18. Juli 2023, 13:37 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Schon seit vielen Jahren schwankt das Körpergewicht von Robbie Williams (49) in großen Amplituden. Zuletzt zeigte seine Gewichtskurve nur noch nach unten, die Fans sind besorgt. Nun offenbarte der Superstar, wie traurig ihn die psychische Erkrankung macht, die sich offenbar dahinter verbirgt: „Es ist eine verdammte Katastrophe.“
„Ich könnte ein Buch über Selbsthass schreiben, wenn es um mein Körperbild geht“, schreibt der Sänger in einem Posting auf Instagram, in dem er Fans tief in seine Seelenleben blicken lässt. Superstar Robbie Williams leidet nach eigenen Angaben an einer Körperwahrnehmungsstörung, genannt Dysmorphophobie. Betroffene beschäftigen sich übermäßig mit körperlichen Makeln, die sie sich einbilden. Der Leidensdruck ist enorm, denn diese Menschen können nicht aufhören, über ihr Äußerliches nachzudenken. Jede soziale Konfrontation triggert ihre Störung, weil sie sich ins Bodenlose vergleichen – und niemals zufrieden sind mit ihrem Aussehen sind, weil das innere Ideal unendlich hoch gesetzt wird. Wie verbreitet ist die Krankheit, an der Robbie Williams leidet?
Übersicht
- Der Superstar glaubt an seine eigene Hässlichkeit
- KDS – die verbreitete Krankheit, an der Robbie Williams leidet
- Williams: „Ich habe das mein ganzes Leben lang gehabt“
- Fans umarmen Robbie Williams mit Worten und danken dem Superstar
- Wie verbreitet ist die Krankheit?
- Sorgen um das Aussehen – ist es schon eine KDS? Selbsttest gibt Auskunft
- Quellen
Der Superstar glaubt an seine eigene Hässlichkeit
Der Superstar glaubt an seine eigene Hässlichkeit „Wenn ein Geist dir eine Superkraft anbieten würde: entweder die Fähigkeit zu fliegen oder essen zu können, und dabei dein Zielgewicht zu halten – ich würde mich jeden Tag für die Zielgewichtsernährung entscheiden. Was ist mit dir?“, schreibt Robbie Williams sich den Frust von der Seele in seinem neuesten Instagram-Posting. Von „purem Selbsthass“ ist die Rede. Der 49-Jährige glaubt an seine eigene Hässlichkeit. Man staunt über diese harten Worte, die er über sich selbst wählt. Hinter seinem extrem negativen Selbstbild steckt nach eigenen Angaben eine Dysmorphophobie.
KDS – die verbreitete Krankheit, an der Robbie Williams leidet
Die sogenannte Körperdysmorphe Störung (kurz: KDS) ist eine Störung des eigenen Körperbildes. Die Erkrankung beginnt häufig im jungen Erwachsenenalter; die Symptome verschwinden in der Regel nicht von allein, sondern werden mit den Jahren immer belastender. Menschen, die an der mentalen Störung leiden, zeigen Symptome wie eine extreme Beschäftigung mit einem vermeintlichen Schönheitsfehler, sind überzeugt davon, dass andere sie hässlich finden und legen Verhaltensweisen an den Tag, die darauf abzielen, den vermeintlichen Makel zu korrigieren oder zu verbergen. Sie vermeiden soziale Situationen und zeigen perfektionistische Tendenzen. Betroffene kreisen um sich selbst und ihren eingeredeten Mangel. Und leiden höllisch darunter. Mehr zu den Symptomen der Erkrankung und auf welche Körperstellen sich Betroffene meistens fixieren, hat FITBOOK hier zusammengetragen.
„Friends“-Star Lisa Kudrow und Megan Fox sind auch betroffen
Neben „Friends“-Star Lisa Kudrow hat auch Schauspielerin Megan Fox (37) ihre Erkrankung öffentlich gemacht: Sie sei besessen davon gewesen, auf eine bestimmte Weise aussehen zu müssen, sagte sie kürzlich an Rande eines Bademoden-Shootings für die „Sports Illustrated Swimsuits 2023“. Wer eins und eins zusammenzählen kann, dem dürfte klar sein, dass ein solcher Job Gift ist – wenn man an einer krankhaften Körperwahrnehmungsstörung leidet. Denn worum geht es bei Bademoden, wenn nicht um makellose Körper?
