingeschränkt. Zahlreiche Kliniken müssen die Behandlung von Notfall-Patienten daher ablehnen.

Die Lage in den Krankenhäusern sei aufgrund von Infektionen mit dem Coronavirus und Grippe ohnehin bereits prekär. Die dramatisch steigenden Zahlen an Kinderpatienten mit dem RS-Virus verschlimmere sie nur weiter.

Warum erkranken gerade jetzt so viele Kinder?

Nicht nur in Deutschland, generell auf der Nordhalbkugel gebe es laut Hoffmann ein „dramatisches epidemisches Geschehen“. Dabei handelt es sich beim RS-Virus nicht um einen neuen Erreger. Darauf macht der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) aufmerksam. Normalerweise hätten innerhalb des ersten Lebensjahres 50 bis 70 Prozent und bis zum Ende des zweiten Lebensjahres nahezu alle Kinder mindestens eine Infektion mit RSV durchgemacht. Doch im Zuge der Corona-Schutzmaßnahmen waren viele solcher Infektionen zeitweise ausgeblieben. Da nun Kinder z. B. in der Schule keine Maske (mehr) tragen, infizieren sie sich schnell.

Viele schwere Verläufe bei Säuglingen unter vier Monaten

Vor allem bei Säuglingen unter vier Monaten und Kindern mit chronischen Erkrankungen kann die Atemwegserkrankung so schwer verlaufen, dass sie im Krankenhaus behandelt werden muss. Laut dem BVKJ kann eine RSV-Infektion zu einer Bronchiolitis führen, einer Entzündung der kleinen Bronchien. Die Schleimhäute schwellen dann an, außerdem bildet sich Schleim, der dem Kind das Atmen schwer macht. Eine RSV-Infektion kann demnach auch zu einer Lungenentzündung führen.

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RS-Virus für Erwachsene weniger gefährlich

Auch Erwachsene erkranken an dem stark ansteckenden Virus. Doch bei ihnen verläuft die Infektion für gewöhnlich glimpflich – Ausnahmen sind Menschen mit Immunschwäche oder unterdrücktem Immunsystem. Bei Säuglingen und Kleinkindern dagegen nehmen Ärzte den Erreger von vornherein sehr ernst. Besondere Risikopatienten seien laut RKI Frühgeborene und Kinder mit Lungen-Vorerkrankungen.

Auf diese Symptome sollten Eltern achten

„Wenn ein kleines Kind offensichtlich Schwierigkeiten beim Atmen hat, schnell atmet und insbesondere beim Ausatmen giemende (= pfeifend, knisternd oder zischend, Anm. d. Red.) Atemgeräusche hat, sind das Alarmsignale,“ erklärt Kinderarzt Ulrich Fegeler vom BVKJ. Ebenso seien Fieber, Husten und eine auffällige Abgeschlagenheit des Kindes mögliche Anzeichen. Das RKI mahnt weiterhin, Probleme beim Füttern ernst zu nehmen. So könne es sein, dass mit dem RS-Virus infizierte Kinder Nahrung und Trinken verweigern oder erbrechen. In derartigen Fällen sollten Eltern einen Kinderarzt aufsuchen oder die Lage in der Notfallambulanz abklären lassen.

Neben RS- auch mehr Sari-Infektionen

Neben Infektionen mit dem RS-Virus seien auch solche mit der Atemwegserkrankung Sari auf dem Vormarsch. Bedingt durch die ungewöhnlich starke RSV-Zirkulation würden laut RKI deutlich mehr Sari-Fälle bei den bis Vierjährigen verzeichnet als in den vorpandemischen Jahren und im Vorjahr. Ebenso in den folgenden Altersgruppen bis 14 Jahre liegen die Sari-Werte demnach auf einem sehr hohen Niveau.

Wie geht es weiter?

„Wir müssten nun eigentlich Notfall-Mechanismen aktivieren, zum Beispiel Pflegepersonal aus der Erwachsenenmedizin hinzuziehen.“ Dies erklärte Mediziner Hoffmann bereits vergangene Woche. In diesem Sinne forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Krankenkassen dazu auf, eine Überprüfung der Personaluntergrenzen vorläufig auszusetzen. Darüber berichtete u. a. „Ärzteblatt“. Eltern sollten Vorsorgeuntersuchungen ihrer Kinder – sofern möglich – verschieben.

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Mit Material von dpa

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