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Williams: „Ich habe das mein ganzes Leben lang gehabt“
Wie hoch der Leidensdruck sein muss, zeigen die traurigen Worte, die Robbie Williams gewählt hat: „Der Kampf ist real, die Traurigkeit schockierend. Ich habe das mein ganzes Leben lang gehabt“, so Williams. Und sarkastisch an sich selbst gerichtet: „Und jetzt bist du alt, Glückwunsch!“ Liest man dieses Posting, springt einen aus jeder Zeile Frust und Wut an. Wut auf sich selbst, das Problem nicht in den Griff bekommen zu haben. Nicht in der Vergangenheit, nicht in der Gegenwart. Und auch für die Zukunft klingt das nicht gerade optimistisch: „Es wird nicht nachlassen.“
Er sei nicht auf der Suche nach Komplimenten, so Williams. Er teile diese Sache, um sich ein Stück weit davon zu befreien und Menschen, die sich darin wiedererkennen, vielleicht zu helfen: „Vielleicht hilft es uns beiden.“
Fans umarmen Robbie Williams mit Worten und danken dem Superstar
Die Fans umarmen ihn mit wohlwollenden Worten; offenbar können viele von ihnen etwas damit anfangen: „Es ist ein Kampf, den so viele von uns nachvollziehen können“, schreibt jemand. Das immer noch herrschende Gesellschaftsbild vom „dünnen Idealkörper“ halte die Störung aufrecht, schlussfolgert die gleiche Person. Eine andere schreibt: „Mir geht es genauso… in meinen Gedanken bin ich IMMER übergewichtig und es ist so anstrengend.“ Sehe sie Fotos von sich, vermute sie, diese seien gephotoshoppt. Es sei ihr einfach nicht möglich, ihren Körper wohlwollend zu betrachten.
So traurig Williams‘ Worte sind, so ermutigend ist sein öffentliches Bekenntnis zur Dismorphophobie für die Fans: „Das hilft so vielen Menschen und hoffentlich auch dir selbst. Deine Worte bringen mich zum Lachen!“, schreibt ein weiblicher Fan.
Wie verbreitet ist die Krankheit?
Psychotherapeutin Katarina Schieber von der Uniklinik Erlangen und andere stellten 2015 in einer Studie dar, dass 16 Prozent der deutschen Bevölkerung davon überzeugt sind, einen hässlichen Körperteil zu haben, obwohl andere Menschen diese Meinung nicht teilen oder für stark übertrieben halten.1 Das alleine ist allerdings noch keine KDS – diese wird erst diagnostiziert, wenn Sorgen um das Aussehen mit erheblichen Leiden einhergehen. Zahlen zu Körperwahrnehmungsstörungen gibt es aber auch, bspw. aus dem Jahr 2010 von der Psychologischen Psychotherapeutin Prof. Dr. Ulrike Buhlmann, die an der Uni Münster eine KDS-Ambulanz leitet. Sie fand heraus, dass zwischen 0,8 und 3,2 Prozent der Bevölkerung nach strengen Maßstäben von einer KDS betroffen sind.2 Es zeigt, dass die Körperdysmorphe Störung ein klinisch relevantes Problem darstellt.
Sorgen um das Aussehen – ist es schon eine KDS? Selbsttest gibt Auskunft
Wenn Sie sich Sorgen um Ihr Aussehen machen, die das Ausmaß einer Körperdysmorphen Störung annehmen können, oder dies bei einem nahestehenden Menschen vermuten, können Sie auf der Internetseite der Uni Münster einen Selbsttest durchführen, den Prof. Dr. Ulrike Buhlmann aufgesetzt hat.3 Der Test dauert etwa 20 Minuten. Die Internetseite KDS-Net.de, auf der Forscherinnen sechs verschiedener deutscher Universitäten ihr Wissen zur Erkrankung bündeln, gibt Tipps für Angehörige und beschreibt die Behandlungsmöglichkeiten.4 Als besonders aussichtsreich für die Bewältigung gilt die Kognitive Verhaltenstherapie.
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Quellen
- 1. Schieber K., Kollei I., de Zwaan M. et al. (2015). Classification of body dysmorphic disorder — What is the advantage of the new DSM-5 criteria? Journal of Psychosomatic Research.
- 2. Buhlmann U., Glaesmer H., Mewes R. et al. (2010). Updates on the prevalence of body dysmorphic disorder: A population-based survey. Psychiatry Research.
- 3. KDS-Ambulanz der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster: „Selbsttest für Sorgen um das Aussehen“ (2019, aufgerufen am 18.07.2023)
- 4. Wissenschaftliches Netzwerk Körperdysmorphe Störung (KDS-Net): Körperdysmorphe Störung (aufgerufen am 18.07.2023)